59 Stunden Streik

Hunderte Flüge fallen aus: Bodenpersonal der Lufthansa streikt ab Donnerstag

200.000 Passagiere betroffen! Verdi ruft von Donnerstag bis Samstagfrüh zur Arbeitsniederlegung des Bodenpersonals auf, erste Warnstreiks schon ab Mittwochabend.

Teilen
Ab Donnerstag streikt erneut das Bodenpersonal der Lufthansa.
Ab Donnerstag streikt erneut das Bodenpersonal der Lufthansa.Boris Roessler/dpa

Der nächste Verdi-Warnstreik bei der Lufthansa erwischt voll die Passagiere. Die Gewerkschaft hat das Bodenpersonal zum bisher längsten Warnstreik aufgerufen. 59 Stunden lang. Von Donnerstag bis Samstagfrüh werden die meisten Flüge ausfallen. Der Streik soll am Donnerstag um 4 Uhr beginnen und am Sonnabend um 7.10 Uhr enden.

Nachdem in der vergangenen Woche die Ausstände bei Technik und Fracht nur geringe Auswirkungen auf den Passagierverkehr hatten, legt die Gewerkschaft nach und ruft den bislang längsten Ausstand im Passagierbereich aus. Am Donnerstag, Freitag und Samstagmorgen sollen erneut möglichst viele Flüge am Boden gehalten werden, um den Druck auf den Lufthansa-Konzern zu erhöhen.

200.000 Passagiere sind vom Warnstreik bei der Lufthansa betroffen

Laut Lufthansa dürften rund 200.000 Passagiere betroffen sein. Personalvorstand Michael Niggemann warf Verdi vor, gezielt die Eskalation zu suchen: „Es wird weitaus mehr gestreikt als verhandelt.“ Die Gewerkschaft schade mit einer kompromisslosen Haltung dem Unternehmen, Hunderttausenden Kunden und den Mitarbeitern. „Anders als in vielen anderen von Verdi bestreikten Bereichen haben unsere Kundinnen und Kunden aufgrund der internationalen Konkurrenz alternative Auswahlmöglichkeiten.“ Dies ignoriere die Gewerkschaftsführung.

Passagiere der Lufthansa gucken am Donnerstag und Freitag mal wieder in die Röhre.
Passagiere der Lufthansa gucken am Donnerstag und Freitag mal wieder in die Röhre.dpa/Carsten Koall

Die Gewerkschaft hat das gesamte Bodenpersonal zum Warnstreik aufgerufen. Er soll in den passagiernahen Bereichen am Donnerstag um 4 Uhr beginnen und am Sonnabend um 7.10 Uhr enden. Bei Fracht und Technik gelten abweichende Zeiten, teilweise bereits ab Mittwochabend. Die Lufthansa sprach von 59 Stunden, die sich mit den vorangegangenen Runden auf 145 Stunden Warnstreik addierten.

Parallel laufen zudem Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsunternehmen an den größeren deutschen Flughäfen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich diese Kollegen den Lufthanseaten anschlössen, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Bei den vorangegangen, jeweils gut eintägigen Streikwellen des passagiernahen Bodenpersonals hatte die Lufthansa zwischen 80 und 90 Prozent des Programms gestrichen, so dass jeweils Hunderte Flüge vor allem an den Drehkreuzen Frankfurt und München ausfielen. Sollten zudem die Luftsicherheitsleute streiken, droht eine vollständige Schließung der Flughäfen für die Passagiere, weil niemand mehr vor dem Zutritt kontrolliert werden könnte.

Verdi verlangt 12,5 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten

In den festgefahrenen Gesprächen bei der Lufthansa geht es in erster Linie um mehr Geld fürs Bodenpersonal. Verdi verlangt auf ein Jahr 12,5 Prozent mehr Geld, während die Lufthansa bei einer Laufzeit von 28 Monaten bislang 10 Prozent angeboten hat. Vergleichsweise unstrittig ist nach vier Verhandlungsrunden die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro.

Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky bedauert in einer Mitteilung die Auswirkungen des neuerlichen Warnstreiks auf die Passagiere: „In den vergangenen Tagen haben wir bewusst den Passagierverkehr mit unseren Streiks ausgelassen. Lufthansa vermittelt uns mit dem Ignorieren unserer Verhandlungsaufforderung jedoch, dass sie sich erst bewegen wird, wenn der Druck weiter steigt. Für die Passagiere braucht es dringend Lösungen und Zuverlässigkeit. Die Beschäftigten und wir sind bereit, dies mit einem ernsthaften Angebot herzustellen.“