Es ging um 220 Euro

Horror in Weißensee: Mitarbeiter fordert Lohn – Chef schießt auf ihn!

Auf einem Firmenhof in Weißensee kam es bei einem Streit um Geld zu der heftigen Tat. Nun steht die Frage im Raum, ob es Notwehr war.

Author - Berliner KURIER
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Der Angeklagte Erdem Y. (49) musste sich jetzt vor Gericht verantworten. Er schoss auf einen Mitarbeiter, der seinen Lohn forderte.
Der Angeklagte Erdem Y. (49) musste sich jetzt vor Gericht verantworten. Er schoss auf einen Mitarbeiter, der seinen Lohn forderte.Pressefoto Wagner

Der Chef rückt den Lohn nicht raus. Vater (53) und Sohn (23) wollen es klären. Doch der Boss hat eine scharfe Knarre. Fünf Schüsse fielen in der Firma von Erdem Y. (49) in Weißensee. Schwer verletzt der Sohn, bis heute ist sein rechter Arm gelähmt. Knapp zwei Jahre später sitzt der Boss in Berlin vor Gericht – wegen schwerer Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Chef bunkerte in seinem Büro eine Pistole mit 15 Patronen

Ein Familienvater mit gut gehender Firma in der Recycling-Branche. In seinem Büro bunkerte er eine Pistole nebst Magazin mit 15 Patronen – einen Waffenschein hat er nicht. Der angeklagte Chef: „Die Pistole hatte ich mir besorgt, weil ich mal im Zusammenhang mit einem Bauprojekt bedroht wurde.“

Am 18. Oktober 2023 wollte sein Kraftfahrer Ali H. endlich Geld sehen. Erst Anrufe. Boss und Mitarbeiter beschimpften sich gegenseitig. Den Lohn soll der Chef nicht gezahlt haben, weil es einen Unfall mit einem Firmen-Lkw gab. Er habe Fahrer H. dafür verantwortlich gemacht. Der aber bestritt.

Der Angeklagte versteckte sich vor Gericht hinter einer Pappe.
Der Angeklagte versteckte sich vor Gericht hinter einer Pappe.Pressefoto Wagner

Es ging um 220 Euro, da zückte der Chef seine Waffe

Ali H. rückte am frühen Nachmittag an, brachte zur Verstärkung seinen Sohn mit. Es soll um 220 Euro gegangen sein. Ali H. zum Richter: „Ich habe für ihn gearbeitet, bei Schnee und Hagel. Nun sagte er, er habe kein Geld, wir hätten sowieso illegal gearbeitet.“

Vater und Sohn Erkan wollten Druck aufbauen, es ging dramatisch schief. Die Anklage: „Erdem Y. schoss fünf Mal, vier Kugeln trafen den Sohn.“ Von vorn in den Unterleib, dann in die rechte Brust, in den Oberschenkel. Beide fielen auf ein Sofa, eine Rangelei, ein weiterer Schuss in den Bauch.

Die Staatsanwaltschaft überzeugt: Der Chef griff an, erst danach habe der Sohn nach der Waffe greifen wollen. Der Boss aber erklärte über seine Verteidiger: „Ziel war nur, einen Angriff gegen mich abzuwehren.“ Schon am Telefon habe es Todesdrohungen gegeben. Er will die Pistole zur Abschreckung gezogen haben. Y.: „Aber der Sohn kam auf mich zu, schlug mir ins Gesicht. Ich schoss, wollte die Beine treffen.“ Nach den Schüssen habe er die Polizei alarmiert. War es Notwehr? Urteil: 15. Oktober. (KE.)