Die Dealer-Bande hatte sich auf Bahnhöfe der Ringbahn spezialisiert: Innerhalb von drei Monaten sollen „Ali“ und seine Komplizen mehr als 3600 Heroinkugeln verkauft haben. Nächster Halt: Kriminalgericht. Ahmad A. M. (27) gilt als ein Boss der mutmaßlichen Bande. Unter Dealern wurde er wohl „Ali“ genannt. Mitangeklagt sechs Männer. A. M., Walid Y. (25), Ahmad S. (31), Mohamed R. (18) und Mustafa U. (50) sitzen seit sechs Monaten in U-Haft.
Drogenhandel im öffentlichen Nahverkehr. Von Anfang Mai bis Anfang August vorigen Jahres sollen A. M. und Komplizen vor allem Heroin-Szenekugeln verkauft haben. Monatelang ermittelte die Polizei. Telefone wurden überwacht, Verdächtige observiert. Als Bunker und Zentrale der Gruppierung wurde eine Wohnung in der Sonnenallee (Neukölln) ermittelt.
Laut Anklage wurden an einzelnen Tagen bis zu 239 Heroin-Kugeln vertickt
Es geht nun um bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln. 56 Fälle sind angeklagt – einer oder mehrere der mutmaßlichen Dealer seien jeweils beteiligt gewesen. Laut Anklage wurden an einzelnen Tagen bis zu 239 Heroin-Kugeln vertickt.
Die Dealer nutzten Mobiltelefone für schmutzige Geschäfte, lieferten die Bestellungen in der Regel zwischen 8 und 19 Uhr aus. Bis zu einer Razzia am 15. November. Damals wurden auch 190 Heroin- oder Kokain-Konsumeinheiten sowie 25.000 Euro Bargeld sichergestellt.
Vor dem Richter nun weitgehende Geständnisse. Ahmad A. M.: „Die Person mit dem Codenamen Ali bin ich.“ Es treffe zu, dass er sich mit anderen Männern zusammengeschlossen habe, um an S-Bahnhöfen – vor allem Innsbrucker Platz, Bundesplatz, Tempelhof – oder an polnische Abnehmer in Neukölln Drogen zu verkaufen. Er habe häufig das „Kundentelefon“ bedient, Geld eingesammelt. Doch Heroin eingekauft habe er nicht: „Es gibt eine ältere, besser vernetzte Person.“ An diesen Hintermann seien auch die Gewinne geflossen. A.M.: „Abzüglich unserer Marge.“

Ahmad A. M. – stammt wie die meisten Angeklagten aus dem Libanon – hatte laut Anklage sogenannte Läufer. Die wurden zu Treffpunkten geschickt, um harte Drogen schließlich vor Ort zu verkaufen. Boss Ali im Prozess: „Die in der Anklage genannten Mengen halte ich für nachvollziehbar.“
Die Berliner Dealer haben 50 Euro am Tag verdient
„Läufer“ Ahmad S. gestand: „Im Frühjahr 2021 bin ich von Dortmund nach Berlin gekommen, ein Bekannter hatte mir Arbeit und einen Schlafplatz versprochen, er stellte mich A. M. vor.“ Er habe dann Drogen verkauft: „Morgens nahm ich das Arbeitshandy und fuhr zu Bahnhöfen, wartete dort auf Kunden.“
Als „Portionierer“ machte Mohamed R. (18) mit: „Mir ist gezeigt worden, wie man Kugeln aus dem Heroin dreht.“ Er habe 50 Euro am Tag erhalten. R.: „Wichtig war mir, eine Beschäftigung zu haben.“ Die Mittäter seien seine einzigen Freunde in der Stadt gewesen. Fortsetzung: 22. Mai.