Apotheker sauer

Ab Dienstag: Drogeriekette dm verkauft jetzt auch Medikamente!

Die Drogeriemärkte haben jetzt auch rezeptfreie Arzneimittel im Angebot. Liefert sich jetzt dm einen Preiskrieg mit Apotheken?

Author - Stefan Doerr
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Die Drogeriekette dm bietet ab Dienstag rezeptfreie Medikamente online an.
Die Drogeriekette dm bietet ab Dienstag rezeptfreie Medikamente online an.IMAGO/Joko

Die Drogeriemarktkette dm greift weiter nach dem Gesundheitsmarkt – und bringt klassische Apotheken in Bedrängnis. Ab Dienstag, 16. Dezember, startet das Unternehmen eine eigene Online-Apotheke. Kundinnen und Kunden können dort rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel direkt bestellen!

„Zum Start konzentrieren wir uns auf nicht verschreibungspflichtige Apothekenprodukte“, erklärte dm-Chef Christoph Werner der dpa in Karlsruhe. Bei diesen Produkten entschieden die Kundinnen und Kunden selbst, welches Mittel sie kaufen. Das unterscheide sie klar von verschreibungspflichtigen Arzneien, deren Auswahl allein bei den Ärzten liege.

3500 Medikamente und Hautprodukte bei dm im Angebot

Zum Start soll das neue Angebot unter dem Namen „dm-med“ rund 2500 rezeptfreie Arzneimittel sowie etwa 1000 Produkte aus dem Bereich Hautkosmetik umfassen, berichtete das Handelsblatt. Damit erweitert dm sein bisheriges Sortiment deutlich – und rückt näher an den klassischen Aufgabenbereich der Apotheken heran.

Der Zeitpunkt scheint gut gewählt. In Zeiten von Selbstoptimierung und wachsendem Gesundheitsbewusstsein trifft dm einen Nerv. Laut einer im November veröffentlichten YouGov-Studie fühlen sich 47 Prozent der Menschen in Deutschland nicht gesund. Genannt werden unter anderem Probleme mit dem Körpergewicht, Schlafstörungen und hoher Stress.

Der Arzneimittel-Markt verspricht Milliardenumsätze, davon will dm ein Stück vom Kuchen abhaben.
Der Arzneimittel-Markt verspricht Milliardenumsätze, davon will dm ein Stück vom Kuchen abhaben.IMAGO/Rust

Bei den Vertretern von Apotheken stößt das neue Angebot allerdings auf deutliche Kritik. Der Deutsche Apothekerverband warnt vor einer Verwischung der Grenzen zwischen Apotheke und Drogeriemarkt. „Es muss klar sein, dass ein hochwirksames und damit potenziell auch gefährliches Arzneimittel nur fachgerecht von einer Apotheke abgegeben und nicht marketinggesteuert von einem Drogeriemarkt rausgehauen werden darf“, sagte der Verbandsvorsitzende Hans-Peter Hubmann.

Profitieren Kunden vom erweiterten Angebot?

Für die Apotheken bedeutet der Vorstoß von dm vor allem eines: neue Konkurrenz. BWL-Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn sieht deshalb möglicherweise fallende Preise für Arzneimittel und Kunden als Nutznießer. „Die Preise in den klassischen Apotheken sind deutlich höher, das sieht der Kunde sofort“, sagt er. Mehr Wettbewerb könnte zu Innovationen auch bei den klassischen Apotheken führen, sagte er. „Da gab es in den letzten Jahren wenig Neues, was Produkte und Angebote angeht.“

Auch Thilo Kaltenbach, Gesundheitsexperte bei der Strategieberatung Roland Berger, hält kurzfristig attraktivere Angebote für möglich. Allerdings bremst er die Erwartungen: Die Preise für rezeptfreie Arzneimittel seien in Deutschland seit Längerem nicht mehr festgelegt, „so dass es keinen plötzlichen Erdrutsch geben wird“. (dpa)