Seit 5 Jahren vermisst

Verschwundene Rebecca: Kriminalist glaubt an Aufklärung des Kriminalfalls

Ob Ermittlungen bei derartigen „Cold Cases“ erfolgreich sind, hängt laut Petermann von mehreren Faktoren ab.

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Seit 2019 wird nach Rebecca gesucht: Damals klebte ein junges Mädchen in einem Park zwischen den U-Bahnhöfen Johannisthaler Chaussee und Britz-Süd diese Flugblätter an einen Laternenpfahl.
Seit 2019 wird nach Rebecca gesucht: Damals klebte ein junges Mädchen in einem Park zwischen den U-Bahnhöfen Johannisthaler Chaussee und Britz-Süd diese Flugblätter an einen Laternenpfahl.Christoph Soeder/dpa

Erst im vergangenen Jahr wurde das Haus des verdächtigen Schwagers wieder einmal durchsucht. Ohne Ergebnis. Seit fünf Jahren, seit dem 18. Februar 2019, gilt Rebecca aus Berlin-Neukölln als vermisst. Neuigkeiten gibt es laut Staatsanwaltschaft nicht – ein prominenter Kriminalist gibt sich jedoch optimistisch, dass der Fall aufgeklärt werden kann.

Seit mittlerweile fünf Jahren ermittelt das Berliner LKA zum Vermisstenfall Rebecca. Bisher fehlt der Polizei die entscheidende Spur. Kriminalist Axel Petermann ist jedoch optimistisch, dass der Fall noch aufgeklärt werden kann: „Ich halte die Chancen für eine späte Aufklärung immer für gegeben“, sagt Petermann. „Ich bin optimistisch und denke, man muss es weiter probieren. Da braucht man auch Glück und bestimmte Voraussetzungen“, erklärt der Profiler, der lange die Bremer Mordkommission leitete.

Die damals 15-jährige Rebecca verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 in Britz

Nach wie vor versuchen Polizei und Staatsanwaltschaft, den Fall aufzuklären. „Es gibt im Fall Rebecca keine Neuigkeiten“, teilt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit. Als Beschuldigter werde weiterhin der Schwager geführt. Hinweisen aus der Bevölkerung, die gelegentlich eingehen, werde nachgegangen. „Bislang hat sich da aber noch nichts als zielführend erwiesen“, so der Sprecher. Ein erneuter Zeugenaufruf sei derzeit nicht geplant, das Thema beschäftige die Öffentlichkeit ohnehin.

Mit diesem Foto suchte die Polizei damals nach der vermissten 15-jährigen Rebecca.
Mit diesem Foto suchte die Polizei damals nach der vermissten 15-jährigen Rebecca.Polizei Berlin

Die damals 15-jährige Rebecca verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 im Stadtteil Britz im Bezirk Berlin-Neukölln. Nach Angaben der Familie und der Polizei verbrachte das Mädchen die Nacht zuvor im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers. Bis heute wurde sie weder lebend noch tot gefunden. Seit damals ermittelt eine Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes (LKA). Unter Verdacht steht seit Beginn der Ermittlungen der Schwager Rebeccas.

Der damals 27-jährige Mann war bei einer Feier und kam erst am frühen Morgen zurück. Rebeccas Schwester ging früh zur Arbeit. Als die Mutter anrief, um Rebecca zum Schulbesuch zu wecken, ging niemand ans Telefon. Die Mutter rief den Schwager an, der Anruf wurde weggedrückt. Kurz darauf rief er zurück und sagte, Rebecca sei bereits weg. In der Schule kam sie nicht an und auch nicht zurück nach Hause. Das Auto der Familie wurde später an dem Tag auf der Autobahn Richtung Polen festgestellt. Außer dem Schwager hatte keiner Zugriff darauf, eine nachvollziehbare Erklärung gab er nicht ab.

Mit Fotos dieses Hoodies, das Rebecca bei ihrem Verschwinden getragen haben könnte, erneuerte die Polizei Anfang vergangenen Jahres ihren öffentlichen Fahndungsaufruf.
Mit Fotos dieses Hoodies, das Rebecca bei ihrem Verschwinden getragen haben könnte, erneuerte die Polizei Anfang vergangenen Jahres ihren öffentlichen Fahndungsaufruf.Polizei Berlin

Auch Axel Petermann geht davon aus, dass Rebecca das Haus ihrer Schwester nicht lebend verließ. „Es ist dem Täter offensichtlich gelungen, recht schnell und sehr strukturiert vorzugehen, als es darum ging, Rebecca aus dem Haus zu schaffen und das Mädchen zu verbergen, sodass sie bis heute nicht gefunden wird“, sagt Petermann. Dass der Täter nach wie vor alles für sich bewahrt, sei auch ein Zeichen von „viel Durchhaltevermögen, Kaltschnäuzigkeit und Abgebrühtheit“, so der Profiler.

Worauf es ankommt, dass die Ermittlungen bei einem derartigen „Cold Case“ erfolgreich sind

Zudem ist es laut Petermann wichtig, „erst einmal zu schauen, welche Menschen bis zum Tode Kontakt mit Rebecca hatten“. Es könne auch im Vorfeld etwas passiert sein, als die Schwester der 15-Jährigen noch im Haus war, „deswegen würde ich immer versuchen, all diejenigen, die noch infrage kommen, nicht auszuschließen“, erklärt der Kriminalist.

Ob Ermittlungen bei derartigen „Cold Cases“ erfolgreich sind, hängt laut Petermann von mehreren Faktoren ab. So käme es etwa auf die Intensität der weiteren Ermittlungen und neu aufkommende Spuren an, sagt der Experte. Doch auch alte Indizien können laut dem Kriminalisten durch moderne technische Möglichkeiten neue Brisanz erhalten. Auch ein „gewisses Glück“ spiele eine Rolle. Die Kriminalistik sei jedoch „so reich an positiven Beispielen“, dass man auch viele Jahre danach eine Aufklärung herbeiführen könne. „Deswegen darf man da einfach nicht nachlassen“, sagt Petermann.