Kolumne „Wir im Netz“

Willkommen in der Dada-Welt des Internets!

Das Internet und die sozialen Medien sind ein wundersamer Ort.

Author - Jana Hollstein
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Der 55-jährige Steve Buscemi in „30 Rock“, verkleidet als Teenager.
Der 55-jährige Steve Buscemi in „30 Rock“, verkleidet als Teenager.Everett Collection/imago

Ein fröhliches Hallo in die Runde! Sie wundern sich vielleicht. An dieser Stelle sind Sie es seit einiger Zeit gewohnt, Einblicke von meiner Kollegin Sabeth Stickford in das Leben über 50 zu bekommen. Vielleicht haben Sie aber auch ihre Kolumne am letzten Dienstag gelesen und wissen längst Bescheid, dass sie sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat. An ihrer statt lesen Sie an dieser Stelle ab heute mich. Das sind große Fußstapfen, die es zu füllen gilt.

Wie Sie wahrscheinlich anhand meines Porträts erkennen können, habe ich wenig über das Leben jenseits der 50 zu sagen. Stattdessen bin ich ein sogenannter Digital Native, aufgewachsen mit dem Internet. Ich bin einer dieser nervigen Menschen, die viel zu viel Zeit in den sozialen Medien verbringen. Was ich aber eigentlich noch lieber mag, als durch TikTok zu scrollen, ist, Menschen, die selbst kaum Zeit im Internet verbringen, Internetkultur zu erklären.

Das Internet und die sozialen Medien sind eine dadaistische Welt. Häufig hängen sich Menschen an kleinen, aber absurden Ereignissen auf, machen Witze darüber, dann machen andere Nutzer wiederum Witze über die Witze, bis die Witze so viele Ebenen haben, dass am Ende niemand, der nicht von Anfang an dabei war, wissen kann, worum es geht und warum es witzig ist.

Früher waren Katzenvideos das Rezept zum viralen Post

In den frühen Internet-Zeiten war es noch einfach: witzige Katzenbilder und -videos waren das Rezept zum viralen Post, und wer einmal viral ging, der hat es manchmal sogar in eine Talkshow geschafft. Heute ist das Internet übersättigt davon, eine Katze alleine juckt schon lange niemanden mehr. Das beliebteste Video auf TikTok im Moment? Ein Teller von mit Schokosoße übergossenen Erdbeeren, die Kamera bewegt sich im Takt zu peppiger Musik. Warum 44,1 Millionen Menschen da „Gefällt mir“ geklickt haben? Weiß niemand so genau. Inzwischen tun viele es, weil es witzig ist, dass so ein unspektakuläres Video so viele „Gefällt mir“-Angaben hat.

Das Internet ist ein mysteriöser Ort, und selbst Menschen, deren Job es ist, Menschen und Marken zu Social Media zu beraten, wissen nicht wirklich, was dazu führt, dass etwas viral geht. Und wenn etwas einmal die Runde macht, wird so viel darüber gesprochen, dass die meisten schon nach wenigen Tagen davon übersättigt sind.

Gerade wenn man von außen hineinsieht, macht es das oft schwer. Es gibt einen Witz, der in den sozialen Medien gerne gemacht wird über Menschen, die versuchen, Internetsprache und -kultur zu übernehmen, aber selbst offenbar nicht genug Zeit in sozialen Medien verbringen, um die vielen Ebenen zu verstehen: „How do you do, fellow kids?“ (Deutsch: „Wie geht es euch, liebe Mitschüler?“) Das sagt Steve Buscemis Charakter in der Serie „30 Rock“, als der damals 55-Jährige sich (ohne Erfolg) als Schüler verkleidet, um unauffällig in einer Schule Spionage zu betreiben.

Ich hoffe, ich kann Ihnen mit meiner Kolumne ein paar Einblicke in die große, weite Welt des Internets geben, ohne dass Sie sich gleich wie Steve Buscemi in „30 Rock“ fühlen müssen. Denn trotz seiner vielen Probleme ist das Internet ein bunter, witziger Ort, manchmal eine interessante Sozialstudie oder ein Abenteuer, aber auf jeden Fall unvorhersehbar! ■

Jana Hollstein schreibt immer dienstags für den KURIER über die große weite Welt des Internets. Mails an wirvonhier@berlinerverlag.com