Mit Leihautos Feuerwehr ausgebremst: Hier legt heute die Letzte Generation Berlin lahm
Mitte, Charlottenburg, Pankow und Neukölln: Die Klima-Kleber sind im gesamten Stadtgebiet unterwegs, sorgen für Staus.

Jetzt legen die Klima-Kleber richtig los. Über 800 Aktivisten sind in Berlin, um nun ab Montag das gesamte Stadtgebiet lahmzulegen. Am Morgen ging es schon richtig mit Blockaden und Staus los. Durch sie wurden auch Rettungswagen der Feuerwehr behindert. Denn die Aktivisten klebten sich nicht nur fest. Sie bremsten auch mit Leihautos den Verkehr aus. Über 40 Aktivisten wurden festgenommen. Mit Baugeräten rückte die Polizei an, um festgeklebte Aktivisten von der Straße zu holen.
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Über 30 Aktionen der Letzen Generation hatte die Polizei bereits am Montagmorgen auf den Straßen registriert. Die ersten Blockaden starteten am Kreisverkehr des Ernst-Reuter-Platzes und an der Hardenbergstraße in Charlottenburg, wo sich sieben beziehungsweise fünf Klima-Aktivisten festgeklebt hatten.
Diese Blockade sorgte für die ersten großen Staus. Wenig später stieg die Zahl der Aktionen rasant an.
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Blockade-Aktionen: Hier kleben die Klima-Kleber in Berlin
Weitere größere Blockaden gab es etwa an der Pappelallee in Prenzlauer Berg, der Danziger Straße in Pankow, am Tempelhofer Damm in Tempelhof-Schöneberg und auf der Stadtautobahn A100 an der Konstanzer Straße. Auch hier kam es zu größeren Staus.
Weitere Klebe-Aktionen wurden von der Leipziger Straße in Mitte, Hermannplatz in Neukölln, von der Hauptstraße in Schöneberg gemeldet. Auch Blockaden am Großen Stern auf der Zufahrt zur Straße des 17. Juni und am Kurfürstendamm sorgen für erhebliche Staus. Dadurch kommt es auf den Hauptstraßen zu Verspätungen auf den Bus-Linien der BVG.

Klima-Kleber legen mit Autos den Verkehr auf der A100 lahm
Am Montagmorgen standen Autofahrer auf der Stadtautobahn A100 zwischen Dreieck Charlottenburg und Dreieck Neukölln in beiden Richtungen über eine Stunde im Stau, meldet die Verkehrsinformationszentrale (VIZ). Die längsten Staus waren bzw. sind auf der B96 im Bereich Heidestraße (Mitte) und in Prenzlauer Berg im Bereich Storkower Straße und Grellstraße.
Auf der A100 in Höhe Abfahrt Kurfürstendamm hatten Klima-Aktivisten in Richtung Schöneberg den Verkehr mit drei Fahrzeugen ausgebremst. Nachdem sie erst langsam gefahren waren, stoppten sie laut dpa-Reporter die Autos ganz und stiegen aus, um sich auf die Autobahn zu setzen.

