Schluss mit saufen und laufen! Die Stadt Prag verbietet künftig geführte Kneipentouren in den Nachtstunden. Das sieht eine Änderung der kommunalen Marktordnung vor, die Anfang November in Kraft treten soll. Durch die sogenannten „Pub Crawls“ sei es immer wieder zu Problemen gekommen, gibt die Stadt an. Wäre das auch ein Modell für Berlin?
Die besonders bei Briten und Amerikanern beliebten „pub crawls“ hätten sich negativ auf den öffentlichen Raum und die zwischenmenschlichen Beziehungen ausgewirkt, hieß es zur Begründung. Dabei besuchen Gruppen gegen ein festes Entgelt unter Anleitung eines Reiseführers nacheinander mehrere Kneipen.
Prag will mit Kneipentour-Verbot gegen Lärm durch Saufgelage vorgehen
„Mit der aktualisierten Marktordnung haben wir ein effektives Instrument, um für Ordnung zu sorgen und gegen übermäßigen Lärm in den Straßen und andere negativen Auswirkungen für die Anwohner vorzugehen“, sagte die Bürgermeisterin des ersten Prager Stadtbezirks, Terezie Radomerska.
Die Kommunalbehörden werben für einen „kultivierteren Tourismus“ in der Innenstadt, die mit Theatern, Cafés, Restaurants und Galerien ganz andere Schätze als nur den Alkoholkonsum zu bieten habe. Doch könnte auch Berlin ein solch ein Verbot erlassen? Ähnliche Initiativen gab es zuvor bereits in Mallorca, wo die Behörden den Saufgelagen am Ballermann Einhalt gebieten wollten. Amsterdam startete zuletzt eine Kampagne, die sich gegen Touristen aus Großbritannien richtet, die es in der Stadt auf Marihuana-Konsum und Alkoholexzesse abgesehen haben sollen.
Anbieter: Private Gruppen verursachen viel mehr Lärm
Das neue Verbot soll in der Zeit von 22.00 Uhr abends bis 6.00 Uhr morgens gelten. „Normale“ Reiseführer mit Gruppen sollen nicht betroffen sein. Anbieter der Touren zeigten Unverständnis über die Entscheidung. Es gehe den Kommunalvertretern nur darum, „billige politische Punkte“ einzufahren, sagte ein Firmensprecher der Agentur CTK zufolge. Touristengruppen, die ohne Begleitung eines Reiseführers unterwegs seien, würden viel mehr Lärm verursachen. Es war offen, ob die Entscheidung vor Gericht angefochten wird.
Im vorigen Jahr wurden in Prag mehr als 7,4 Millionen Besucher gezählt, die mindestens eine Nacht blieben. Das sind mehr als fünfmal so viele Menschen, wie die Stadt am Moldau-Fluss Einwohner hat. Die meisten der Übernachtungsgäste, nämlich rund 17,6 Prozent, stammten aus Deutschland, gefolgt von den USA, Großbritannien und der benachbarten Slowakei. Das Besucher-Niveau aus der Vor-Covid-Zeit ist indes bisher nicht wieder erreicht worden. ■