Mehrfach vorbestraft

Clan-Schoko-Dieb jammert: „Kenne nur Stress, Gewalt und SEK-Einsätze“

Fadie R. (33) ist der Bruder des ehemaligen stadtbekannten Intensivtäters Nidal R., der im Herbst 2018 erschossen wurde. Er selbst ist mehrfach vorbestraft.

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Fadie R. (hier mit seinem Anwalt) jammert vor Gericht:  „Ich kenne nur Stress, Gewalt, Probleme und SEK-Einsätze.“
Fadie R. (hier mit seinem Anwalt) jammert vor Gericht: „Ich kenne nur Stress, Gewalt, Probleme und SEK-Einsätze.“Pressefoto Wagner

Er räumte Schokoladen-Regale leer, klaute massenhaft Kaffee und Shampoo: Fadie R. (33) schob immer wieder voll beladene Einkaufswagen an Supermarkt-Kassen vorbei. Der vorbestrafte Mann aus dem Clan-Milieu erneut vor Gericht. Fadie R. jammerte: „Ich kenne nur Stress, Gewalt, Probleme und SEK-Einsätze.“ Er habe eine schwere Zeit hinter sich: „Ich hatte zwei Brüder, die ermordet wurden. Die Täter laufen frei rum.“

Zuerst traf es Nidal R. (36), der als gefährlicher Intensivtäter galt. Im Herbst 2018 wurde er selbst zum Opfer, als er auf dem Tempelhofer Feld unterwegs war. Vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder wurde achtmal auf ihn geschossen. Im April 2022 wurde Boxer Mohamed R. (25) bei einem Streit auf den Neuköllner Maientagen erstochen.

Vom Panzerknacker zum Schoko-Dieb

Fadie R. saß als verurteilter Panzerknacker im Knast, als sein Bruder Nidal R. starb. Zu drei Jahren und neun Monaten war er nach einem Bankeinbruch mit Millionenbeute in Charlottenburg verurteilt worden. Am helllichten Tag mitten im Geschäftsverkehr plünderten mehrere Ganoven 21 Kunden-Schließfächer.

Vom Panzerknacker zum Schoko-Dieb: Zwischen 5. Juli und 29. September klaute er in Massen: 14 Taten sind nun angeklagt, drei davon ein Versuch. Beim ersten Groß-Klau packten sich R. und ein Mittäter in einem Supermarkt in Charlottenburg bergeweise Schokolade, Kaffee und Haarwaschmittel in Einkaufswagen – Gesamtwert: 2176 Euro.

Über 100 Kilo Schokolade waren es bei einem nächsten Klau. Kosmetika für 4825 Euro rafften sie in einem Drogeriemarkt zusammen. Bei anderen Taten standen Nüsse, Spirituosen, Chips, noble Klamotten bis hin zu Katzenstreu auf der „Einkaufsliste“ der Diebe. Zügig wurden beladene Wagen aus dem Geschäft gekarrt und per Auto zu einem Bunker gebracht, um die Beute zu verhökern.

Es geht im Prozess um Waren im Wert von rund 14.000 Euro. Der Clan-Mann reuig: „Alles trifft zu, ich schäme mich sehr dafür.“ Das Schicksal seiner Brüder habe bei ihm zu Depressionen geführt. Fadie R.: „Ich habe mich in Drogen geflüchtet, mir ging es richtig schlecht, auch finanziell.“

Fadie R. ist der Spross einer arabischen Großfamilie

Er habe Geld gebraucht, deshalb geklaut. Der Spross einer arabischen Großfamilie: „Ich lebe seit 33 Jahren in Berlin, habe aber nur eine Duldung, keine Arbeitserlaubnis. Dabei würde ich gern um 8 Uhr aufstehen und arbeiten gehen.“ Und er hoffe auf eine Drogentherapie.

Der Familienvater wurde am 7. November wegen der Klau-Serie festgenommen, dann im März von weiterer U-Haft verschont. Fortsetzung im Prozess um gewerbsmäßigen Diebstahl: Dienstag. ■