Lichtenberg: Gibt es jetzt doch bald Windkraft vom Dach? – Howoge wagt neuen Anlauf!
Das neue Wohnhaus soll eigentlich seinen eigenen Strom erzeugen. Bisher fehlt aber die Genehmigung.

Der Plan war revolutionär. Bereits im April machte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Howoge auf sich aufmerksam, weil sie das neue Wohnhaus „Liese“ in Lichtenberg mit vier kleinen Windrädern ausrüsten wollte, um einen Teil der fast 400 neuen Wohneinheiten mit grünem, selbst gemachtem Strom zu versorgen. Damals scheiterte man am Bezirk, der die Genehmigung nicht erteilte. Doch ad acta gelegt hat die Howoge die Pläne nicht – nun hängt vieles am Senat.
Lichtenberg: Bekommt das neue Hochhaus jetzt doch Windenergie?
Ganze 64 Meter hoch ist das Wohnhaus „Liese“, das im Juni fertiggestellt wurde, ohnehin schon und überragt damit seine Nachbarn an der Frankfurter Allee um Längen. Die Windräder, die die Howoge darauf installieren will, sind deutlich kleiner als die, die man von Feldern kennt. Sie sollen jeweils etwa 20 Meter hoch sein, die Rotorblätter einen Durchmesser von ca. zehn Metern haben. Der erzeugte Strom soll bis zu 100 Mietparteien versorgen.

Doch der Bezirk erteilte die Genehmigung für die Windkraftanlage nicht. Die Begründung: Benachbarte Grundstücke seien durch Schattenwurf und Lichtreflexionen der Rotoren beeinträchtigt, Bewohner des Hauses möglicherweise durch Geräusche des Getriebes. Die Howoge sieht das Projekt allerdings sehr wohl als städtebaulich verträglich an und legte Widerspruch gegen die Bezirksentscheidung ein. Nun hat Lichtenberg die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung um eine planungsrechtliche Stellungnahme gebeten – und die deutet auf grünes Licht für das grüne Projekt hin.
Windkraft in Lichtenberg: Senat macht Howoge Hoffnung
Der zuständige Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) erklärte gegenüber dem rbb, man unterstütze das Vorhaben grundsätzlich. Allerdings fehle derzeit noch ein aktuelles Schallschutzgutachten, das die Howoge zuliefern muss. Der Bezirk hat bereits angekündigt, sein neues Urteil von der Stellungnahme des Senats abhängig zu machen.
Bei der Howoge setzt man große Hoffnungen in das Windkraft-Projekt. „Angesichts der aktuellen geopolitischen Situation sind wir als landeseigene Wohnungsbaugesellschaft in der Pflicht, Lösungen zu entwickeln, die es uns ermöglichen, Energie innerhalb Berlins zu erzeugen“, sagte Geschäftsführer Ulrich Schiller dem rbb. Es handle sich zwar um ein Novum, aber man müsse den Mut haben, „solche Piloten auf den Weg zu bringen“.
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Das sei nicht nur wichtig für den Klimaschutz, sondern helfe auch dabei, einen stabileren Strompreis für die Mieter zu erreichen, ist sich Schiller sicher. Sollte es zur Umsetzung kommen, wird es nicht bei dem einen Projekt bleiben. Dann werde man Bestands- und Neubauten daraufhin prüfen, ob der Bau von Windkraftanlagen möglich ist.