Dass Prime Video auch Reality-TV kann, hätte man bis März 2024 gar nicht gedacht. Bisher konkurrierte in dem Bereich lediglich die RTL- mit der ProSieben/Sat.1-Gruppe. Ob das Dschungelcamp, „Das Sommerhaus der Stars“, „Promis unter Palmen“ oder „Das große Promi-Büßen“, je nach Staffel hat mal der eine, mal der andere Sender bei mir die Nase vorn. Jetzt zieht Prime Video aber mit nur einem Format an allen großen Shows vorbei. Schon bei der ersten Staffel von „The 50“ im vergangenen Jahr fieberte ich mit, die zweite Staffel ist meiner Ansicht nach noch spannender. Woran liegt das?
Großer Reality-TV-Erfolg für Prime Video
Erstens: Das Konzept von „The 50“, einer Adaption der französische Realityshow „Les Cinquante“. Fünfzig Kandidaten folgen der Einladung eines geheimnisvollen Löwen und treten in verschiedenen Gruppenspielen gegeneinander an, die Verlierer landen auf der Abschussliste, die Gewinner können mit ihren Stimmen einige Verlierer zurück ins Spiel holen. Zwischendurch werden einzelne Kandidaten zum Spiel mit dem Fuchs zitiert, verliert der Kandidat, verringert sich die Gewinnsumme, die am Ende nicht einer der Reality-Stars, sondern ein Instagram-Follower gewinnt. Das Konzept geht auf jeden Fall auf. Die Kandidaten geben alles dafür, um einen Runde weiter zu kommen – wahrscheinlich auch deswegen, weil mit jedem Tag mehr in der Show auch ihre Gage steigt. Das erklärt auch den enormen Ehrgeiz mancher Kandidaten. Ob die Reality-Stars auch so ambitioniert wären, wenn es wirklich nur um die Gewinnsumme für den Instagram-Follower gehen würde?
Zweitens: Die Aufmachung der Show. Die Kandidaten taktieren, manipulieren auch teilweise und sind mit voller Leidenschaft dabei, wenn es um ihr Weiterkommen in der Show geht. Zwischendurch bahnen sich kleine Liebleien an und zerbrechen Freundschaften. Die Kandidaten schmieden Allianzen, haben Erfolg damit und scheitern im nächsten Moment mit ihren Plänen. Von einen auf den anderen Augenblick kann sich das ganze Spiel ändern. Genau das macht den großen Reiz der Show aus. In keinem Augenblick kommt Langeweile auf, es werden endlich keine rührseligen Briefe von zuhause mehr vorgelesen oder triste Lebensgeschichten am Lagerfeuer ausgepackt. Und trotzdem kommt es zu emotionalen Momenten, in denen der Zuschauer mitfühlen kann.

Warum „The 50“ so spannend ist
Drittens: Das Niveau. Dieses scheint nicht ganz so weit unten zu sein, wie über viele konkurrierende Formate behauptet wird. Zwar kommt es auch bei „The 50“ mal zu Momenten, in denen die Kandidaten – wie man so schön im Reality-TV sagt – ihr Gesicht verlieren, weil sie über die Stränge schlagen (zum Beispiel als Georgina Fleur Sam Dylan mit einer Handtasche schlägt), Situationen unter der Gürtellinie, Gewaltandrohungen oder Mobbing gab es trotz der riesigen Gruppe aber bisher noch nicht.
Das einzig Negative an „The 50“: Die Show ist viel zu schnell vorbei, jeden Montag werden vier neue Folgen veröffentlicht. Die Staffel hätte man ruhig ein bisschen strecken können. Doch so kann man sich immerhin schon auf die dritte Staffel freuen. ■