Wütende Autofahrer versuchten, sie von der Straße zu zerren. Der Polizei seien einzelne entsprechende Fälle bekannt, sagte die Polizeisprecherin. Sie appellierte erneut an Verkehrsteilnehmer, nicht zur Selbstjustiz zu greifen, weil sie sich dadurch selbst strafbar machen würden. „Wir kommen und wir lösen die Situation“, betonte die Sprecherin.
Klima-Kleber blockieren: Die aktuelle Lage in Berlin
Die Polizei meldet, dass aktuell die Blockaden auf der A100 vollständig beseitigt wurden. Zusätzlich habe man auch auf den Hauptstraßen die Fahrbahnen wieder frei gemacht. Das VIZ meldet nach 11 Uhr: Die Verkehrslage hat sich in Berlin nach den Klima-Protesten beruhigt. Aktuell gibt es nur kleine Staus mit weniger als zehn Minuten Wartezeit.
Ausnahmezustand bei der Feuerwehr: Klima-Kleber blockieren Rettungswagen
Durch die Blockaden wurden auch Fahrzeuge der Berliner Feuerwehr blockiert. 15 Rettungswagen wurden behindert, teilt die Feuerwehr über Twitter am Abend mit. In sieben Fällen waren die Fahrzeuge auf dem Weg zu einem Notfall.
Teils standen die Rettungswagen komplett im Stau. Auf einem Foto eines AFP-Fotografen ist zu sehen, wie ein Rettungswagen, der sich im Einsatz befindet, auf der A100 ausgebremst wurde. Klima-Aktivisten hatten mit Leihwagen den Verkehr zum Stillstand gebracht.
Für die Feuerwehrfahrzeuge, die im Stau standen, mussten andere Rettungswagen als Ersatz los. Die Feuerwehrgewerkschaft teilte mit, dass durch die Blockaden zeitweise nur 14 von den insgesamt 127 Rettungswagen einsatzbereit waren.
Letzte Generation: Polizei haut Klima-Kleber von der Fahrbahn

Am Montagvormittag hat die Polizei bereits auf der Stadtautobahn und an wichtigen Verkehrspunkten in der Stadt über 30 Blockaden aufgelöst. Unter anderem am Ernst-Reuter-Platz mussten die Beamten mit Baugerät anrücken, klopften Klima-Kleber von der Fahrbahn.
Der Grund: Nach Angaben einer Polizeisprecherin hatten die Klima-Kleber anderen Klebstoff als sonst verwendet. Daher war es schwieriger, sie von der Straße zu lösen. Durch den Einsatz von Bohrmaschinen kam es beim Loslösen der Klima-Kleber zu Beschädigungen des Asphalts.

Klima-Kleber bekommen Verstärkung
Die Klimagruppe hatte angekündigt, sie wolle versuchen, von Montag an die gesamte Hauptstadt lahmzulegen. „Wir nehmen nicht mehr hin, dass diese Regierung sich nicht an unsere Verfassung hält. Wir nehmen nicht länger hin, dass die Regierung keinen Plan hat, wie die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen gestoppt werden kann. Wir leisten jetzt Widerstand!“, teilte die Letzte Generation mit.

Und die Klima-Kleber bekommen Verstärkung. Die Gruppe Scientist Rebellion erklärte ihre Solidarität mit der Letzten Generation. An den Straßenblockaden seien etwa 40 Mitglieder weiterer Klimagruppen beteiligt. Die Aktionen sind nicht befristet. Sie sollen erst enden, wenn Forderungen erfüllt sind.
Unterstützung sicherte auch die Partei Klimaliste Berlin zu. Scharfe Kritik kam von der Gewerkschaft der Polizei (GdP): Bei den „Guerilla-Aktionen“ handele es sich um gezielte Straftaten. „Unser demokratischer Rechtsstaat ist nicht verhandelbar, auch nicht, wenn man seine Taten versucht, mit dem für uns alle relevanten Klimawandel zu legitimieren.“

Blockade der Letzten Generation: Polizei nimmt über 50 Klima-Kleber fest
Die Berliner Polizei will nach eigenen Angaben mit bis zu 500 Beamten und mit einem Hubschrauber im Stadtgebiet unterwegs sein, um die Blockaden zu verhindern beziehungsweise schnell zu beenden. Über 50 Festnahmen gab es, teilte die Polizei mit. Unter anderem führten die Beamten auf der A100 Klima-Kleber in Handschellen ab.
Die Gruppe beklagt fehlenden Klimaschutz und verlangt die Einsetzung eines Gesellschaftsrats mit gelosten Mitgliedern. Sie fordert von der Politik einen Plan zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels, mit dem die schlimmsten Folgen der Erderwärmung verhindert werden sollen.