Berlin besonders schlimm

Hass-Attacken und Überfälle auf Paketboten – die tägliche Tour wird zur Tortur

DHL warnt Paketboten. Pakete sollen zur Not den Angreifern übergeben werden. Viele Paketboten haben die Nase voll und geben auf.

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Eine Paketbotin von DHL liefert Pakete an eine Packstation in Berlin aus. Der Job ist gefährlich.
Eine Paketbotin von DHL liefert Pakete an eine Packstation in Berlin aus. Der Job ist gefährlich.Funke Foto Services/imago

Berlin wird immer gefährlicher – und die Leidtragenden sind die Paketboten, die täglich unsere Päckchen zustellen. Raubüberfälle, Diebstähle und Bedrohungen sind für viele DHL-Zusteller bittere Realität.

Gelbe Lieferwagen, vollgepackt mit wertvollen Paketen, ziehen Kriminelle regelrecht an. Besonders in Berlin häufen sich die brutalen Übergriffe. Ein DHL-Sprecher schlägt jetzt in der „Berliner Zeitung“ Alarm: „Wir sehen insgesamt in Deutschland eine steigende Zahl von gemeldeten Übergriffen gegenüber unseren Zustellkräften“ Doch was bedeutet das konkret für die Fahrer in der Hauptstadt?

In ganz Deutschland wächst die Bedrohung für DHL-Zusteller, doch die Hauptstadt scheint ein besonders heißes Pflaster zu sein. Der 22-jährige Eric S. kennt die Gefahr nur zu gut. Elf Monate lang arbeitete er als Paketzusteller in Berlin, immer in Angst, ausgeraubt zu werden. Er hatte noch Glück – wurde nur ein einziges Mal bestohlen, weil er kurz unachtsam war und den Lieferwagen nicht abschloss. Doch seine Kollegen berichten von weitaus schlimmeren Vorfällen.

Paketboten im Fadenkreuz der Kriminalität

In Neukölln wurde Niklas B., dessen Name von der „Berliner Zeitung“ geändert wurde, während seiner Schicht mit einem Küchenmesser bedroht. Sie hätten ihm keine Pakete geklaut, aber seine persönlichen Sachen, erzählt er. Die Versicherung ersetzte zwar den Schaden, doch für Niklas B. war danach Schluss. Er kündigte und verließ den Job, der ihm inzwischen zu gefährlich geworden war.

Die tägliche Tour der Paketboten ist ohnehin schon eine Tortur.
Die tägliche Tour der Paketboten ist ohnehin schon eine Tortur.Funke Foto Services/imago

Die DHL kennt das Risiko und versucht, ihre Mitarbeiter zu schützen. In speziellen Trainings werden angehende Lieferanten auf die drohende Gefahr vorbereitet. Die wichtigste Regel: Türen immer abschließen! Doch was tun, wenn es trotzdem zu einem Überfall kommt? Eric S. erzählt: „Uns wurde gesagt: Falls jemand eine Waffe hat und Pakete oder das Auto klauen will, gib ihm einfach, was er will, und ruf die Polizei.“ Eine erschreckende Anweisung, die zeigt, wie ernst die Lage ist.

„Gib ihm einfach, was er will!“ – DHL warnt Paketboten

Die Überfälle hinterlassen oft tiefe Spuren bei den Betroffenen. Trauma, Angst, und das Gefühl der Unsicherheit – kein Wunder, dass einige Zusteller nach solchen Erlebnissen nicht mehr weitermachen wollen. Doch DHL betont: „Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht für uns immer an erster Stelle.“ Deshalb gibt es spezielle Betreuer, die den Zustellern nach einem Überfall zur Seite stehen und ihnen die notwendige Unterstützung bieten.

Die Realität für Paketboten auf Berlins Straßen

Eins ist klar: Die Berliner DHL-Zusteller sind längst zu stillen Helden geworden, die täglich ihr Leben riskieren, um uns unsere Pakete zu bringen. Doch die Bedrohung durch Kriminelle macht ihren ohnehin stressigen Job zu einer echten Mutprobe. Während in Duisburg bereits ein ganzer Hochhauskomplex nicht mehr beliefert wird, weil es dort zu gefährlich ist, bleibt Berlin ein hartes Pflaster.

Zahlen über die Übergriffe will die DHL zwar nicht nennen, aber die Geschichten der Zusteller sprechen für sich. Es bleibt zu hoffen, dass es für die Liefertruppe bald mehr Sicherheit gibt – bevor noch mehr von ihr den Job an den Nagel hängt. ■