Wird „Das Traumschiff“ wirklich immer schlechter? Seit 1981 fährt das Kreuzfahrtschiff beim ZDF über die Weltmeere und erzählt von den meist dramatischen Verwicklungen der Passagiere und Crew-Mitglieder. Zufällige Begegnungen, bei denen die betrogene Ehefrau auf die Affäre ihres Mannes trifft oder vertauschte Kinder ihre wahren Eltern kennenlernen, bringen die Zuschauer heute aber eher zum Schmunzeln als zum Mitfühlen. Die Zeiten, in denen man vielleicht mal ergriffen vor dem Fernseher saß, weil zwei Liebende endlich zueinanderfinden, sind vorbei. Doch warum ist das so?
Absurde Drehbuch-Einfälle bei „Das Traumschiff“
Auch ich gucke seit Jahren „Das Traumschiff“ – jedoch weniger aus Unterhaltungs- als aus Nostalgie-Gründen. Ich bin Jahrgang 1984 und mit dem „Traumschiff“ aufgewachsen. Mittlerweile schaue ich die Sendung aber hauptsächlich deswegen, um mich zusammen mit meiner Schwester darüber lustig zu machen.
Oft gibt es so merkwürdige Drehbuch-Einfälle, dass einem auch gar nichts anderes übrig bleibt, als die Geschichten mit Humor zu nehmen. Ein Beispiel aus der vergangenen Weihnachtsfolge: Das Ziel der Reise ist Utah – ein US-Bundesstaat, der im Landesinneren und über 1000 Kilometer von der nächstgelegenen Küste in Kalifornien entfernt liegt. Für den Landausflug sollen alle Passagiere per Flugzeug anreisen. In der normalen Welt undenkbar. In Utah angekommen unternimmt ein Ehepaar, das in der Krise steckt, einen Ausflug in den Canyon und findet nicht mehr heraus. Zur Rettung kommt plötzlich ein attraktiver Cowboy angeritten, der natürlich Deutsch spricht. Während der Ehemann beim Auto warten soll, schwingt sich die Ehefrau ganz einfach mit aufs Pferd zum fremden Cowboy und lässt ihren Mann alleine. Auf der Ranch des Cowboys angekommen, bietet der Helfer in der Not ihr eine Dusche an. Eine Situation, die später zu einem erneuten Eifersuchtsanfall des Ehemannes führt.
Nur ein Beispiel dafür, wie sich die Drehbuchautoren Situationen so zurechtschreiben, damit die Geschichten irgendwie vorangehen – und sei es auf noch so absurde Weise.

Kommentare im Netz retten die Unterhaltung beim „Traumschiff“
Die Charaktere wirken blass und emotionslos, eine wirkliche Verbindung zwischen zwei Passagieren kommt nur selten auf. Und so stellt sich beim Zuschauer schnell eine Art Gleichgültigkeit ein, wer mit wem anbandelt und ob es am Ende zum Happy End kommt oder nicht. Kein Wunder, dass man immer öfter solche Kommentare findet: „Ich habe gerade das Traumschiff gesehen und ich fühle nichts.“
Bei all dem Schmu ist man dankbar für Social Media. Seit ein paar Jahren gehört es für viele Zuschauer nämlich dazu, nebenher die Kommentare der anderen Zuschauer zu verfolgen und vielleicht sogar selbst in die Diskussionen rund um die skurrilen Momente mit einzusteigen. Dies ist mittlerweile fast schon ein eigenes Unterhaltungsformat, das sich parallel zum „Traumschiff“ entwickelt hat. Nach dem Motto: „Wenn das ‚Traumschiff‘ es nicht schafft, mich zu unterhalten, dann zumindest die Kommentare im Netz.“ Und genau deswegen freue ich mich irgendwie schon jetzt auf die Osterfolge. ■