Größte Opern-Diva der Welt

Hätten Sie sie erkannt? Katja Weitzenböck als Maria Callas

Die Berliner Schauspielerin Katja Weitzenböck im KURIER-Interview. Sie spielt in der Komödie am Kurfürstendamm die Sopranistin Maria Callas. 

Author - Karim Mahmoud
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Tolle Verwandlung! Katja Weitzenböck in ihrer Rolle als größte Opern-Diva der Welt: Maria Callas.
Tolle Verwandlung! Katja Weitzenböck in ihrer Rolle als größte Opern-Diva der Welt: Maria Callas.Michael Petersohn/Komödie am Kurfürstendamm

Katja Weitzenböck (57, „Das Haus der Krokodile“) spielt die größte Opern-Diva der Welt. Mit Maria Callas (1923 – 1977) ist die Berliner Schauspielerin in einer ihrer faszinierendsten Rollen zu sehen. Callas' Leben zwischen Jetset und Opernbühne ist allerdings weniger das Thema des Stücks „Meisterklasse“ von Terrence McNally, das am 13. September in der Komödie am Kurfürstendamm im Ernst-Reuter-Saal in Berlin Premiere hat. Vielmehr geht es um die Phase ihres Wirkens, in der sie feststellen muss, dass ihre Stimme immer schwächer wird. Die herausragendste Sopranistin aller Zeiten hörte mit dem Singen auf und beginnt, in New York Unterricht zu geben. Von diesen Meisterklassen handelt das Stück. Der Berliner KURIER wollte es noch einen Tick genauer wissen und fragte bei Katja Weitzenböck nach.

Übrigens: Auch bei den gerade gestarteten Internationalen Filmfestspielen von Venedig ist Maria Callas ein großes Thema: US-Star Angelina Jolie (49) stellt dort ihre Filmbiografie „Maria“ über Maria Callas vor. Erstaunlich: Der Film erhielt vom Medienboard Berlin-Brandenburg eine Produktionsförderung in Höhe von 380.000 Euro.

Frau Weitzenböck, wie spielt man eine der größten Sängerinnen der Welt?

Haha! Gute Frage. Ich musste mir klarmachen, einerseits Respekt und Hochachtung für die unvergleichliche Lebensleistung, das einzigartige Werk und Können dieser Frau zu haben, mich aber andererseits nicht davon lähmen zu lassen. Ich erlaube mir ganz bewusst, MEINE Interpretation von Maria Callas anzustreben, nicht die möglichst perfekte Kopie von ihr. Am meisten hat mir geholfen, mich der Frau Maria Callas anzunähern und sie kennenzulernen.

Katja Weitzenböck hatte Respekt vor der Callas-Rolle

Wie haben Sie das gemacht? Sie hatten sicher Respekt, als das Angebot kam.

Natürlich. Den Respekt habe ich immer noch. Das einzige, was ich dem entgegensetzen kann, ist meine Freude an der Arbeit mit dieser Rolle, in diesem Stück, mit dem Regisseur und mit meinen Kolleg:innen auf der Bühne – und natürlich eine sorgfältige, disziplinierte Vorbereitung.

Strahlend schön und sehr erfolgreich, jetzt auch als Maria Callas: Schauspielerin Katja Weitzenböck.
Strahlend schön und sehr erfolgreich, jetzt auch als Maria Callas: Schauspielerin Katja Weitzenböck.Funke Foto Services/imago

In Ihrer Familie gibt es Musiker und Komponisten. Macht es das leichter für Sie?

Ich glaube schon. Mir ist klassische Musik seit der Kindheit vertraut und ich fühle mich darin zu Hause. Ganz konkret bedeutet das: Ich kann Noten lesen, vom Blatt singen und kenne die Arbeit an vielstimmigen musikalischen Werken aus meiner Zeit im Erlanger Bach-Chor und dem Jugendorchester des Erlanger Musikinstituts.

Callas' früher Tod lädt zu vielen Mythen ein

Maria Callas war eine zerrissene Persönlichkeit: Kindheit in Armut, Ausnahmesängerin mit großen Selbstzweifeln und dann viel Pech in der Liebe. Welche Phase ihres Lebens finden Sie am interessantesten?

Alle Phasen ihres Lebens sind faszinierend. Ihr nicht erwartbarer Aufstieg als Sängerin aus einer unruhigen und schwierigen Kindheit, ihre Verwandlung zur Society-Schönheit, ihr Zenit mit dem einsetzenden Gegenwind im Außen durch Presse, Operndirektoren und Familie, ihre inneren Kämpfe gegen schwindende Stimme, Selbstzweifel und Ängste und der aus allem resultierende Übergang und Abstieg in ein privates Leben, was sie nie zu führen gelernt hatte und nicht gut füllen konnte. Auch ihr früher Tod lädt zu vielen Mythen ein. Am nächsten ist mir natürlich die Phase ihres Lebens, in der das Stück spielt – weil ich mich ungefähr im gleichen Alter befinde.

Nur wenige aus der Zoomer-Generation wird der Name Callas etwas sagen. Was, glauben Sie, können junge Leute von dieser Primadonna heute lernen?

Hingabe an die Arbeit des Künstlers. Die Absolutheit, mit der Maria Callas das für sich und von ihren Kollaborateuren gefordert hat.

Die echte Maria Callas.
Die echte Maria Callas.Allstar/imago

Die Sängerin ist wahnsinnig streng im Umgang mit den Schülern ihrer Klasse. Zu streng?

Die Strenge, die sie bei ihren Schüler:innen zeigt, hat sie für sich selbst genauso angewendet und war die Basis für ihre unvergleichliche Karriere. Insofern ist sie nicht zu streng. Große Disziplin ist notwendig bei dem Erlernen und Ausüben einer künstlerischen Meisterschaft, davon bin ich überzeugt. Wenn allerdings dabei die Freude verloren geht, ist das kontraproduktiv.

Warum?

Heute steigen die Menschen meistens aus, wenn etwas zur freudlosen Qual wird. Das Gebot der Disziplin ist in der Gesellschaft sehr viel schwächer geworden. Positive Motivation ist deshalb umso wichtiger. Aber letztendlich bleibt es bei der freiwilligen Entscheidung jedes einzelnen, diszipliniert und streng mit sich zu sein.

Maria Callas in der Komödie am Kurfürstendamm

Sie sind selbst Mutter. Hätten Sie Ihre Kinder – bei entsprechendem Talent – in die Meisterklasse der Callas gesteckt?

Ich hätte sie definitiv nicht gezwungen. Aber wenn sie selbst den Drang haben würden, könnten sie aus so einer Callas-Meisterklasse viel mitnehmen.

Und ganz wichtig: Bei aller Härte mit sich selbst darf die liebevolle Fürsorge mit sich selbst nicht verloren gehen – daran würde ich sie immer wieder erinnern!

Der schönste Callas-Satz aus dem Stück?

Glauben Sie nicht, hoffen Sie nicht, machen Sie. Mut, Sharon, Mut. Alle Augen warten auf Sie.

Die Fragen stellte Karim Mahmoud

„Meisterklasse“ in der Komödie am Kurfürstendamm im Ernst-Reuter-Saal hat am 13.09.2024 Premiere. Karten für das Stück mit Katja Weitzenböck, Nikolai Orloff, Lisa Ziehm, Rocío Reyes Romero und Lawrence Halksworth (Regie führte Harald Weiler) gibt es ab 27,70 Euro im KURIER-Ticketshop.