Was für ein Regionalliga-Abend im Sportforum! 3:2 (1:1) besiegt der BFC Dynamo vor 2215 Zuschauern die U23 von Zweitligist Hertha BSC. Durch ein Tor in der Nachspielzeit. Mit einem Schlag löst sich alle Anspannung, das tiefgekühlte Stadion im Sportforum ist plötzlich ein heißer Jubel-Vulkan. Der BFC schiebt sich in der Tabelle mit einem Punkt an den Blau-Weißen vorbei ein Stück weiter nach oben und speichert ganz viel Energie für die kommenden Aufgaben.
Dynamo-Trainer Dennis Kutrieb (44) fasst hinterher treffend zusammen: „Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß, wie schön das ist und wie viel Spaß es macht, wenn man so spät den Siegtreffer erzielt. Da hat man auch wieder gesehen, welche Wucht wir im Sportforum hier haben mit den Fans. Alle sind ausgeflippt. Das ist ja das, wofür man Fußball spielt. Das sind genau die Momente, die dann wunderschön sind.“
Die wichtigste Zutat dabei – na klar – sind die Tore. Und mit denen, besser gesagt den Schützen, ist das aber an diesem Abend so eine Sache. Es ist lausig kalt, ein fieser Wind treibt einem teilweise auch noch Tränen in die ohnehin schon zusammengekniffenen Augen. Das Flutlicht - hallo, Senat, die Anlage aus dem im Abriss befindlichen Jahnsportpark könnte doch prima in Hohenschönhausen weitergenutzt werden, das wäre auch mal ein Schritt hin zur versprochenen Drittligatauglichkeit des Sportforums – ist eh nicht das beste. Da hat man dann von der Tribüne schon mal eine leicht getrübte Sicht.
David Grözinger: Highlight mit Ansage
Auch bei den Toren. 6. Minute: Kevin Lankford zirkelt einen Freistoß von halblinks Richtung Tor, der Ball schlägt zum 1:0 ein. Direkt? Vielleicht. Kurzer Anruf vom Stadionsprecherplatz nach unten auf die Trainerbank. Alles klar, dann schallt es durch kühle Rund: „1:0 für unseren BFC Dynamo, Torschütze Kevin Lankford.“ Na ja, hinterher klärt Ivan Knezevic auf: „Der Gröze war's.“ David Grözinger ist da neben dem Mittelfeldmann auf dem Weg in die Kabine und bestätigt: „Ja, ich war noch mit dem Fuß dran.“ Damit wäre das also geklärt.

Apropos Grözinger: Der Verteidiger läuft nicht nur mit neuer Kurzhaar-Kampffrisur auf, sein Bild ziert diesmal auch den Titel des Stadionheftes. Und das ist ein fast untrügliches Zeichen: Wer da drauf ist, sorgt beim Spiel eigentlich immer für einen besonderen Moment, das hat inzwischen fast schon einen Hauch von Magie.
Luca Wollschläger netzt dreimal ein
Und da ist auch noch das 2:1 (52.). Ecke Lankford, Getümmel vorm Hertha-Tor, Ball wieder drin. Über die Lautsprecher kommt die Durchsage: „2:1 für unseren BFC Dynamo, Torschütze Mcmoordy Hüther.“ Im Liveticker taucht hinter dem Namen vorsichtshalber noch ein „wohl“ auf. Die Zweifel sind durchaus berechtigt. „Mc“ staunt hinterher: „Was? Wurde ich angesagt? Ich war da gar nicht in der Nähe.“ Und nun?
Hier bringt Rufat Dadashov Licht ins Dunkle: „Kevin war's.“ Na bitte, hat Lankford doch sein Tor gemacht. Eher nicht, denn in die Statistik wird der Treffer wohl als Eigentor eingehen, Herthas Luca Wollschläger war zuletzt mit dem Kopf dran. Und hätte somit an diesem Tag dann dreimal eingenetzt. Denn Herthas Buden zum 1:1 (24.) und 2:2 (58.) gehen auch auf sein Konto - und zwar eindeutig.
Benny Wüstenhagen mit Premiere
Bleibt noch das Tor, das das Stadion erbeben lässt. Durch das vorherige Geschehen anscheinend leicht verunsichert, gibt es im Liveticker beim 3:2 (90.+3) diesmal beim Schützen in Klammer ein „vermutlich“. Nix da! Benny Wüstenhagen - so wird es auch über Mikrofon verkündet - vollendet mit dem Fuß eine tolle Kombination über Hüther und Tobias Stockinger. Ohne jeden Zweifel das erste Regionalliga-Tor des in Minute 79 eingewechselten Eigengewächses.