Thomas de Vachroi mit seinem Preis, ein Wassertropfen aus Acryl.
Thomas de Vachroi mit seinem Preis, ein Wassertropfen aus Acryl. Sabine Gudath

Große Ehre für Berlins Armutsbeauftragen, Thomas de Vachroi (61). Am Mittwochabend erhielt er im „Schlosshotel Berlin by Patrick Hellmann“ im Grunewald den „Voice Aid Award Hidden Champion of Life Deutschland 2020“ für sein soziales Engagement in der Stadt, das auch in der Corona-Krise von großer Bedeutung ist.

Zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft nahmen an der Preisverleihung teil, die von einem weltweiten Zusammenschluss von Menschen, der Voice Aid Association e.V. die sich auf Basis der Charta der Vereinten Nationen (Gründungsvertrag der UN) für mehr Humanität und den Schutz unseres Planeten einsetzt. Der Preis ist ein Wassertropen aus Acrylglas und soll symbolisch für das Wasser der Erde und für Nachhaltigkeit stehen. 

Thomas de Vachroi hat eine neue Definition von Armut entwickelt

„Wir freuen uns einen Menschen zu ehren, der sich wie niemand anderes für das Wohl von anderen Menschen einsetzt und das Tag für Tag“, sagte Astrid Ahrens, Präsidentin des Vereins. De Vachroi sei jemand, der eine ganz besondere eigene Art habe, in die Welt zu sehen, weil er stets völlig unbeirrt und mit hellwachen Augen nach vorn blicke. Er habe eine völlig neue Definition von Armut entwickelt, nämlich noch soziale und emotionale Aspekte mit hinein hineingebracht. Der Armutsbeauftragte hat für den Begriff eine eigenen Abkürzung enzwickelt: „AMEKS“ steht für materialistische, emotionale, krankheitsbedingte und soziale Armut. 

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Thomas de Vachroi am Stuttgarter Platz, wo viele obdachlose Menschen leben. 
Sabine Gudath
Thomas de Vachroi am Stuttgarter Platz, wo viele obdachlose Menschen leben. 

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Was macht ein Armutbeauftragter für Berlin? Seine Aufgabe ist seit März 2017 als Mitarbeiter des Diakoniewerks Simeon und seit Anfang 2021 auch des gesamten Kirchenkreises Neukölln mit 22 Gemeinden in Berlin und Brandenburg, die Armut in dieser Stadt zu bekämpfen. Besonders in der Pandemie ist das eine Herausforderung.

De Vachroi ist es mit seinem Team gelungen, obdachlose Menschen während des Lockdowns mit mehr als 20.000 Lunchpaketen auf der Straße von Neukölln zu versorgen, als die Tee- und Wärmestube, die das Diakoniewerk Simeon betreibt, schließen musste. Auch im Haus Britz, wo er sein Büro hat, kümmert er sich um Menschen, die pflegebedürftig sind oder ein Handicap haben und gibt genau jenen eine Stimme, die in unserer Gesellschaft keine mehr haben. 2015 baute De Vachroi eine der größten Flüchtlingsunterkünfte der Stadt, im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf, mit auf. 

Corona-Held: Selten jemanden mit einer derartigen Herzlichkeit getroffen

Er habe selten jemanden mit einer derartigen Herzlichkeit getroffen, betonte Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (35, SPD) in seiner Laudatio. Er setze sich für die Schwächsten der Stadt ein, das sei  sehr ehrenwert. Armut ist ein großes Thema in Berlin. „16,4 Prozent der Menschen in Berlin müssen mit weniger als 800 Euro im Monat auskommen“, betonte Hikel.

Thomas de Vachroi helfe von Armut betroffenen Menschen, sich im Leben besser zurechtzufinden. Hikel übte an dieser Stelle auch Kritik, an der Situation der Obdachlosigkeit in der Stadt. Er sagte: Es könne nicht sein, dass eine Gesellschaft wie unsere, es zuließe, dass Menschen auf der Straße leben. Jemand wie De Vachroi schaue nicht nur zu, sondern unternehme auch etwas dagegen. 

Der Wassertropfen aus Acryl soll beim Armutsbeauftragen im Büro einen schönen Platz auf dem Schreibtisch bekommen. „Ich sehe nicht nur mich als Preisträger, sondern auch alle anderen Parteien, die gerade gegen die Armut kämpfen“, sagte er. De Vachroi hat viele Pläne für die Zukunft: Er möchte ein zentrales Spendenlager in Berlin einrichten und ein Obdachlosen-Zentrum- und Parlament gründen.

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Außerdem arbeitet De Vachroi gerade gemeinsam mit Politikern und Kirchenvertretern an einer Lösung, dass ehemalige Flüchtlingsunterkünfte, die nicht mehr benötigt werden, in den Wintermonaten für obdachlose Menschen freigegebenen werden. Er sagt: „Es ist doch furchtbar, wenn wir keine andere Möglichkeit haben, als in den Wintermonaten U-Bahnhöfe für diese Menschen freizugeben.“