Finanzchaos im Kleingarten! Der Bezirksverband der Gartenfreunde Berlin-Pankow hat eine sechsstellige Summe unterschlagen und ist nun insolvent. Das lässt 5265 Pächter um ihr kleines Paradies zittern.
Die B.Z. berichtet, dass der Schock bei den Gartenliebhabern tief sitze. Schon im vergangenen Mai erhielten einige von ihnen über einen Vereinsbrief die Nachricht, dass ihre Pachtbeiträge für 2023 nie beim Verpächter eingegangen waren. Dem Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow e.V. zufolge gab es „Unregelmäßigkeiten bei den Gehaltszahlungen für drei Personen“. Auf Anfrage der B.Z. bestätigte der Verband: Es handele sich um einen höheren sechsstelligen Betrag, der von ehemaligen Funktionsträgern veruntreut wurde.
Um ihre Parzellen zu retten, haben viele Vereine in ihre Kassen gegriffen und die Beiträge für 2023 erneut entrichtet. Die Angst war zu groß, dass die Verträge wegen Nichtzahlung gekündigt würden. Betroffen sind 53 Vereine wie die Kleingartenkolonien „Hoffnung“, „Rosenthal Nord“ oder „Am Anger“. Besonders hart trifft es die Pächter letzterer Kolonie: Der Bezirksverband plante den Erwerb einer Teilfläche und erhielt bereits erste Ratenzahlungen von den Kleingärtnern. Auch diese Gelder wurden unterschlagen.
Gelder im Kleingarten unterschlagen
Sie hätten 10.000 Euro überwiesen. Aber: „Das Geld ist jetzt weg“, berichtet ein Betroffener. Wie er hoffen viele auf eine Rettung des Bezirksverbands und haben daher bereits die Pachtbeiträge für 2024 bezahlt. Es gibt aber keine Garantie für ihren Verbleib, denn seit September letzten Jahres befindet sich der Bezirksverband im Insolvenzverfahren. Derzeit werde geprüft, ob eine Sanierung möglich ist, so die B.Z. 15 Prozent der betroffenen Hobbygärtner weigern sich jedoch, weitere Zahlungen für ihre Parzellen zu leisten.
Das Vertrauen ist zu stark erschüttert. Gert Schoppa, Präsident des Gartenfreunde-Landesverbands Berlin, warnt: Wenn es keine finanziellen Mittel aus Mitgliedsbeiträgen für eine Sanierung des Verbandes gibt, bleibe nur die endgültige Liquidation mit der Kündigung der Zwischenpachtverträge durch den Insolvenzverwalter, was zum Verlust der Besitzrechte aller Unterpächter führen würde.
Auch Pächtern von landeseigenen Flächen (3265 Kleingärten) droht das Aus
Für einige Gartenliebhaber gab es bereits Konsequenzen. In zwei Kleingartenvereinen haben private Eigentümer die Zwischenpachtverträge mit dem Bezirksverband gekündigt. Doch auch Pächtern von landeseigenen Flächen (3265 Kleingärten) droht das Aus, insbesondere dort, wo die Grundstücke für Wohnungsbau, Gewerbe oder verkehrliche Infrastruktur vorgesehen sind. Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt ermitteln mittlerweile im Pankower Veruntreuungsskandal.
Ein Hoffnungsschimmer: Neun Kandidaten haben sich zuletzt für die Wahl des künftigen Vorstands des Bezirksverbands beworben. Ein erster Entwurf der neuen Satzung solle den Delegierten am 11. April präsentiert werden, schreibt das Blatt. Doch zunächst müsse der Insolvenzverwalter über die Zukunft des Bezirksverbands entscheiden. ■