Den Himmel immer im Blick: Sven Andersson in seiner Garten-Sternwarte.
Den Himmel immer im Blick: Sven Andersson in seiner Garten-Sternwarte. Foto: Berliner KURIER/Gerd Engelsmann

Wer sich aufmerksam durch Müggelheim bewegt, findet im Wiesbacher Weg ein merkwürdiges Gebäude: Ein kleines Türmchen mit Kuppel. Ein Gartenhaus? Nein! Eine Sternwarte ist es, die Sven Andersson (51) und seine Lebensgefährtin Martina Haupt (52) in ihrem Garten haben. KURIER besuchte die Hobby-Astronomen.

Sven Andersson wirft einen prüfenden Blick in das Okular seines Fernrohrs. Das Teleskop ist auf die Sonne gerichtet. „Da sind sogar Sonnenflecken, ich fasse es nicht“, sagt er. Auch der KURIER-Reporter darf gucken. Fast im Zentrum der hellen Sonne sind mehrere graue Pünktchen zu erkennen. „Dort ist es etwa 1000 Kelvin kühler als auf der restlichen Sonnenoberfläche“, erklärt er.

Wer kann behaupten, dass er aus dem eigenen Garten einen Blick auf die Sonne werfen kann? Sven Andersson und Martina Haupt können es – vor ihrem Haus steht eine Mini-Sternwarte. Andersson begeisterte sich schon in seiner Kindheit für die Astronomie. „Als ich in der dritten Klasse war, brachte mein Vater von einer Dienstreise ein Buch zum Thema mit.“ Später ging er zu einer Führung in die Archenhold-Sternwarte. „Das war 1976. Damals gab es dort Arbeitsgemeinschaften für Kinder. Weil mich das Thema so faszinierte, trat ich ein.“

Sven Andersson und Martina Haupt vor ihrem Grundstück, im Hintergrund die Sternwarte.
Sven Andersson und Martina Haupt vor ihrem Grundstück, im Hintergrund die Sternwarte. Foto: Berliner KURIER / Gerd Engelsmann

Schnell verspürte er den Drang, ein eigenes Teleskop zu besitzen – der Vater eines Freundes half, als Andersson in der fünften Klasse war. „Er baute es aus einem Bastelsatz aus dem Zeiss-Laden am Alex. Ich schaffte mir  das nächstgrößere an, als ich es mir leisten konnte.“ Andersson blieb in der Astronomie-AG, lernte dort 1998 seine Lebensgefährtin kennen. Schon 1997 hatte er begonnen, die Sternwarte im Garten zu bauen. „Es ist schwierig, wenn man das Teleskop immer nach draußen tragen muss. Spiegel und Linsen verziehen sich bei Temperaturunterschieden. Besser ist es, wenn das Teleskop draußen fest installiert ist.“

Diese Aufnahme der Mondoberfläche ist Andersson und Haupt gelungen.
Diese Aufnahme der Mondoberfläche ist Andersson und Haupt gelungen. Foto: Amateursternwarte Müggelheim

Das Türmchen beherbergt nun ein Linsenfernrohr und ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop. Von hier beobachten sie den Himmel, sammeln Daten, speisen diese in Datenbanken ein. Die beiden Hobby-Astronomen sind etwa an einem Projekt beteiligt, bei dem während Sonnenfinsternissen herausgefunden werden soll, ob der Durchmesser der Sonne immer konstant ist. Die nächste totale Finsternis ist von Berlin aus allerdings erst 2135 zu sehen. Regelmäßig unternehmen sie deshalb auch Reisen, um die Himmelsschauspiele an anderen Orten der Welt zu beobachten.

Anderssons Aufnahme des Kometen C/2020F3 (Neowise). Der Kernbereich ist etwas überbelichtet, dafür ist ein Teil des Schweifs gut zu sehen.
Anderssons Aufnahme des Kometen C/2020F3 (Neowise). Der Kernbereich ist etwas überbelichtet, dafür ist ein Teil des Schweifs gut zu sehen. Foto: Amateursternwarte Müggelheim

So kamen die beiden bereits nach Tunesien, China, nach Russland und Australien. Für die Touren haben sie ein Reiseteleskop, denn jenes aus der Garten-Sternwarte kann nicht transportiert werden. „Am besten ist es immer, solche Beobachtungstouren in einer Gruppe zu machen, in der auch Nicht-Beobachter dabei sind. Denn dann kommt man beim Gepäck wieder auf den Mittelwert“, sagt Martina Haupt.

Oft gehen die beiden aber einfach nur abends in die Sternwarte und schauen gen Himmel, ohne Ziel. Martina Haupt nennt das „spazieren gucken“. Was dabei stört, ist vor allem die Lichtverschmutzung. „Die Straßenlaternen müssen nicht Richtung Himmel leuchten, sondern auf die Straße“, sagt Andersson. „Und es gibt Experten, die ihre Gärten mit LEDs beleuchten, die ganze Nacht.“

Das Sternwarten-Türmchen von Sven Andersson beherbergt nun ein Linsenfernrohr und ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop.
Das Sternwarten-Türmchen von Sven Andersson beherbergt nun ein Linsenfernrohr und ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop. Foto: Berliner KURIER / Gerd Engelsmann

Inzwischen kennen viele Nachbarn in Müggelheim die kleine Sternwarte, regelmäßig veröffentlichen Andersson und Haupt Beobachtungen im „Müggelheimer Boten“. Außerdem laden sie zu öffentlichen Sternen-Beobachtungen in ihr Türmchen. Infos im Netz unter www.amateursternwarte.de.