Seltene Handwerkskunst

Instrumentenbauer in Frankfurt (Oder) begeistert Kunden aus aller Welt

Der Instrumentenbau ist echte Handarbeit. Vor allem Profimusiker schätzen die Kreativität und Qualität erfahrener Handwerker aus Frankfurt (Oder). 

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Christian Dobberstein, Metallblasinstrumentenbaumeister, zeigt in seiner Werkstatt eine große Kaisertuba, gebaut um 1890, und daneben eine kleines Taschenhornet (um 1900), beide hergestellt von der damaligen Firma Altrichter in Frankfurt (Oder).
Christian Dobberstein, Metallblasinstrumentenbaumeister, zeigt in seiner Werkstatt eine große Kaisertuba, gebaut um 1890, und daneben eine kleines Taschenhornet (um 1900), beide hergestellt von der damaligen Firma Altrichter in Frankfurt (Oder).Patrick Pleul/dpa

Wenn Christian Dobberstein die silberne Trompete mit den ungewöhnlichen Goldverzierungen in die Hände nimmt, juckt es den erfahrenen Blechblasinstrumentenbauer aus Frankfurt (Oder) förmlich in den Fingern. „Das ist die älteste bekannte Trompete dieser Art der Berliner Firma Moritz, die diese Pumpventile erfunden hat, um alle Töne der Tonleiter spielen zu können“, erklärt er und deutet auf die zwei zylindrischen Details.

Alte Musik auf historischen Instrumenten

Er und sein Vater Hartmut haben sich auf das Restaurieren und den originalgetreuen Nachbau historischer Trompeten und Hörner spezialisiert. „Das ist schon seit Jahren ein Trend. Mozart und Beethoven klingen einfach besser auf Instrumenten aus der Entstehungszeit der Kompositionen“, erläutern die Dobbersteins, die gerade Hörner für Musiker aus Österreich nach historischem Vorbild nachbauen. Etwa 60 Instrumente entstehen pro Jahr in der Frankfurter Familienwerkstatt. Exkursionen führten die beiden Fachleute in Museen, um historische Trompeten und Hörner genau zu untersuchen und zu vermessen. Zudem haben sie sich eine Bibliothek mit Fachliteratur zugelegt.

Der 78 Jahre alte Senior hatte seinen Handwerksbetrieb 1967 gegründet. In guter Tradition: Von 1868 bis 1934 gab es mit der Firma Altrichter schon einmal Instrumentenbauer in der Stadt. Sohn Christian wollte eigentlich Berufsmusiker werden, hat als Kind das Spielen auf Klavier, Querflöte und Waldhorn gelernt.

Schon als 14-Jähriger wurde er an der Berliner Musikhochschule unterrichtet, durfte dann zu DDR-Zeiten allerdings nicht studieren, sodass er notgedrungen in Vaters Fußstapfen trat. „Ich bin 1989 bei ihm in die Lehre gegangen, habe dann wirklich Spaß an diesem besonderen Handwerk gefunden und 1995 meinen Meister gemacht“, beschreibt er seinen Weg.

Die Firma Dobberstein baut und restauriert neben Jagdblasinstrumenten auch Trompeten, Flügelhörner und fast alle anderen Arten von Blechblasinstrumenten. 
Die Firma Dobberstein baut und restauriert neben Jagdblasinstrumenten auch Trompeten, Flügelhörner und fast alle anderen Arten von Blechblasinstrumenten. Patrick Pleul/dpa

Bei den Dobbersteins gibt es nichts von der Stange, sondern individuell gebaute Instrumente in echter Handarbeit: Mundrohre, Ventile oder auch die Anzahl der Rohrwindungen werden nach Kundenwunsch angepasst. Die enge Werkstatt erinnert mit Drehbank, Bohrmaschine und Schraubstöcken an eine Schlosserei. Doch die Unterschiede zeigen sich spätestens bei den Feinheiten: Aus millimeterdünnen Blechen werden konische Rohre und Schallstücke in die gewünschte Form gebogen und gelötet.

Kunden, Sammler, Museen und vor allem Profimusiker aus vielen europäischen Ländern, den USA und Deutschland klopfen bei den Dobbersteins an die Tür. 

Historische Rarität aus Silber

Die vermutlich um 1838 gefertigte Moritz-Trompete aus Silber ist jedoch kein Kundenauftrag. Dobberstein junior entdeckte sie in einem Antiquitätenladen. Seinen Recherchen nach wurde das kostbare Instrument einst für die Garde du Corps gefertigt, ein 1740 von Friedrich II. gegründetes preußisches Regiment in Potsdam. „Ich musste es einfach haben, denn ein Instrument in dieser Ausführung und in dem doch recht guten Zustand sieht man nicht alle Tage.“ 

Auf der Suche nach dem fehlenden Nachwuchs

Ihre Erfahrungen, Kenntnisse und handwerklichen Fähigkeiten würden Vater und Sohn gern an Nachwuchsinstrumentenbauer weitergeben, doch da fehlten geeignete Kandidaten, sagen die Dobbersteins. Sie bekennen, dass Instrumentenbauer „ganz große Individualisten“ seien. Sie selbst hätten die Suche nach Lehrlingen nach schlechten Erfahrungen aufgegeben.

„Gerade seltene Handwerke isolieren sich häufig“, sagt Michael Thieme, der Sprecher der Frankfurter Handwerkskammer. „Das ist tragisch, weil so handwerkliches Know-how, technisches Verständnis und jede Menge Wissen verloren gehen.“ Seinen Angaben nach gibt es in Brandenburg nur noch 57 Instrumentenmacher. ■