Diese Ruine wird Berlins größtes Hostel
In Spandau ist eine Riesen-Herberge mit mehr als 1300 Betten geplant. Doch es gibt Protest.

In Berlin entstehen immer mehr Hostels, die preiswerte Übernachtungen möglich machen. Meist finden sie sich im Stadtzentrum, doch jetzt soll ein Riesen-Hostel mit mehr als 1300 Betten in Spandau entstehen, im gewerblich geprägten Gebiet an der Freiheit – unweit einer Biogasanlage der Stadtreinigung, dem Klärwerk und der Müllverbrennungsanlage Ruhleben.
Bislang ist von den Plänen für die Riesen-Herberge wenig bekannt. Dass es das Projekt gibt, wurde jetzt durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts einer breiten Öffentlichkeit bekannt. „Spandau: Groß-Hostel im reinen Arbeitsgebiet zulässig“, ist die Pressemitteilung des Gerichts vom Montagnachmittag überschrieben.
BSR klagt gegen die Baugenehmigung
Darin heißt es, dass das Hostel, das auf dem Areal einer ehemaligen Textilfabrik an der Freiheit 11 entstehen soll, „in der geplanten Form errichtet und betrieben werden“ könne. Das habe das Verwaltungsgericht in zwei Eilverfahren entschieden. Dagegen kann jedoch noch Beschwerde eingelegt werden. Grund für den Rechtsstreit: Mehrere Betriebe aus der Nachbarschaft halten die Baugenehmigung für das Hostel für rechtswidrig und wollten diese mit den Eilanträgen außer Kraft setzen.
Zu den Klägern gegen die Baugenehmigung gehört die Berliner Stadtreinigung (BSR). „Die BSR hält den geplanten Bau des Hostels für planungsrechtlich unzulässig und sieht ihre Nachbarrechte, insbesondere das Rücksichtsnahmegebot verletzt“, sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Die BSR befürchte, dass mit der Realisierung des Vorhabens der Betrieb der Biogasanlage eingeschränkt werde, „um Lärm- und Geruchsbeeinträchtigungen für das Hostel zu begrenzen“.

Einem weiteren Unternehmen, das sich gegen die Baugenehmigung wehrt, gehört ein Grundstück, auf dem eine Asphaltmischanlage betrieben wird. Betrieben wird die Anlage von der Deutag Ost, die hier Asphalt für den Straßenbau produziert. Die Deutag habe ein großes Interesse daran, dass die jetzige Nutzung nicht eingeschränkt werde, sagt Niederlassungsleiter René Meinert. Das Verwaltungsgericht ist den Einwänden der Betriebe bisher nicht gefolgt – und wies die Eilanträge gegen die Baugenehmigung zurück. Begründung: Die Baugenehmigung verstoße nicht gegen Nachbarrechte.
Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, beurteilt die Hostel-Pläne positiv. „Wenn in Spandau so ein Haus errichtet wird, entspricht das dem Tourismuskonzept des Senats, dass nicht alles im Zentrum ist“, sagt er. Der Bau des Hotels Estrel in Neukölln habe bewiesen, wie sich ein Standort durch ein solches Projekt verändern kann.