Vorfahrt für Fuß-, Auto- und Fahrradverkehr oder Anwohner? Wieder Neuerungen im Kreuzberger Bergmannkiez
Wie löst man die Interessenkonflikte zwischen Fuß-, Auto- und Fahrradverkehr und Anwohnern? Diese Fragen treiben viele Städte um. Jetzt wird – mal wieder – umgebaut.

Ob Felsbrocken, grüne Punkte auf der Fahrbahn oder sogenannte Parklets: Verkehrsexperimente im Kreuzberger Bergmannkiez haben in Berlin in den vergangenen Jahren schon einigen Gesprächsstoff geliefert. Nun kommt womöglich die Fortsetzung: Nach rund einem Monat Bauzeit sollen in dieser Woche die Arbeiten an einem sogenannten „geschützten Zwei-Richtungs-Radweg“ auf einem Abschnitt der Bergmannstraße zu Ende gehen. Das sagte eine Sprecherin des Bezirks auf Anfrage. Einen genauen Termin gebe es nicht.
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Der von Pflanzkästen gesäumte Radweg, der trotz der Arbeiten schon genutzt werden konnte und auf dem Schilder Tempo 10 vorgeben, ist Teil der geplanten Verkehrsberuhigung in dem beliebten Einkaufs- und Ausgehkiez. Für Autofahrer hat die Umgestaltung auch spürbare Folgen: Sie können zwischen Nostitzstraße und Zossener Straße mittlerweile nur noch in Richtung Westen fahren. Der Schritt basiert auf einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung, dem ein Beteiligungsverfahren mit Bürgerinnen und Bürgern vorausging.
Plan: Weniger Durchgangsverkehr im Kreuzberger Bergmannkiez
Roland Stimpel vom Fußgängerverband Fuss e.V., der die Straße nach eigenen Angaben zu Fuß und mit dem Rad getestet hat, sieht einen „deutlichen Fortschritt“, aber es sei noch längst nicht perfekt. „Die Gehwege müssen aufgeräumt und vom Ordnungsamt stärker kontrolliert werden. Und der Radverkehr muss vor den Zebrastreifen gebremst werden, so wie der Autoverkehr schon jetzt“, erklärte Stimpel auf dpa-Anfrage. „Dichter Radverkehr von beiden Seiten macht vor allem Alten, Kindern, Ängstlichen und Behinderten Probleme.“

Insgesamt soll es im Kiez in Zukunft weniger Durchgangsverkehr geben. In weiteren Schritten soll die Straße zudem grüner werden und etwa Wasserspiele erhalten – eine „klimafreundlich gestaltete Fußgänger*innenzone“, wie es der Bezirk formuliert. Die Rede ist dort vom Modellprojekt für den Kiez der Zukunft.
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Über Umgestaltungen in der Bergmannstraße im Rahmen eines Pilotprojekts war vor einigen Jahren viel diskutiert worden, teils zogen sie Spott auf sich. Unter anderem gab es dort einen Testlauf mit Straßenmöbeln auf Parkplätzen, sogenannte Parklets. Diese gerieten auch beim Steuerzahlerbund in die Kritik: knapp 119.000 Euro hätten zwei große hölzerne Sitzecken mit Tischen gekostet. Eine Zeit lang sollten zudem grüne Punkte auf der Fahrbahn zur Verkehrsberuhigung beitragen. Vorübergehend lagen auch noch große Felsbrocken auf der Straße, damit niemand in einem Baustellenbereich parkt.