Vor Gericht

Stalker-Horror endet erst nach einem Vorfall im Straßenverkehr

Kommissar Zufall stoppt einen 30-monatigen Alptraum für eine Mutter und ihre zwei Töchter, weil der Stalker auf der Kreuzung freidreht.

Author - Berliner KURIER
Teilen
Der Angeklagte Alexander L. (45) mit seiner Verteidigerin.
Der Angeklagte Alexander L. (45) mit seiner Verteidigerin.Pressefoto Wagner

Eine Mutter und ihre Zwillingsmädchen in Angst: Ein Stalker macht ihnen das Leben zur Hölle, machte sie krank. Doch erst nach Jahren wird er gestoppt. Ein Mann, den sie einst als Partner und Papa liebten: Alexander L. (45). Gelernter Industriemechaniker, dann Hausmeister und Tellerwäscher. Anja G. (41, Name geändert) trennte sich Anfang 2018 von ihm. Ein kranker Stalker aus Sicht der Staatsanwältin, der seine Ex und die Kinder durch Nachstellung aus der Bahn warf. Nun steht er vor Gericht.

Grenzenlose Belästigung – die Liste ist lang. Vorfälle zwischen April 2022 und September 2024. Er soll 103 Mal vor dem Haus von Anja G. in Altglienicke aufgetaucht sein, auch vor der Schule der Mädchen – brüllend und mit laut dröhnenden Bass-Boxen auf dem Rad. Staatsanwältin: „Mutter und Töchter trauten sich dann nicht, das Haus pünktlich für die Schule zu verlassen.“

Schikanen und Gemeinheiten Woche für Woche

Schikanen und Gemeinheiten Woche für Woche. Müll in den Briefkasten gestopft – mal vertrocknete Blumen, mal Klamotten, mal ein Messer, dann Steine und Dreck, einmal Schokolade. Mit Nachrichten genervt – bis zu 15 E-Mails am Tag. Sturm geklingelt, ein paar Tage später zehn Minuten am Zaun gestanden – „brüllend, die Familie flüchtete sich vor Angst ins Haus“. In manchen Wochen sei er täglich mit dröhnend lauter Musik am Haus vorbeigefahren.

Er wurde immer bedrohlicher. Obwohl ihm 2022 gerichtlich der Umgang mit seinen Töchtern für die Dauer von zwei Jahren untersagt worden ist. L. durfte sich laut Beschluss des Amtsgerichts Köpenick den Kindern, ihrer Schule, dem Grundstück nicht nähern. Der 3. September 2024. L. soll das Gartentor zerstört haben. Die Staatsanwältin: „Er ging auf das Haus zu, zerrte die Blumenkästen herunter, versuchte ein Fenster einzuschlagen.“ Nächste Attacke: „Er trommelte gegen die Jalousie.“ Eine Woche später kletterte er über eine Metalltreppe zum Dachgeschoss – „er schaute in das Fenster der Zwillinge. Sie schrien vor Angst.“

Er schaute in das Fenster der Zwillinge. Sie schrien vor Angst

Mutter und Kinder machte er krank: Angstzustände, Albträume, Schlafstörungen. Doch der Horror hatte 30 Monate lang keine Konsequenzen für den Stalker. Erst als er in Grünau wie besessen Autofahrer an Kreuzungen attackierte, wurde er aus dem Verkehr gezogen: Festnahme Anfang Februar 2025. Er kam vorläufig ins Krankenhaus des Maßregelvollzugs.

Schon seit Jahren soll er psychisch krank sein. Vor dem Richter nuschelte er: „Ich wollte meine Kinder sehen, bekam keine Infos.“ Die Staatsanwaltschaft strebt seine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie an. Urteil: 17. Oktober. (KE)