Prozess-Auftakt

Mann (35) wollte Nachbarn anzünden: „Ich mag den Geruch von Benzin“

Er soll versucht haben, einen Syrer zu töten, indem er Benzin im Flur ausgoss. Aber zum Glück hatte er sein Feuerzeug vergessen.

Author - Berliner KURIER
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Prozessauftakt unter Vorsitz von Richter ist Thomas Groß. Es wurde ohne den Angeklagten verhandelt. Dmitry P. (35) hat sich nicht vorführen lassen.
Prozessauftakt unter Vorsitz von Richter ist Thomas Groß. Es wurde ohne den Angeklagten verhandelt. Dmitry P. (35) hat sich nicht vorführen lassen.Pressefoto Wagner

Wenn der eine Nachbar dem anderen literweise Benzin vor die Tür kippt: Wollte Dmitry P. (35) bei dem Anschlag in der 11. Etage einen Syrer (30) töten?

Der Kanister-Mann sechs Monate später vor dem Landgericht – ein arbeitsloser Schiffsmechaniker, kahlgeschoren, redselig. Ein Täter, der sich eher als ein Spaßvogel sieht: „Es war alles nur ironisch gemeint.“

Die Anklage aber lautet auf versuchten Mord und versuchte Brandstiftung. Von einem rassistischen Motiv geht die Staatsanwältin aus. Denn P. krakeelte bei seiner Festnahme: „Ich bin Nazi, hasse Ausländer!“

Der 22. Dezember in einem Hochhaus in der Zingster Straße (Neu-Hohenschönhausen). Gegen 14.25 Uhr zog P. mit einem 20-Liter-Kanister los. Über zehn Liter verschüttete er laut Anklage. Es floss in den Flur der Wohnung eines Syrers – der Teppich durchtränkt, die Sohlen der abgestellten Schuhe lösten sich bereits ab.

Der Syrer bemerkte den Benzingeruch

Er hatte laut Anklage sein Feuerzeug vergessen, ist deshalb zurück in seine Wohnung in der 10. Etage. Doch eine Nachbarin hatte die Polizei gerufen, weil P. zuvor in seiner eigenen Wohnung die Musikanlage voll aufgedreht hatte. Und der Syrer bemerkte einen verdächtigen Geruch, rief ebenfalls die Polizei.

Festnahme in der 10. Etage. Dmitry P. trug eine stichfeste Weste, in seinem Gürtel ein verbotenes Faust-Messer, in seiner Wohnung weitere Kanister mit Kraftstoffen. Damals gestand er: „Ich wollte die Leute da oben abfackeln.“

Kehrtwende vor Gericht: „Ich wollte das Benzin gar nicht anzünden.“ Er habe es auf einen „Umzug“ der besonderen Art angelegt: „Die Polizei sollte kommen, mich festnehmen und in den Knast bringen.“  Er sei kein Rassist - „habe kein Problem mit Ausländern“.

Muss Dmitry P. in die Psychiatrie?

In dem Hochhaus habe er nicht mehr leben wollen – „von oben kommen seit Jahren Lärm und Beleidigungen gegen mich, war nicht auszuhalten.“ Eine andere Wohnung hätte er aber nicht gefunden – auch wegen angehäufter Schulden. Da habe er sich gedacht: „Besser ins Gefängnis als obdachlos.“

Der Richter: „Es war eine hochgefährliche Situation, ein Funke hätte gereicht.“ Dmitry P.: „Von oben kam doch so ein Gebrüll.“ Und so gefährlich sei das auch nicht – „ich mag den Geruch von Benzin, es inspiriert mich“. Die 20 Liter Kanister habe er schon Wochen zuvor gekauft,  daneben geraucht und geschlafen.

Einen rechtlichen Hinweis gab das Gericht nun: „Bei einer Verurteilung kommt neben oder anstelle einer Strafe auch die Unterbringung von P. in einem psychiatrischen Krankenhaus in Betracht.“ Urteil: Voraussichtlich am 4. Juli. KE.