Brauch zum Jahreswechsel

Stirbt der Silvester-Pfannkuchen aus?

Warum vor allem junge Menschen lieber zum Donut greifen – und weshalb der Pfannkuchen trotzdem bleibt.

Author - Tobias Esters
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Pfannkuchen-Klassiker und bunte Donut-Varianten: Geschäftsführerin Britta Sarnes präsentiert Silvester-Gebäck in der Pfannkuchenmanufaktur Sugarclan in Berlin-Friedrichshain.
Pfannkuchen-Klassiker und bunte Donut-Varianten: Geschäftsführerin Britta Sarnes präsentiert Silvester-Gebäck in der Pfannkuchenmanufaktur Sugarclan in Berlin-Friedrichshain.XAMAX

Silvester ohne Pfannkuchen? Für viele in Berlin kaum vorstellbar. Zum Jahreswechsel läuft in Deutschlands Backstuben das Fett heiß, tausende Pfannkuchen wandern über die Theken. Doch während der Klassiker für viele gesetzt ist, fällt auch in der Hauptstadt auf: Jüngere greifen immer öfter zu Donuts statt zum traditionellen Pfannkuchen. Stirbt die Pfannkuchen-Tradition aus? Wir haben nachgehakt!

Millionen-Geschäft zum Jahreswechsel

Das Gebäck gehört seit jeher fest zum Jahreswechsel. „Krapfen, Kreppel, Berliner oder Pfannkuchen gehören untrennbar zu Silvester und der Karnevalszeit dazu“, sagt Friedemann Berg, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. Die Namen seien regional unterschiedlich – und regelmäßig Anlass für hitzige Debatten. Wirtschaftlich ist das Gebäck längst ein Schwergewicht. Mehr als 140 Millionen Euro Umsatz werden jährlich erzielt. Allein 2023 wurden rund 24.800 Tonnen verkauft, das entspricht über 350 Millionen Stück.

Früher hatte der Pfannkuchen sogar eine symbolische Bedeutung. Seine runde Form stand für Ganzheit und den Kreislauf des Jahres, er wurde gemeinsam gegessen oder verschenkt, um Glück und Fülle für das kommende Jahr zu wünschen. Überliefert sind auch Scherzbräuche – etwa Pfannkuchen mit Senf oder Salz, um das alte Jahr augenzwinkernd zu verabschieden.

Friedemann Berg, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, sieht den Silvester-Pfannkuchen nicht in Gefahr
Friedemann Berg, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, sieht den Silvester-Pfannkuchen nicht in GefahrOliver Langel/IMAGO

Doch Geschmäcker verändern sich. „Bei jungen Menschen sind tatsächlich Donuts im Trend“, sagt Berg. Ob dadurch weniger Pfannkuchen verkauft werden, lasse sich zwar nicht belegen – die Absatzmengen seien insgesamt stabil. Klar sei aber: Donuts haben ihren festen Platz gefunden, vor allem wegen ihrer bunten Glasuren und der modernen Optik.

Donut und Pfannkuchen haben übrigens noch mehr Unterschiede als nur das Loch in der Mitte. Während Pfannkuchen aus Hefeteig bestehen und dadurch etwas fester sind, werden Donuts aus einer kuchenartigen Masse mit viel Fett und Ei hergestellt. „Der Donut hat die Backstuben der Innungsbäcker erobert und erfreut sich vor allem bei Kindern großer Beliebtheit“, so Berg.

Pfannkuchen bleibt gesetzt

Gefährdet sieht der Zentralverband den Klassiker keineswegs. „Der Pfannkuchen ist fest mit Brauchtum, Festtagen und regionaler Identität verbunden“, sagt Berg. Er erlebe seit einigen Jahren sogar ein stilles, aber nachhaltiges Comeback. Gerade zu Silvester und Karneval entstehe regelmäßig eine Sonderkonjunktur – viele Handwerksbäcker legten in dieser Zeit zusätzliche Schichten ein.

Dass sich das Gebäck über Jahrhunderte gehalten hat, überrascht kaum. Fettgebäck war schon in der Antike bekannt. Einer Legende nach haben bereits die Makkabäer im 2. Jahrhundert v. Chr. beim Lichterfest in Öl gebratene „Sufganiot“ gegessen. Nach Angaben des Berliner Stadtmuseums ist das ein Gebäck aus süßem Hefeteig mit süßer Füllung, dem heutigen Berliner Pfannkuchen zum Verwechseln ähnlich.