KURIER im Kiez
Endlich wieder Regen riechen
Natur und Landwirtschaft in Berlin und Brandenburg haben den Regen bitter nötig. Der erste Guss seit langem erinnert uns an unsere Verletzlichkeit.

Wann habe ich zuletzt eine Pfütze gesehen? Wochen ist das her. So lange schon hat es in Berlin und Brandenburg nicht geregnet, dass ich das Wasser mittlerweile riechen kann. Den Gartensprenger der Nachbarn und seit heute Nacht auch den ersehnten nassen Guss von oben. „Endlich!“, denke ich im Halbschlaf, als es auf die Fensterscheiben prasselt.
Länder, in denen es ganz selten regnet
Auf dem Schulweg erzählt das Kind von Ländern, in denen es ganz selten regnet. „Da sind die Menschen im Regen nur im T-Shirt unterwegs und jubeln, wenn es regnet“, staunt das Mädchen. Noch bilden wir uns ein, dass wir nicht zu diesen Ländern gehören. Doch innerlich jubele auch ich über dunklen Wolken am Himmel.
Dem über das schlechte Wetter motzenden zweiten Kind halte ich entgegen, wie nötig Natur und Landwirtschaft dieses Wasser von oben jetzt haben. Und tatsächlich schauen die Brandenburger Landwirte gespannt auf die Wetterprognosen. Nach der Trockenheit bisher im Mai und Juni befürchte der Bauernpräsident Stress fürs Getreide, schreibt die dpa.
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Die Ernteaussichten für Brandenburgs Landwirte sind nach Einschätzung von Bauernpräsident Henrik Wendorff aufgrund der wochenlangen Trockenheit gedämpft. „Die Lage ist angespannt“, sagt er. „Wir haben erste Anzeichen, dass die Kulturen Stress haben.“
Anhaltende Trockenheit führe beim Getreide zur sogenannten Notreife, dabei verringerten Pflanzen ihr Körnerwachstum, sagt Wendorff. „Das droht uns mit jedem Tag, an dem Niederschlag ausbleibt.“ Besonders großen Stress auf den Feldern gebe es im Frühjahr, wenn die Temperaturen schon auf 30 Grad stiegen. Gerade in der Wachstumsphase sei Regen wichtig.
Die Natur kann man nicht austricksen
Die Landwirte würden versuchen, auf den Klimawandel und zunehmende Trockenheit zu reagieren. Sie würden etwa nach Pflanzensorten suchen, „die etwas länger durchhalten“, sagte Wendorff. Aber die Instrumente seien begrenzt. „Wir stecken ein bisschen in der Zwickmühle, weil wir die Natur nur begrenzt austricksen und beeinflussen können.“
Die Erkenntnis, dass die Natur am längeren Hebel sitzt, ist ja nun nicht neu. Wir sind ihr in vielerlei Hinsicht ausgeliefert. Und auch wir versuchen, auf den Klimawandel und die zunehmende Trockenheit zu reagieren. Neulich beim Gruppen-Sport auf trockenem Rasen wollten sie schon Regentänze einstudieren.
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Dabei liegt die eigentliche Lösung auf der Hand: Der Ansatz von Planetary Health, die Gesundheit der Menschen in Verbindung mit der Gesundheit des Planeten zu denken, führt in die richtige Richtung. Nur wenn die Erde gesund ist, kann auch der Mensch gesund sein.
Abgeschottet in unseren Wohnungen und Autos und Städten lässt sich leicht ausblenden, dass wir Teil von der Natur sind. Kleine Kinder wissen das noch, solange sie nicht vor Bildschirme gesetzt werden und der Draht zu ihrer Umwelt verdorrt. Aber wenn wir wieder anfangen, den Regen zu riechen, ist vielleicht noch nicht alles verloren.