Katholische Kirche schäumt

EU hält Weihnachten für diskriminierend: Jesus-Mutter Maria soll künftig Malika heißen! Aber stimmt das überhaupt?

Ein Leitfaden der EU rät von Wörtern wie Maria oder Weihnachten ab. Aber tatsächlich geht es den Verfassern um etwas ganz anderes.

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Eine Krippe mit den traditionellen Weihnachts-Figuren von Josef, Maria und dem Jesus-Kind.
Eine Krippe mit den traditionellen Weihnachts-Figuren von Josef, Maria und dem Jesus-Kind.imago

Will die EU das höchste Fest der Christen abschaffen? Diese Befürchtung befeuert ein Leitfaden, den die EU herausgegeben hat. Anliegen der europäischen Gleichstellungskommission ist dabei der Kampf gegen Diskriminierung. Millionen von EU-Bürgerinnen und -Bürgern fühlen sich entweder keiner Religion zugehörig oder einer anderen als dem Christentum. Auf deren Belange müsse gerade zu den Festtagen mehr Rücksicht genommen werden. Doch dagegen laufen nun Vertreter der katholischen Kirche Sturm. Doch was ist tatsächlich dran an den Vorwürfen?

Die Gleichstellungskommission der Europäischen Union hält Wörter wie Weihnachten oder christliche Namen wie Maria für diskriminierend. In einem von der Union of Equality (Union der Gleichheit) verfassten und veröffentlichten Leitfaden heißt es, dieser solle eine „inklusive Kommunikation“ sicherstellen, mit der Menschen „unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit“ sowohl „wertgeschätzt“ als auch „anerkannt“ werden. Mitarbeiter der EU-Kommission dürften nicht annehmen, dass jeder Christ sei und christliche Feste entsprechend feiere. Man solle „sensibel“ gegenüber Personen sein, die nicht dem Christentum angehören.

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Daher solle das Wort Weihnachten (Englisch: Christmas) vermieden werden. Statt „Die Weihnachtszeit kann anstrengend sein“ soll man dem Leitfaden zufolge besser „Die Ferien-Zeit kann anstrengend sein“ sagen. Zudem sollte man keine Namen verwenden, „die nur einer Religion“ angehören wie etwa „Maria und John“. Besser sei in diesem Fall zum Beispiel „Malika und Julio“. Nach heftigen Protesten hat die Gleichstellungs-Kommissarin Helena Dalli den Leitfaden nun zurückgezogen. Mehrere Abgeordnete des Europa-Parlaments hatten eine offizielle Beschwerde eingereicht.

„Weihnachten ist Teil der europäischen Realität“

Dalli sagte: „Die Richtlinie sollte die Diversität der europäischen Kultur darstellen und die inklusive Haltung der Kommission zeigen.“ Allerdings sei die zunächst publizierte Version der Richtlinie nicht für diesen Zweck geeignet. Es sei „kein ausgereiftes Dokument und entspricht nicht unseren Qualitätsstandards“. Scharfe Kritik kam auch von der EU-Bischofskommission Comece. Es sei der Eindruck entstanden, dass „einige Passagen des Entwurfsdokuments von einer antireligiösen Voreingenommenheit geprägt“ seien. Der Comece-Vorsitzende Kardinal Jean-Claude Hollerich sagte: „Weihnachten ist nicht nur Teil der europäischen religiösen Traditionen, sondern auch der europäischen Realität.“

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Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte, es sei der falsche Weg, im Kampf gegen Diskriminierung Ausdrücke wie Weihnachten oder Maria zu meiden. Parolin: „Die Tendenz geht leider dahin, alles zu vereinheitlichen und nicht einmal die berechtigten Unterschiede zu respektieren.“ Die christlichen Wurzeln Europas dürften nicht vergessen werden. „Natürlich wissen wir, dass Europa seine Existenz und seine Identität vielen Beiträgen verdankt, aber wir dürfen nicht vergessen, dass einer der wichtigsten Beiträge, wenn nicht sogar der wichtigste, das Christentum selbst war“, sagte Parolin. Eine Leugnung des Unterschieds und der Wurzeln käme einer Zerstörung der Person gleich.

Faktencheck: Richtet sich der EU-Leitfaden gegen christliche Traditionen?

Ein Faktencheck des EU-Leitfadens zeigt allerdings, dass sich das Dokument nicht gegen christliches Brauchtum und Traditionen richtet, sondern Grundsätze inklusiver Kommunikation, die Gestaltung von öffentlichen Texten und eine Bildsprache aufstellt, die Barrierefreiheit und Zugänglichkeit für Menschen unterschiedlicher Kulturen und Lebensstile ermöglicht. Die Kritik entzündete sich an einem Kapitel zum Thema „Kulturen, Lebensstile und Glauben“. In der aufgeregten öffentlichen Berichterstattung wurde der Inhalt des Leitfadens teils in sein Gegenteil verdreht. Wortwörtlich wendet sich die Kommission gegen „jegliche Sprache, die irgendeine Art von Intoleranz oder Verurteilung gegenüber einer religiösen Gruppe zum Ausdruck bringt, Stereotypen schürt oder eine religiöse Gruppe ausgrenzt“.