Die schwere Schien durchschlug den Boden der S-Bahn und bohrte sich durch den hinteren Waggon.  
Die schwere Schien durchschlug den Boden der S-Bahn und bohrte sich durch den hinteren Waggon.   Foto: Morris Pudwell

Als die S-Bahn der Linie S75 den Bahnhof Lichtenberg in der Nacht zu Donnerstag gegen 21.15 Uhr verließ, schrammten die Fahrgäste nur knapp an einer Katastrophe vorbei. Denn als der Zug kurz hinter dem Bahnhof über eine Weiche fuhr, sprang der hintere Waggon aus dem Gleis und riss eine Stromschiene heraus. Die bohrte sich durch den Boden des Waggons und spießte den Zug buchstäblich auf. Wie durch ein Wunder wurde dabei niemand verletzt. Doch wie kam es zu dem Unglück?

„Am Bahnhof Lichtenberg ist gegen 21.15 Uhr ein ausfahrender Zug der S-Bahn entgleist“, teilte die Feuerwehr noch in der Nacht mit. Und weiter: „Insgesamt 30 Personen wurden durch Einsatzkräfte in Sicherheit gebracht und vom Rettungsdienst gesichtet, niemand wurde verletzt“. Insgesamt waren daher mit 25 Rettern und sieben Fahrzeugen auch nur verhältnismäßig wenig Kräfte im Einsatz.

Jetzt stellt sich die große Frage, weshalb der tonnenschwere Zug  bei relativ geringem Tempo entgleisen konnte. Noch in der Nacht übernahmen Fachkräfte der Bundespolizei sowie das Eisenbahnbundesamt die Ermittlungen, zunächst konnte auch ein Anschlag nicht ausgeschlossen werden. Dieser schreckliche Verdacht bestätigte sich aber offenbar nicht.

Technisches oder menschliches Versagen?

Im Laufe des Vormittags hieß es am Donnerstag von Mitarbeitern der Deutschen Bahn, die die S-Bahn betreibt, dass vermutlich eine Weiche umgesprungen sei, währen der Zug über sie hinwegrollte. Da die Stellung der Weichen im Stellwerk automatisiert erfolgt, liege hier nach Aussagen von vor Ort „wohl eher technisches als menschliches Versagen“ vor. Die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle dauerten am Donnerstagnachmittag noch an. Unter anderem kam ein schwerer Spezialkran der Bahn zum Einsatz, der den entgleisten Waggon wieder  auf die Schienen setzte.

Anschließend sollte der Waggon abgeschleppt werden. Viele Fahrgäste mussten aufgrund der Aufräumarbeiten auf die U-Bahn der Linie 5 ausweichen – und standen hier entgegen der Corona-bedingten Empfehlungen dicht gedrängt. Zwar sollen volle U-Bahnen derzeit durch Maßnahmen wie eine höhere Taktung eigentlich vermieden werden. Doch die war am Donnerstag bei der U5 nicht möglich: Als Grund gab die BVG ausgerechnet eine Weichenstörung an.