Wir & die Stars

Wie viel Distanz ist angebracht? Das Problem mit dem Siezen und Duzen der Stars

Bei Interviews immer den richtigen Ton zu finden und zu wissen, wann man siezt und wann duzt, ist gar nicht so einfach, findet unsere Autorin.

Author - Julia Nothacker
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Trotz häufiger Interviews siezt Jenny Elvers.
Trotz häufiger Interviews siezt Jenny Elvers.Gartner/Imago

Promis duzen oder doch siezen? Eine Frage, die sich mir in den vergangenen Jahren als Promi-Reporterin schon des Öfteren stellte. Natürlich könnte man es einfach so handhaben wie bei „normalen“ Menschen, denen man begegnet: Kinder und Jugendliche duzen, Erwachsene siezen. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Wenn man die Promis aus Versehen duzt statt siezt

Bei gesetzten Einzelinterviews frage ich natürlich zu Beginn des Gesprächs, ob es okay ist, zu duzen. Bei kurzen Begegnungen am roten Teppich ist dafür meistens keine Zeit.

Ich gebe zu, bei den deutschen Promis habe ich einen Hang zum Duzen, zumindest bei denen, die im gleichen Alter sind wie ich. Oft interviewe ich diese ja aber auch nicht zum ersten Mal. Zu einigen wenigen Promis habe ich also ein mehr oder weniger persönliches Verhältnis. Doch leider passiert es mir ständig, dass ich auch Promis duze, die ich noch nie getroffen habe und/oder die älter sind als ich. Das ist natürlich auch mal unpassend. Für einen kurzen Moment kommt man den Promis ganz nah, indem man ihnen private Fragen stellt und Antworten erwartet, die einen eigentlich nichts angehen. Doch genau das ist Boulevard!

Ich erinnere mich zum Beispiel daran, als ich Kader Loth beim Abflug ins Dschungelcamp am Frankfurter Flughafen ganz selbstverständlich geduzt habe und sie mich dann siezte. DAS ist natürlich besonders unangenehm! Ein anderes Beispiel ist Jenny Elvers. Auch sie habe ich schon am roten Teppich geduzt und wurde dann knallhart von ihr gesiezt. Weil mir das dann so peinlich war, habe ich mir fest vorgenommen, in Zukunft vorsichtiger mit dem „Du“ zu sein – manchmal klappt das, manchmal nicht.

Welche Stars geduzt werden wollen

Zu meiner Verteidigung: Wenn man jahrelange Reality- und Trash-TV-Konsumentin ist, hat man nun mal irgendwann das Gefühl, diese Promis auch irgendwie persönlich zu kennen. Die Promis hingegen sehen mich zum ersten Mal in ihrem Leben – oder glauben, mich zum ersten Mal in ihrem Leben zu sehen, viele erkennen mich auch einfach nicht wieder. Für sie ist es also leicht, zu siezen.

Ich hingegen verfalle während eines Interviews oft automatisch, ganz unbewusst ins „Du“. Trash-Ikonen wie Kader verfolge ich seit ihrem Karrierestart 2004 bei „Big Brother“ – das ist jetzt also zwanzig Jahre her. Seitdem war die selbsternannte Trash-Queen bei „Die Alm“, „Die Burg“, „Wild Girls – Auf High Heels durch Afrika“, „Kampf der Realitystars“, „Promi Big Brother“ und „Das Sommerhaus der Stars“, um nur einige Formate zu nennen. Und ja, ich habe sie alle gesehen – und habe demnach viel mit Kader „erlebt“. Mittlerweile achte ich zwar mehr darauf, sie zu siezen, ich bin aber sicher: Übelnehmen, wenn mir doch ein „Du“ rausrutscht, wird sie es mir nicht.

Die Jungs von Santiano wollen beim Interview gerne geduzt werden.
Die Jungs von Santiano wollen beim Interview gerne geduzt werden.M. Kremer/Future Image/Imago

Das genaue Gegenteil passierte mir übrigens erst vor ein paar Wochen beim Interview mit zwei Mitgliedern der Band Santiano. Axel Stosberg und Björn Both sind Mitte, Ende Fünfzig und natürlich habe ich mit einem „Sie“ gestartet. Plötzlich guckten mich beide entgeistert an und teilten mir lachend mit, ich möchte sie doch bitte duzen. So kann es also auch gehen – der Bitte kam ich natürlich gerne nach.

Julia Nothacker schreibt donnerstags über Stars und Sternchen. Kontakt in die Redaktion per Mail an: wirvonhier@berlinerverlag.com