Der klare KURIER-Kommentar

Lasst mich mit euren Sprachnachrichten in Ruhe!

Immer mehr Sprachnachrichten werden verschickt. Doch häufig erreichen sie die Empfänger in ungünstigen Situationen. Schluss damit, findet unser Autor!

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Sprachnachrichten in der Öffentlichkeit abzuspielen ist eine Unsitte.
Sprachnachrichten in der Öffentlichkeit abzuspielen ist eine Unsitte.Westend61/Imago

Ich sitze in der U-Bahn und lese gerade einen Artikel auf meinem Smartphone. Da trudelt eine Nachricht über Whatsapp von einer guten Freundin ein. Doch als ich die Nachricht öffne, sehe ich schon: es ist eine Sprachnachricht. Ich bin genervt und schließe Whatsapp wieder, denn ich habe Sprachnachrichten wirklich satt. 

Die Sprachnachricht ist weder Fisch noch Fleisch. Denn viele von denen, die ich erhalte, dauern mehrere Minuten. Andere dauern nur wenige Sekunden. Dann denke ich mir: Bei den kurzen Sprachnachrichten würde es auch ein Text tun. Bei den langen Sprachnachrichten kann man auch gleich telefonieren. 

Sprachnachrichten kommen meist in den unpassendsten Situation

Hinzu kommt, dass ich Sprachnachrichten oft erhalte, wenn sie gerade völlig unpassend sind. Wie besagte Nachricht in der U-Bahn. Meist habe ich keine Kopfhörer dabei und wenn doch, muss ich sie dann extra aufsetzen, nur um die Sprachnachricht abzuhören. Ohne Kopfhörer sind Sprachnachrichten in der U-Bahn, S-Bahn oder im Straßenverkehr kaum zu verstehen.

Und wenn man sie in der Öffentlichkeit abspielt, hören meist auch andere Leute mit. Dabei kann es auch zu peinlichen Szenen kommen, wenn Menschen gerade intimste Details ausplaudern und Empfänger diese völlig bedenkenlos an der frischen Luft abspielen. Und dann wird auch die Antwort als Sprachnachricht mitten im Bus in das Telefon geschrien. Zu oft habe ich solche Situationen in den letzten Jahren in Berliner Bussen und Bahnen erlebt.

Ist es nicht besser, solche Gespräche per Textnachricht zu führen? Dort kann man sich in Ruhe unterhalten und die andere Person kann antworten, wenn es gerade passt. Zum Beispiel wenn man in einer vollbesetzten, lauten U-Bahn sitzt. Deshalb kann ich Ihnen nur nahelegen: Schreiben Sie doch mal wieder! Oder telefonieren Sie mal wieder. Nur um Himmels Willen, schicken Sie keine Sprachnachricht!