Im Blankenburger Süden soll in den kommenden Jahren ein neues Stadtquartier entstehen, mit Wohnungen, Gewerbe, sozialer Infrastruktur und viel Grün.
Im Blankenburger Süden soll in den kommenden Jahren ein neues Stadtquartier entstehen, mit Wohnungen, Gewerbe, sozialer Infrastruktur und viel Grün. Foto: yellow z/bgmr Landschaftsarchitekt

Im Blankenburger Süden soll ein neues Stadtviertel mit bis zu 6000 Wohnungen für 10.000 bis 12.000 Menschen entstehen. Das geht aus Plänen hervor, die Bau-Staatssekretär Sebastian Scheel (Linke) und Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) am Donnerstag präsentiert haben.

Überlegungen für den Bau von bis zu 10.000 Wohnungen, die vor zwei Jahren massive Proteste unter den Bürgern ausgelöst hatten, sind damit passé.  Mit einer schnellen Entlastung für den angespannten Wohnungsmarkt ist durch das Projekt aber nicht zu rechnen. Der Baubeginn für die Wohnungen sei nicht vor 2030 zu erwarten, sagte Scheel.

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Vier Planerteams haben jetzt Entwürfe vorgelegt, wie das neue Stadtquartier aussehen soll. Daraus soll in einem nächsten Schritt nach einer Bürgerbeteiligung ein Struktur- und Nutzungskonzept erarbeitet werden, sagte Scheel. Dieses soll Grundlage für die künftige Planung sein.

Häuser mit überwiegend vier bis sechs Geschossen

Die Büros yellow und bgmr entwickelten unter der Überschrift „Leben und Arbeiten am Stadtrand“ einen Plan, der sich stark an der Umgebung orientiert. Wie in den angrenzenden ehemaligen Angerdörfern konzentrieren sich die öffentlichen Einrichtungen und Geschäfte um längliche Plätze im neuen Quartier, die als Anger die Zentren bilden. Die vorgesehenen circa 5300 Wohnungen entstehen in Häusern mit überwiegend vier bis sechs Geschossen.

Der Entwurf sieht eine kompakte und dichte Bebauung vor.
Foto: yellow z/bgmr Landschaftsarchitekt
Der Entwurf sieht eine kompakte und dichte Bebauung vor.

Das Konzept des Teams UmbauStadt, MLA+ und Fugmann Janotta Partner („Mitte am Rand“) basiert auf der Blockrandbebauung der Berliner Innenstadt. Der Entwurf sieht eine kompakte und dichte Bebauung vor. Die Bebauungsdichte nimmt zum Zentrum des neuen Stadtviertels zu. Die geplanten airca 5400 Wohnungen sollen überwiegend in vier- bis sechsgeschossigen Häusern errichtet werden. Vorgesehen sind zudem sogenannte Hochpunkte mit bis zu acht Geschossen.

„Stadt der Kreisläufe“ heißt das dritte Konzept, das vom Team Cityförster und Felixx erarbeitet wurde. „Gewässer werden Bachland“, „Äcker werden Gartenland“ heißt es in diesem Plan. Zugunsten größtmöglicher Freiräume entsteht dabei eine „städtische Baudichte“. Danach sind rund 6000 Wohnungen in überwiegend vier- bis sechsgeschossigen Häusern geplant – Hochpunkte sollen bis zu zwölf Geschosse erreichen.

Zulieferverkehr von Wohnquartieren getrennt

Das Team TSPA und Bureau B+B setzt sich in seinem Plan unter der Überschrift „Stadt machen fürs 21. und 22. Jahrhundert“ mit der Frage auseinander, wie angesichts von Klimawandel, Wachstumsdruck und Verkehrswende ein neues Quartier entstehen kann. Der Zulieferverkehr wird dabei von den Wohnquartieren getrennt. Die hier geplanten rund 5500 Wohnungen entstehen überwiegend auf drei bis sechs Geschossen, Hochhäuser sind mit bis zu 15 Geschossen geplant.

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Alle Entwürfe sehen zahlreiche Frei- und Grünräume vor. Neben Schulen sind Kindertagesstätten, eine Bibliothek, eine Volkshochschule sowie Jugend- und Senioreneinrichtungen geplant. Das Rückgrat der Verkehrserschließung ist in allen Entwürfen die Straßenbahn M2, die durch das Gebiet geführt werden soll.

Die Entwürfe für das Stadtquartier im Blankenburger Süden sehen zahlreiche Frei- und Grünräume vor.
Foto: yellow z/bgmr Landschaftsarchitekt
Die Entwürfe für das Stadtquartier im Blankenburger Süden sehen zahlreiche Frei- und Grünräume vor.

„Das größte Berliner Wohnungsbauvorhaben Blankenburger Süden wird nicht nur dringend benötigten Wohnraum schaffen, sondern auch die Stadtentwicklung in Pankow positiv beeinflussen“, sagt Baustadtrat Kuhn. Ganz entscheidend sei dabei, dass die Verkehrsinfrastruktur zuerst realisiert werde. Möglichst wenige Erholungsgrundstücke in dem Gebiet, auf denen mehr als 1000 Menschen leben, sollen der Planung weichen. Wenn es nicht anders geht, sollen im Gebiet Ersatzflächen bereitgestellt werden. Ob ein Straßenbahnbetriebshof auf dem Areal entsteht, ist laut Scheel noch offen.

Flächen überwiegend in Landeshand

Die Flächen, auf denen gebaut werden soll, befinden sich überwiegend in Landeshand. Sie sollen durch landeseigene Unternehmen und Genossenschaften bebaut werden. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge, die bereits Grundstücke auf dem Areal besitzt, ist eines der Unternehmen, die zum Zuge kommen sollen. Geplant ist zudem, dass noch ein weiteres städtisches Unternehmen Wohnungen baut. Eigentumswohnungen seien nicht geplant, sagte Scheel.

Ursprünglich war geplant, die vier Entwürfe bei einer öffentlichen Veranstaltung den Bürgern zu präsentieren. Da das in der Corona-Pandemie nicht möglich ist, findet die Präsentation und die Beteiligung nun online statt. Über die Beteiligungsplattform mein.Berlin.de können alle Interessierten die Testplanungen der Teams sowie Videopräsentationen dazu ansehen, Fragen an die Planungsteams stellen und ihr Feedback abgeben. Das digitale Informationsangebot ist auf der Plattform mein.Berlin.de freigeschaltet, die Umfrage läuft bis zum 15. August 2020. Zudem wurde eine Planungszeitung erstellt, die an alle Haushalte in Blankenburg und Heinersdorf verteilt wird.