Berliner wissen: Gute Kitaplätze sind Mangelware! In manchen Bezirken steht man teilweise jahrelang auf Wartelisten, nur um am Ende dann doch abgelehnt zu werden. Das Problem: Es gibt zwar viele Eltern, die ihre Kinder betreuen lassen möchten, um beispielsweise wieder arbeiten gehen zu können – aber einfach nicht genügend Kitaplätze. Und auch nicht ausreichend Betreuer. Wie schlimm die Lage wirklich ist, zeigt nun eine neue Studie.
In Berlin fehlen 19.800 Kitaplätze!
Zwar gab es in vergangenen Jahren Bemühungen seitens der Stadt, das Kita-Angebot auszubauen – doch das war noch nicht genug! Nach eigenen Berechnungen geht die Bertelsmann-Stiftung von einem zusätzlichen Bedarf von 19.800 Kitaplätzen in Berlin aus.
Aus ihrem am Dienstag veröffentlichten neuen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ geht hervor, dass 47 Prozent der unter Dreijährigen in Berlin in einer Kita oder vergleichbaren Angeboten betreut werden. (Das ist mehr als der Bundesdurchschnitt von 36 Prozent.) Die Betreuungsquote bei den Kindern ab drei Jahren beträgt demnach in Berlin und im Bund 92 Prozent. Das hört sich erst mal gut an, allerdings benötigten eigentlich 59 Prozent der Kinder unter drei Jahren und 98 Prozent der Kinder ab drei Jahren in Berlin einen Platz, erklärt die Stiftung. Sie beruft sich dabei auf Daten des Bundesfamilienministeriums.
Es fehlt auch an Personal! Betreuung in Berlin nicht kindgerecht

Ein weiteres bitteres Ergebnis, auf das die Stiftung gekommen ist: Ihnen zufolge ist der Kita-Personalschlüssel in der Hauptstadt für mehr als drei Viertel der betreuten Kinder nicht kindgerecht! 92 Prozent der unter Dreijährigen und 69 Prozent der Kinder ab drei Jahren in Berliner Gruppen würden nicht von genügend Fachpersonal betreut.
Vor allem für die Allerjüngsten seien zu wenige Fachkräfte an Bord, heißt es in dem Papier: In den Krippengruppen sei eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft für 5,2 ganztagsbetreute Kinder verantwortlich – die Stiftung empfiehlt aber ein Verhältnis von 1 zu 3.
Positiver sieht es nach Einschätzung der Studie in Berlins Kitas für Gruppen ab drei Jahren aus mit einem Betreuungsschlüssel von 7,6 Kindern pro Erzieherin, was nahezu der wissenschaftlichen Empfehlung entspricht. Für andere Gruppen dagegen - etwa mit Zweijährigen und Älteren - ist die Betreuungsrelation in Berlin den Daten zufolge ungünstiger als in denen ab drei Jahren und als in Kleinkindgruppen.
Insgesamt sehen die Zahlen aktuell so aus in Berlin: 181.045 Plätze in Kitas und in der Kindertagespflege seien zum Stand 31. Juli 2023 belegt gewesen – mit etwas mehr als 36.000 Beschäftigten für den pädagogischen Betrieb.
Wird der Bildungsauftrag in Berlin nicht erfüllt?
Warum der knappe Personalschlüssel so ein Problem darstellt: „Wenn eine Fachkraft für mehr Kinder verantwortlich ist, als wissenschaftlich empfohlen, leidet darunter die Qualität der pädagogischen Praxis“, beteuert Kathrin Bock-Famulla, die in der Bertelsmann-Stiftung für frühkindliche Bildung zuständig ist. „Es ist davon auszugehen, dass die Kitas in Berlin aktuell ihren Bildungsauftrag für die Mehrheit der Kinder nicht erfüllen können.“ Nötig sei die Einstellung von mehr Fachkräften.
„Die Landesregierung muss endlich die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, um den Kitas zu ermöglichen, mehr Personal zu beschäftigen“, fordert Bock-Famulla abschließend.
Auch Erzieher streiken am Dienstag in Berlin

Die aktuelle Lage spielt sicherlich in den Unmut der Berliner Erzieher mit rein, die am Dienstag unter anderem für mehr Gehalt auf die Straße gehen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat alle Beschäftigten von Bildungseinrichtungen zu Streiks und Kundgebungen aufgerufen. Damit soll der „Unmut über die Blockadehaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde“ artikuliert werden.
Deutschlandweit sind insgesamt vier Kundgebungen geplant: in Hamburg, Leipzig, Karlsruhe und Berlin. Die GEW rechnet mit mehreren Tausend Teilnehmern. Laut der Gewerkschaft werden sich Lehrkräfte, Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pädagogen, Hochschullehrende sowie studentische Beschäftigte an den Streiks beteiligen. Die Demo in Berlin begann am Dienstag um 10 Uhr am Schloßplatz in Mitte auf der Museumsinsel. ■