Erste Meldung aus Kremmen

Winter im Rückzug: Die ersten Schnee-Störche sind gelandet

Die ersten Vögel kehren von der iberischen Halbinsel, also aus Spanien und Portugal, zurück. Doch die sogenannten Ostzieher brauchen noch ein paar Wochen.

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Störche (Ciconia ciconia) stehen auf einer verschneiten Wiese. Die ersten Störche sind aus warmen Gegenden zurück und finden noch Schnee vor.
Störche (Ciconia ciconia) stehen auf einer verschneiten Wiese. Die ersten Störche sind aus warmen Gegenden zurück und finden noch Schnee vor.Thomas Warnack/dpa

Bis zu acht Grad warm war es am Freitag in Berlin und Brandenburg. Auch wenn noch Reste von Schnee liegen: Es scheint so, als ob der Winter sich verabschieden will, der Frühling vor der Tür steht. So sehen es jeweils auch die Zugvögel, die nach und nach zurückkommen. Kraniche zogen schon vor Wochen am Himmel vorbei, jetzt landen auch die ersten Störche wieder bei uns.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg klappern die ersten Störche. Ins Storchendorf Linum (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) ist zwar noch kein Storch aus dem Süden zurückgekehrt, „aber im Nachbarort Kremmen ist bereits ein Weißstorch eingetroffen.“ Das sagt Kristin Garner, Stationsleiterin des Naturschutzzentrums „Storchenschmiede Linum“. Noch vor dem Start des Frühlings kehren die Störche nach Brandenburg zurück.

Brandenburg: 1400 Brutpaare werden erwartet

„Brandenburg ist das storchenreichste Bundesland der neuen Bundesländer“, erklärt Bernd Petri, Sprecher der Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). 1410 Brutpaare gab es laut dem Experten im vergangenen Jahr dort, insbesondere im Bereich der Elbe und Oder sowie im Havelland und im Spreewald.

Im Storchendorf Rühstädt an der Elbe lebten im vergangenen Jahr etwa 25 Paare. In Linum sind den Angaben zufolge in der Regel zehn Horste von brütenden Storchenpaaren besetzt. In Berlin gab es Petri zufolge zuletzt hingegen „nur ganz wenige Brutpaare“ – und zwar genau drei. „Mehr als die Hälfe der Paare brüten mittlerweile auf speziellen Masten – nicht wie früher auf Dächern oder Schornsteinen“, sagt Petri.

In Brandenburg seien fast ausschließlich sogenannte Ostzieher heimisch. Diese fliegen Petri zufolge „weit und gefährlich“ über den Bosporus und den Nil entlang bis nach Ost- und Südafrika. Deshalb kämen die Ostzieher in der Regel erst ab Mitte März zurück – gut sechs Wochen später als die Westzieher. Diese ziehen hauptsächlich auf die iberische Halbinsel, also nach Spanien und Portugal.

Störche: Immer weniger Ostzieher fliegen ein

Der Bestand der Ostzieher sei jedoch etwas zurückgegangen. Ihre Population in den neuen Bundesländern stellte vor 20 Jahren noch Dreiviertel aller deutschen Störche. Inzwischen hat sich das Verhältnis umgekehrt: „Dreiviertel des deutschen Bestandes sind Westzieher“, berichtet Petri. Da die Populationen der Westzieher enorm gewachsen seien, ziehe es diese auch immer häufiger nach Nordosten in die Brutheimat der Ostzieher.

Störche sind laut dem Experten „nesttreu“ - sie kehren also immer wieder in ihren einen Horst zurück. Viele Störche sterben jedoch auf dem Weg dorthin. Von März bis Anfang April kehren die meisten Störche zurück, die letzten bis Ende April. „Zunächst die männlichen Störche, die bereiten schon mal die Horste vor“, erklärt Stationsleiterin Garner. „Da kommt es dann auch zu vielen Kämpfen um Nester“, weiß Petri. „Und das Klappern ist überall zu hören.“

Ein frisch eingeflogener Storch sitzt in einem Horst in Maßlau nahe der Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Trotz der frostigen Temperaturen haben sich die ersten Störche in Sachsen schon wieder auf ihren Horsten eingerichtet.
Ein frisch eingeflogener Storch sitzt in einem Horst in Maßlau nahe der Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Trotz der frostigen Temperaturen haben sich die ersten Störche in Sachsen schon wieder auf ihren Horsten eingerichtet.Kerstin Pompe/dpa

Im Jahr 2024 brüteten laut Petri rund 13.200 Storchenpaare in Deutschland. In ganz Deutschland sind Baden-Württemberg und Hessen die Bundesländer mit der höchsten Dichte an Störchen. Und nicht alle der Vögel ziehen im Winter von dannen: Sie können laut Garner bei milderem Klima auch in der kalten Zeit in Deutschland ein ausreichendes Nahrungsangebot finden. Der größte deutsche Überwinterungsplatz ist Petri zufolge im hessischen Ried bei Büttelborn: 420 Störchen bleiben dort. ■