Asteroid 2024 BX1

Der Stinke-Meteorit aus dem Havelland: Er müffelte nach faulen Eiern

Im Januar fiel ein Meteorit in Brandenburg auf die Erde. Eine Studie stellt nun Details zu den gut 200 Bruchstücken vor – und gibt eine Erklärung dafür, warum er so komisch roch.

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Der winzige Asteroid 2024 BX1 war in der Nacht zum 21. Januar in der Nähe von Berlin verglüht.
Der winzige Asteroid 2024 BX1 war in der Nacht zum 21. Januar in der Nähe von Berlin verglüht.Christoph Seidler/Spiegel/dpa

Der Feuerschweif war bis Prag zu sehen: Im Januar fiel im Havelland ein Meteorit auf die Erde. Und jetzt stellt sich raus, dass die Meteoritenjäger, die die gut 200 Bruchstücke des Himmelskörpers auf Brandenburger Wiesen und Feldern aufspürten, echte Spürnasen waren. Der Ratschlag „Immer der Nase nach“ half also bei der Suche, denn der winzige Asteroid 2024 BX1 roch nach faulen Eiern.

Der winzige Asteroid 2024 BX1 war in der Nacht zum 21. Januar zwischen Rathenow und Berlin verglüht und hatte dabei für ein spektakuläres Himmelsschauspiel gesorgt. Wissenschaftler und Sammler entdeckten danach zahlreiche Bruchstücke. Der Meteorit ist etwa 4,5 Milliarden Jahre alt und gehört der seltenen Klasse der Aubriten an. Das berichtet ein internationales Forschungsteam unter Leitung deutscher Forscher im Fachblatt „Meteoritics & Planetary Science“. Die Gruppe hat auch eine Erklärung dafür, warum die Trümmerstücke intensiv nach faulen Eiern rochen.

Gefunden wurden 202 Bruchstücke mit einem Gewicht von 1,8 Kilogramm

Ein internationales Team unter Leitung von Forschern des Instituts für Planetologie der Universität Münster hat Einzelheiten zu dem Meteoriten bekannt gegeben, den sie nach der Fundstelle „Ribbeck“ tauften. Wie die Gruppe schreibt, sind 202 Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von 1,8 Kilogramm aufgefunden worden. Das Streufeld in der Nähe der brandenburgischen Ortschaften Ribbeck, Berge und Lietzow habe eine Größe von 1,5 mal 10 Kilometern gehabt.

Dieses Meteoritenteil wurde von vier polnischen Meteoritensuchern auf einem Feld bei Ribbeck gefunden.
Dieses Meteoritenteil wurde von vier polnischen Meteoritensuchern auf einem Feld bei Ribbeck gefunden.Cevin Dettlaff/dpa

Die Suche nach Überresten des Himmelskörpers begann ungewöhnlich schnell, da die US-Raumfahrtagentur Nasa den Asteroideneintritt angekündigt hatte. Ohne davon zu wissen, hätten Wissenschaftler und Sammler während des Suchens allerdings zunächst vor einer Herausforderung gestanden, wird Erstautor Addi Bischoff in einer Mitteilung zur Studie zitiert: „In der Regel hält man bei der Meteoritensuche nach schwarzen Steinen Ausschau. Aufgrund der Mineralogie und Zusammensetzung wiesen die Bruchstücke von Ribbeck aber keine durchgängig dunkle Schmelzkruste auf.“ Wahrscheinlich seien deshalb in den ersten Suchtagen zahlreiche Stücke übersehen worden, bis man diese Eigenart erkannt habe.

Die Studie bestätigt, dass „Ribbeck“ zu der äußerst seltenen Meteoritenklasse der Aubrite gehört – zu diesem Schluss war das Museum für Naturkunde Berlin ebenfalls im Februar nach Untersuchungen von mehr als 20 Proben gekommen. Weltweit seien gerade einmal zwölf Fälle von Aubriten bekannt.

Die Bruchstücke des Meteoriten rochen nach Schwefelwasserstoff

Aubrite seien reich an Magnesium und Silizium, wobei „Ribbeck“ in seiner Klasse eine Sonderstellung einnehme: Das Gestein verfüge über einen außergewöhnlich hohen Anteil an Feldspäten – einem Mineral, das zur Gruppe der Silikate gehört. Die Forschungsgruppe nimmt an, dass der Mutterkörper von „Ribbeck“ etwa 4,5 Milliarden Jahre alt ist und aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt.

Nomen est omen: Die polnischen Meteoritenjäger um Kazimierz Magneto fanden mehrere Bruchstücke, die aus dem Himmel ins Havelland fielen. 
Nomen est omen: Die polnischen Meteoritenjäger um Kazimierz Magneto fanden mehrere Bruchstücke, die aus dem Himmel ins Havelland fielen. Michal Nebelski

Eines half auf jeden Fall bei der Suche nach den Bruchstücken: der starke Geruch. Die Wissenschaftler haben jetzt auch eine Erklärung dafür, warum die Bruchstücke intensiv nach Schwefelwasserstoff rochen – ein Geruch, der dem von faulen Eiern ähnelt. Chemische Reaktionen zwischen den Mineralphasen und der Feuchtigkeit, die durch Schnee und Tauwetter entstanden, haben diesen Geruch verursacht und die Mineralogie des Gesteins verändert. ■