Der Kit Kat Club in der Köpenicker Straße ist ein Magnet im Berliner Nachtleben. Nicht selten windet sich, besonders an Wochenenden, die Schlange weit um die Ecke an der Brückenstraße. Vorbei an der Dönerbude, vorbei am nach Urin stinkenden Eingang zur U8. Geduldig warten die Gäste lange auf Einlass, manche sogar vergeblich. Das Problem beginnt, wenn weibliche Gäste mal müssen. Anwohner schlagen jetzt Alarm, denn regelmäßig nutzen, ihren Aussagen zufolge, Spanner die Not mit der Notdurft in den Büschen rund um den Kit Kat Club schamlos aus.
Opfer sexualisierter Gewalt vor dem Club
„Mit großer Besorgnis stellen wir fest, dass der Kit Kat Club sich nicht dafür zuständig fühlt, sich um den Schutz junger Frauen zu kümmern, die regelmäßig Opfer systematischer sexualisierter Gewalt werden, da es keine Toiletten für die Personen in der Warteschlage gibt und dies den Tätern nur zu bewusst ist“, schreiben Anwohner, die lieber anonym bleiben wollen. „Diese gewaltvollen sexuellen Übergriffe passieren auf unserem Privatgelände, welches sich unmittelbar gegenüber der Warteschlange des Clubs befindet“, heißt es weiter vom „Verwaltungsbeirat der Wohnungseigentümer:innengemeinschaft der Köpenicker Str. 102+103“, der einen Brandbrief an verschiedene Medien versandte.

Der Vorwurf: Systematisch lauerten Männer jungen Frauen auf einem Gelände gegenüber vom Kit Kat auf, die sich in Ermangelung an geschützten Toiletten in der Nähe notgedrungen in dunklen Ecken erleichtern müssen. Wenn sich die Frauen zum Pinkeln hinhocken, schlichen die Männer sich an und versuchten, sie zwischen den Beinen anzufassen, sagt eine der Anwohnerinnen von gegenüber der Zeitung taz.
Auf dem Gelände befinden sich neben Stadtgrün auch Fahrradabstellanlagen und Müllhäuschen. Es ist verwinkelt, dunkel und unübersichtlich. Über die letzten Jahre sei es vereinzelt immer wieder zu solchen Vorfällen gekommen, schreiben die Anwohner. Immer wieder hätten sie sich an den Club, den Bezirk und die Polizei gewandt. Bisher jedoch gibt es keine Lösung für das Problem. Am Club sagte man ihnen, man sei nicht zuständig, da gar nicht alle Wartenden eingelassen würden, und demnach keine Gäste seien.
Polizei kennt Spanner-Problem am Kit Kat Club
Beim letzten von Anwohnern beobachteten Vorfall seinen an einem Abend mindestens zwei Männer auf dem Gelände unterwegs gewesen, es soll sogar zu tätlichen Angriffen gekommen sei, heißt es in einer Veröffentlichung der Anwohner, die dem Kurier vorliegt. Anzeige wollten die belästigten Frauen bei der herbei gerufenen Polizei aber nicht stellen.
Die Pressestelle der Polizei kennt das Problem und die Beschwerden. „In der kommenden Woche werden sich die Leitung der örtlich zuständigen Dienstgruppe sowie Kräfte des Präventionsbereichs des Polizeiabschnitts 57 mit dem Beschwerdeführenden in Verbindung setzen, den Sachverhalt ‚aufhellen‘ und Möglichkeiten der Problemlösung erörtern“, teilt eine Sprecherin auf eine Anfrage der Berliner Zeitung mit.

Genaue Zahlen, zu wie vielen Übergriffen es tatsächlich kam, gibt es von der Polizei aber nicht. „Die Herausgabe von Teilinformationen, die keine valide Aussage zulassen, wäre in diesem Zusammenhang nicht sachgerecht“, schreibt die Sprecherin.
Die Zustände seien „natürlich furchtbar und nicht akzeptabel“, antwortete Kirsten Krüger, die Clubinhaberin, schriftlich auf die Vorwürfe der Anwohner. Sie wisse jedoch nicht, wie sie die Situation ändern könne. Das Aufstellen von Toiletten führe in ihren Augen zu noch größeren Problemen. „Damit liefern Sie potenziell gewalttätigen Menschen auch noch einen verschließbaren Raum, der nicht einsehbar ist“, schreibt sie. Zudem wisse sie nicht, wie die Toiletten auf dem Trottoir genehmigt werden könnten. Auf öffentlichem Gelände sei sie machtlos.
„Wir haben auch weder auf unserem Gehweg noch auf dem Gehweg vor ihrem Gebäude irgendein Recht, Leute zu kontrollieren, wegzuschicken oder anderes zu machen. Das dürfen wir nicht. Das ist auch das Problem mit der Schlange vor dem Club, wir können die Leute nicht zwingen zu gehen, wenn sie keinen Einlass finden. Auf öffentlichem Gelände sind wir einfach machtlos. Das ist die Realität“, so Krüger.

Wie also weiter, fragen die Anwohner, die erleben, wie Verantwortlichkeiten von einem zum anderen geschoben werden. Auch eine Anfrage der Anwohner an die Toilettenfirma Wall blieb ernüchternd. Es gebe im Umkreis von 200 Metern öffentliche Toiletten, hieß es von dort. Bei einem kurzen Rundgang über Baustellenbrachen und entlang von Häusern haben wir zunächst kein öffentliches WC entdeckt.
Am Freitag jedenfalls hängten die Anwohner als erste Maßnahme Zettel entlang der Warteschlange auf, um auf die potenzielle Gefahr aufmerksam zu machen. Auf Englisch steht da: Achtung Frauen! Hier findet sexuelle Belästigung statt. Geht nicht alleine pinkeln. Verdächtige Männer solle man der Kit-Kat-Security melden. ■