Ein Fahrradfahrer ist tot, ein LKW-Fahrer steht unter Schock, weil er einen Menschen getötet hat. Der grässliche Unfall an der Kreuzung zur Autobahnzufahrt in der Oberlandstraße in Neukölln, der den 35. Verkehrstoten Berlins in diesem Jahr forderte, war voraussehbar. Die Kreuzung ist an dieser Stelle seit Jahren eine Todesfalle, weil ein Rechtsabbiegepfeil auf der Fahrbahn fehlt.
Die Straße hat vier Spuren, es gibt eine Linksabbiegespur mit Pfeil. Die zweite Spur von links ist eine Geradeausspur mit Pfeil. Die beiden rechten haben keine Pfeile. Der äußerste rechte Fahrspur wird von Autofahrern benutzt, die rechts auf die Autobahn Richtung Charlottenburg fahren wollen. Die zweite von rechts wird wahlweise für Geradeaus und für Rechtsabbiegen benutzt.

150 Meter vor der Kreuzung endet ein Radfahrweg auf dem Bürgersteig, eine Markierung zeigt an, dass Fahrradfahrer auf der Straße weiterfahren müssen. Sie haben dann Schwierigkeiten, sich in die richtige Fahrspur einzuordnen, wenn sie geradeaus fahren wollen.
Bei dieser Ausschilderung ohne rechten Pfeil auf der Straße dürfen sie sogar ganz rechts bleiben. Die allermeisten Drahteselbenutzer fahren dort nicht, weil sie wissen, dass da nur Autos rechts abbiegen. Doch einige machen es trotzdem.
Ich fahre diese Strecke seit über 30 Jahren, schon oft habe ich die Autoscheibe auf der Beifahrerseite heruntergelassen und nebenstehende Radfahrer mit Ironie gefragt, ob sie Selbstmord begehen wollen. Jetzt bin ich geschockt, dass aus der spaßigen Bemerkung bittere Realität wurde.




