„Wir im Osten“

Jeder kennt Batman und Superman: Wer aber waren die Helden der DDR?

Unser Autor stellte sich die Frage beim Anschauen von Actionfilmen. Sie werden staunen, zu welchem Ergebnis er kam.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Der mit Brillanten besetzte Orden Held der DDR: Er bestand aus 900er-Gold, wurde unter anderem auch an Erich Honecker verliehen.
Der mit Brillanten besetzte Orden Held der DDR: Er bestand aus 900er-Gold, wurde unter anderem auch an Erich Honecker verliehen.DDR-Museum Berlin

Betrachtet man die Ereignisse der letzten Zeit, hat man den Eindruck, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. Und irgendwie wünsche ich mir da Superhelden, die dieses Chaos wieder schnell in Ordnung bringen.

Aber leider gibt es solche Typen wie Superman oder Batman nur in Comics oder in Filmen, die ich mir gerade anschaue, weil sie im Amazon-Abo nur noch für wenige Tage zu sehen sind. Und in echt? Die Klimaaktivisten, die so gerne heldenhaft die Welt retten wollen und deren Ansinnen vielleicht noch nicht einmal so schlecht ist, verbreiten mit ihren Aktionen nur Chaos. Sich auf die Straße zu kleben oder Denkmäler zu beschmieren sind nun wahrlich keine Helden- sondern Straftaten.

Michael Keaton als Batman in einer Verfilmung von 1989
Michael Keaton als Batman in einer Verfilmung von 1989Everett Collection

Während ich also nun diese Batman-Actionfilme anschaue, stelle ich mir die Frage: Welche Helden hatten wir eigentlich in der DDR? Denke ich an meine Kindheit und Jugend in diesem Land zurück, wurde man damals im Osten von der Staatspropaganda geradezu mit Helden überhäuft.

Dazu gehörte Ernst Thälmann. Von der DDR wurde er vollmundig als Held der Arbeiterklasse gefeiert, den wir als Pioniere schon fast wie einen Gott verehren mussten. Schaut man sich heute Thälmanns Biografie genauer an, tauchen gewaltige Zweifel auf, ob er diese Verehrung auch zu Recht verdiente. Genauso wenig waren Erich Honecker oder Stasi-Chef Erich Mielke Helden der DDR, obwohl sie diese Auszeichnung tatsächlich bekamen.

Heldenverehrung in der DDR: Noch heute steht das monumentale Ernst-Thälmann-Denkmal im Osten Berlins.
Heldenverehrung in der DDR: Noch heute steht das monumentale Ernst-Thälmann-Denkmal im Osten Berlins.Sabine Gudath

17 Mal wurde der Orden „Held der DDR“ verliehen – aber nur einer davon erhielt ihn zu Recht

Insgesamt 17 Mal wurde diese goldene, mit Brillanten geschmückte Medaille verliehen. Doch für mich war nur einer von ihnen wirklich ein Held der DDR: Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Weltall.

Egal wie man zu dem Staat stand: Natürlich war ich wie jeder von uns damals stolz darauf, dass 1978 ein DDR-Bürger in friedlicher Mission zu den Sternen flog. Ich verfolgte seinen Flug, schnitt Bilder von ihm aus Zeitungen aus, stand wie viele Zehntausende andere auch an der Straße und jubelte ihm zu, als Jähn Tage nach seiner Landung im offenen Wagen durch Berlin fuhr.

Sigmund Jähn bekam 1978 den Orden Held der DDR von Erich Honecker verliehen. Auch Honecker, Stasi-Chef Erich Mielke und der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew erhielten unter anderem diese Ehrung.
Sigmund Jähn bekam 1978 den Orden Held der DDR von Erich Honecker verliehen. Auch Honecker, Stasi-Chef Erich Mielke und der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew erhielten unter anderem diese Ehrung.Marie Henning/dpa

Für mich ist dieser Mann bis heute ein Held geblieben. Das lag an seiner menschlichen Art. Monate vor seinem Tod (er starb 2019) hatte ich mit Jähn telefoniert. Und er sagte mir, dass er sich mit der Auszeichnung gar nicht so wohlfühlte, ein Held zu sein. Für ihn waren es die Menschen, wie Techniker und Ausbilder, die ihm den Flug erst ermöglichten. Und es sind alle diejenigen, die mit ihrer Arbeit und ihrem Tun versuchen, jeden Tag diese Welt ein wenig friedlicher zu machen.

Für unseren Autor zählte auch die Buchfigur Ottokar Domma zu den Helden in der DDR.
Für unseren Autor zählte auch die Buchfigur Ottokar Domma zu den Helden in der DDR.privat/Eulenspiegelverlag/Kinderbuchverlag

Es gab noch viele andere Menschen in der DDR, die für mich Helden waren und noch sind. Dazu zählen alle, die 1989 den Mut hatten, auf die Straße zu gehen, um offen gegen die Missstände im Staat zu demonstrieren.

Um auf Batman zurückzukommen: Natürlich hatte ich in der DDR auch Helden, die es nur in Filmen oder Büchern gab. Es waren die Digedags aus dem Mosaik-Comic-Heft. Oder der  „braver Schüler Ottokar Domma“ aus den Büchern von Otto Häuser, der auf seiner frechen, aber humorvollen Art nicht nur gegen die Lehrer wetterte, sondern auch die Dinge offen ansprach, die im sozialistischen Schulsystem im Argen lagen.

Ich weiß, jeder von Ihnen könnte mir nun seine eigenen DDR-Helden aufzählen. Tun Sie es ruhig! Ich bin gespannt auf Ihre Mails!

Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com