„Grüne Kohle“

Berlin-Tipp! Kabarettist Chin Meyer entlarvt Märchen zum Klima-Wandel

Chin Meyer – der selbsternannte Homöopath des Geldes – entlarvt in seinem Bühnenprogramm „Grüne Kohle“ Märchen um nachhaltige Lebens- und Finanzlügen.

Author - Julia Nothacker
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Kabarettist Chin Meyer stellt unbequeme Fragen. 
Kabarettist Chin Meyer stellt unbequeme Fragen. Holger Matthies

„Hat man bereits nachhaltig investiert, wenn man auf einem E-Tretroller einen veganen Smoothie schlürft? Oder war man bei der Frage nach der Tretroller-Helmpflicht in etwa so aufrichtig wie Boris Becker bei seinen Vermögensverhältnissen? Darf man nach zweimaligem Mallorca-Verzicht zur Erholung auf den Malediven tauchen? Kommen Menschen mit Solardach automatisch ins Nachhaltigkeitsparadies?“

Chin Meyer entlarvt in seinem Programm „Grüne Kohle“ Lebens- und Finanzlügen.
Chin Meyer entlarvt in seinem Programm „Grüne Kohle“ Lebens- und Finanzlügen.Holger Matthies

Diese und mehr Fragen klärt Kabarettist und Autor Chin Meyer – der selbsternannte Homöopath des Geldes - in seinem Bühnenprogramm „Grüne Kohle“. Zu den Themen Politik, Wirtschaft und Finanzen, mit denen sich Chin Meyer beschäftigt, kommt jetzt also auch noch die Klima-Krise hinzu. Kein anderer Comedian entlarvt unsere Lebens- und Finanz-Märchen auf solch schonungslose und zugleich humorvolle Art und Weise.

Chin Meyer auf der Bühne. Das Publikum geht offensichtlich mit. 
Chin Meyer auf der Bühne. Das Publikum geht offensichtlich mit. Christian Schulz

Was genau die Zuschauer in seinem Programm erwartet und welche Witze der Comedian heute lieber nicht mehr macht ...

Drei Fragen an Chin Meyer

Herr Meyer, erklären Sie den Zuschauern, worum es in „Grüne Kohle“ geht?

Es geht darum, den Zuschauern auf humorvolle Art und Weise das Thema Nachhaltigkeit, speziell Nachhaltigkeit im Geld, näherzubringen. Es gibt im Augenblick einen wahnsinnigen Trend, dass die Menschen wollen, dass ihr Geld Gutes tut, indem man Geld anlegt und dadurch den Klima-Wandel aufhält. Darin zeige ich Widersprüche auf. Auch beim Thema CO2-Ausstoß gilt es, Märchengeschichten aufzudecken. Es gibt viele Dinge, bei denen die Menschen gar nicht wissen, dass sie einen hohen CO2-Ausstoß haben, zum Beispiel mit mobilen Daten zu surfen.

Die Comedy-Branche hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Was halten Sie davon?

Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite finde ich, dass den Menschen eine gewisse Elastizität im Umgang mit dem Humor verloren gegangen ist. Heute mache ich deutlich andere Sachen als noch vor zehn Jahren. Es ist wichtig, sich selbst kritisch zu untersuchen. Früher war man sehr viel schneller dabei, etwas zu machen, wo eine leichte sexuelle Note mitschwingt. Heute mache ich mir viel mehr Gedanken, ob das noch sein muss und ob die Leute es noch lustig finden. Man haut heute nicht einfach frauenfeindliche oder rassistische Witze raus. Ich hatte eine Figur in meinem Programm, die ich sehr gerne gespielt habe und die auch mein Publikum sehr lustig fand, das war ein Inder. Ich habe einen Hut aufgesetzt und mit einem indischen Akzent gesprochen, das fanden die Leute sehr komisch. Das mache ich heute nicht mehr. Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt und das ist auch gut so. Auf der anderen Seite geht eine gewisse Leichtigkeit verloren und das ist schade.

Was kann, darf und sollte Humor Ihrer Meinung nach leisten?

Die Reizschwelle, was Empörung angeht, ist sehr niedrig geworden. Viele sind ernster, verbissener und ängstlicher geworden. Aber Humor nimmt die Angst, deswegen ist er so wichtig. Durch Humor lernt man, innere Widersprüche wahrzunehmen, auszuhalten und zu akzeptieren. Insofern liefere ich einen wichtigen Bildungsauftrag. (lacht)

Selbst auf der Bühne erleben können Sie Chin Meyer am kommenden Sonntag, den 22. Oktober, um 15.30 Uhr in „Die Wühlmäuse“. Weitere Termine und Informationen zu den Tickets finden Sie hier!