Der klare KURIER-Kommentar

Kino-Etikette: Bitte auch bei der Berlinale!

Zuschauer bei den Berlinale-Filmen zu sein ist was ganz Besonderes. Aber bei der ganzen Aufregung um Stars und Premieren vergisst so manch einer sein Benehmen.

Author - Jana Hollstein
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Amanda Seyfried auf dem roten Teppich bei der Premiere von Seven Veils.
Amanda Seyfried auf dem roten Teppich bei der Premiere von Seven Veils.AFP

Wie so viele Berliner habe in den letzten Tagen viel Zeit in Kinosälen verbracht und es so richtig genossen. Vor allem die tolle Atmosphäre ist für mich immer das Highlight der Berlinale. Es ist einfach was ganz Besonderes, wenn man in einem Saal voller Film-Liebhaber und am besten noch den Machern des Films sitzt. Das ist wirklich die Berlinale von ihrer besten Seite. Leider ist das Publikum nicht bei jedem Film so dankbar.

Trotz Berlinale-Glamour vergisst mancher, wie man sich im Kino benimmt

Man kann sich ja glücklich schätzen, dass man bei den großen Aufführungen oft nicht die üblichen Kino-Rüpel antrifft. Aber je größer die Stars, desto häufiger hat man Menschen im Publikum, die sich für nichts anderes interessieren, als Adam Sandler zu sehen – und sich auch so benehmen.

So saß ich zum Beispiel am Donnerstag in „Seven Veils“. Wie für so viele im Publikum war auch für mich Hauptdarstellerin Amanda Seyfried der ursprüngliche Grund, mein Ticket zu kaufen. Aber als der Film losging, fühlte ich mich zunehmen davon eingenommen.

Premieren sind immer ein Glücksspiel

Sie spielt eine Opern-Regisseurin, die ihr Kindheitstrauma eines sexuell übergriffigen Vaters an einer Inszenierung der Oper „Salomé“ abarbeitet. Ein schweres Thema, mit dem sehr respektvoll umgegangen wird und in dem natürlich die Oper eine große Rolle spielt. Neben mir sitzen zwei Männer, die während der Arien lachen („Opern sind voll komisch, Mann!“) und in jeder Szene ohne Amanda Seyfried laut reden.

Premieren sind immer ein Glücksspiel: Niemand kann ahnen, ob man den Film tatsächlich mögen wird. Und natürlich sind die anwesenden Stars der halbe Spaß am Abend. Aber meine Bitte für wenn Sie das nächste Mal in den Genuss kommen: Bitte wundern Sie sich nicht, wenn in einem Film über Opern tatsächlich Opern-Arien gesungen werden. Und vermiesen Sie anderen nicht das Erlebnis, indem Sie laut spekulieren, ob Sie wohl später an Autogramme kommen, während auf der Leinwand über traumatische Gewalt gesprochen wird. ■