Berliner Umland

Wo sich der Immobilienkauf für Pendler lohnt

Eine Studie zeigt, nach wie viel Jahren der finanzielle Vorteil beim Erwerb einer Wohnung im Speckgürtel durch Zeit und Geld für die Fahrten nach Berlin aufgezehrt ist.

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Viele Berliner ziehen jedes Jahr ins Umland, weil ihnen das Wohnen in der Bundeshauptstadt zu teuer geworden ist. Der Preisvorteil einer günstigen Immobilie im Speckgürtel ist jedoch oftmals schon nach wenigen Jahren aufgebraucht, wenn Zeit und Kosten für das Pendeln zum Arbeitsplatz in Berlin gegengerechnet werden. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Postbank Wohnatlas 2020 hervor, den das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) erarbeitet hat.

Teltow, Bernau und Falkensee schneiden dabei nach einer Modellrechnung als Wohnorte für Pendler am besten ab - wie schon im Jahr zuvor. In der Modellrechnung wird der Kauf einer durchschnittlich teuren 70 Quadratmeter großen Wohnung in Berlin mit dem Erwerb einer gleich großen Wohnung im Umland verglichen. In die Auswertung floss dabei die Distanz vom Bahnhof oder der Ortsmitte der jeweiligen Stadt zum Berliner Hauptbahnhof ein.

Wohnungskauf lohnt sich vor allem in Teltow

Pendler aus Teltow profitieren am längsten vom günstigeren Wohnungskauf. Der Preisvorteil ist bei täglicher Fahrt mit Bus und Bahn zur Arbeit erst nach gut 42 Jahren aufgebraucht, bei der Fahrt mit dem Auto nach 19 Jahren. Auch in Bernau, nordöstlich von Berlin, dürfen sich Bus- und Bahnfahrer über eine Ersparnis freuen, von der sie laut Modellrechnung rund 40 Jahre profitieren. Wer dagegen mit dem Auto fährt, hat den Kostenvorteil bereits nach knapp 16 Jahren aufgezehrt.

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Auf Platz drei der besten Standorte für Pendler im Berliner Umland schafft es Falkensee. Wer von dort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Berlin unterwegs ist, hat das gesparte Kapital rechnerisch nach rund 38 Jahren verbraucht, Auto-Pendler nach 17 Jahren. Auch in Ludwigsfelde und Blankenfelde-Mahlow bleibt der Immobilienkauf für Pendler mehr als 30 Jahre lang günstiger als im Berliner Stadtgebiet.

Insgesamt profitieren Pendler, die mit Bus und Bahn unterwegs sind, fast überall länger vom Kaufpreisvorteil als Autofahrer. Lediglich auf der 25 Kilometer langen Strecke von Kleinmachnow in die Hauptstadt haben Autofahrer die Nase vorn: Sie benötigen für eine Fahrt nur 28 Minuten, Bus- und Bahnfahrer dagegen 46 Minuten.

Gute Anbindung an Nahverkehrssystem entscheidend

Teltow, Bernau und Falkensee liegen vor allem dank sehr guter Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Ranking vorn. Von Teltow ist die Strecke in die City mit am kürzesten: Die 19 Kilometer sind mit dem Zug in 17 Minuten zu schaffen. Für die rund 28 Kilometer aus Bernau wie auch die 22 Kilometer aus Falkensee benötigen Pendler per Bahn gut 20 Minuten. Mit dem Auto sind sie überall länger unterwegs.

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Da die Modellrechnung vereinfachen muss, kann es im individuellen Fall Abweichungen zu Gunsten des Pendler-Daseins geben: Etwa, wenn ein Pendler gar nicht bis ins Berliner Zentrum fahren muss, sondern nur über die Stadtgrenze. Dennoch: Wer sich für ein Berufsleben als Pendler entscheidet, sollte sich laut Wohnatlas der zumeist langen Wege aus dem Speckgürtel in die City bewusst sein: Nur sieben der 33 untersuchten Städte und Gemeinden weisen mit Bus und Bahn Fahrzeiten von unter 30 Minuten pro Strecke aus. Autofahrer sind lediglich aus Teltow und Schönefeld in weniger als einer halben Stunde am Ziel. Eine Stunde und mehr am Steuer seien keine Seltenheit.