Das Schild ist unmissverständlich: Fahrgäste dürfen zum Einsteigen in Busse der BVG nur die hinteren Türen benutzen. Die vordere Tür ist für sie tabu – seit Beginn des ersten Corona-Lockdowns im März 2020.
Das Schild ist unmissverständlich: Fahrgäste dürfen zum Einsteigen in Busse der BVG nur die hinteren Türen benutzen. Die vordere Tür ist für sie tabu – seit Beginn des ersten Corona-Lockdowns im März 2020. Imago/Sabine Gudath

Von Montag an sollen Fahrgäste in den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wieder vorn einsteigen können. Außerdem ist geplant, dann auch wieder Fahrscheine im Bus zu verkaufen – allerdings nicht mehr gegen Bargeld. Doch der Streit um den Plan des BVG-Vorstands spitzt sich zu.

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Der Vorstand des BVG-Gesamtpersonalrats hat sich in einem Brief an die Gesundheitsverwaltung gewandt. Sie soll dafür sorgen, dass die Öffnung des Vordereinstiegs verschoben wird – so lange, wie die Corona-Lage dies erfordere. „Wir erachten die Öffnung des Vordereinstiegs als fahrlässig und verantwortungslos, schon allein vor dem Hintergrund des Gesundheitsschutzes für unsere Beschäftigten“, heißt es in dem am Montag verfassten Schreiben, das der Berliner Zeitung vorliegt. Es ging der Senatsverwaltung für Gesundheit, dem Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit, dem Landesamt für Gesundheit und Soziales sowie den Gesundheitsämtern der Bezirke zu.

„Nicht wirklich erlebbar“: Kritik an BVG-Chefin Kreienkamp

Die rund 1500 Linienbusse der BVG seien ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätsketten in der Stadt, so die Personalvertreter. „Kann die Leistung des Busbereiches nun aus personellen Gründen nicht mehr verlässlich besetzt werden, ist eine sichere und ordnungsgemäße Betriebsdurchführung nicht mehr gewährleistet.“

Er schließe nicht aus, dass die Zahl der Krankmeldungen ab Montag steigen wird, warnte Jeremy Arndt von der Gewerkschaft Verdi. Dass die Vorstandsvorsitzende Eva Kreienkamp den Streit eskalieren lasse, sei eine „neue Dimension in der BVG“. Arndt kritisierte, dass die Chefin im Unternehmen bislang „nicht wirklich erlebbar“ sei und von den Beschäftigten kaum wahrgenommen werde. Während der Bund die Notbremse ziehe, wolle sie das Fahrpersonal Ansteckungsrisiken aussetzen. „Das passt nicht“, so Arndt. „Wir verstehen nicht, warum die BVG die Öffnung des Vordereinstiegs nicht um vier bis sechs Wochen verschieben kann“ – bis sich Corona hoffentlich abgeschwächt habe. Der Verdi-Sekretär kündigte eine Protestaktion an diesem Donnerstag vor der Sitzung des BVG-Aufsichtsrats an.

„Es ist mir unverständlich, warum in einer Situation, in der die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verschärft werden, die BVG ein Pilotprojekt zum bargeldlosen Ticketverkauf starten muss“, sagte der Linke-Politiker Kristian Ronneburg. „Es muss nicht zwingend am 3. Mai starten.“