Laute Heizung raubt Rentnerin den Schlaf
Seit Jahren kommt eine 80-jährige Mieterin aus Spandau in der Heizperiode nicht zur Ruhe. Der Grund: Laute Klopfgeräusche in der Heizung. Jetzt kämpft die Frau vor Gericht um ihr Recht.

Thomas Uhlemann
„Für mich ist es nicht mehr auszuhalten“, sagt Renate Ladewig aus der Pionierstraße in Spandau. Immer wieder kommen die Klopfgeräusche in der Heizung. Nachts sei es am schlimmsten. „Ich habe letzte Nacht um 3 Uhr noch nicht geschlafen“, sagt die 80-Jährige. In den vergangenen Jahren habe sie zahlreiche Schadensmeldungen geschrieben, doch geändert habe sich nichts. Ihr Vermieter, eine Tochter der Deutsche Wohnen, gewährt zwar eine Mietminderung, hat den Mangel aber bisher nicht beseitigt.
Die erste Schadensmeldung schreibt Ladewig im Februar 2017. Da teilt ihr die Deutsche Wohnen Kundenservice GmbH mit, dass sich der vom Servicepartner beauftragte Handwerker „schnellstmöglich“ melden werde. Doch alle Reparatur-Bemühungen bleiben erfolglos. Nachdem der Schaden im Februar 2019 noch immer besteht, reicht der Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund (AMV) Klage beim Amtsgericht Spandau ein. Die Rechtsanwältin des AMV weist darauf hin, dass die Rentnerin „allenfalls für die Dauer von drei Stunden ohne Unterbrechung schlafen“ könne. Die Rechtsanwältin der Deutsche-Wohnen-Tochter spricht dagegen nur von „vermeintlichen Heizungsgeräuschen“ und bestreitet, dass in der Wohnung bei „Inbetriebnahme der Heizung laut hörbare sowie belästigende, störende Klickgeräusche“ wahrnehmbar sein sollen. Bei Ortsterminen in der Wohnung seien die Geräusche nicht feststellbar gewesen. Auch bei umfangreichen Überprüfungsmaßnahmen an Heizkörpern, Heizungsrohren und übriger Technik habe kein Mangel festgestellt werden können.
Das Amtsgericht Spandau entscheidet im August 2019, dass ein Gutachter die Vorwürfe der Mieterin überprüfen soll. Das Gutachten liegt seit April 2020 vor. Ergebnis des Sachverständigen: Es seien „wiederkehrende regelmäßig auftretende laute Klopf- und Schlaggeräusche“ festzustellen. Die Geräusche überstiegen dabei mit einem maximalen Schalldruckpegel von 39 Dezibel „deutlich“ die zulässige Lautstärke von 30 Dezibel. Der Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund fordert, dass die Deutsche Wohnen den Mangel umgehend beseitigt.
„Ich habe immer schon Angst, wenn die Heizperiode anfängt“, sagt Renate Ladewig. Sie könne gar nicht mehr abschalten. „Man wartet immer auf den nächsten Schlag.“ Selbst wenn es ruhig ist. Die Deutsche Wohnen zeigt sich jetzt entgegenkommend. Sie werde „eine erneute Ursachenprüfung vornehmen, um anschließend die entsprechenden Reparaturmaßnahmen durchzuführen und die Heizungsgeräusche dauerhaft abzustellen“. Selbstverständlich erhalte Frau Ladewig eine entsprechende Mietminderung für die Heizperiode 2019/2020. Der AMV reagiert zurückhaltend. In Anbetracht der Tatsache, dass es der Deutsche Wohnen seit der Heizperiode 2016/2017 nicht gelungen sei, die Heizungsgeräusche abzustellen, „sind wir mehr als skeptisch“, so AMV-Chef Marcel Eupen. „Oder um mit Johann Wolfgang von Goethe zu antworten: Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“
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