Mehrere Autofahrer zerren Klimaschützer mit Gewalt von der Straße.
Mehrere Autofahrer zerren Klimaschützer mit Gewalt von der Straße. Volkmar Otto

Sie geben nicht auf! Wie bereits in der vergangenen Woche haben Klimaschützer in Berlin am Montagmorgen erneut Zufahrten zur Berliner Stadtautobahn A100 blockiert und Staus verursacht. Die Polizei spricht von ungefähr 20 Aktivisten, die sie von der Fahrbahn entfernt hätten. Zuvor hatten bereits Autofahrer eigenhändig die Demonstranten von der Straße zu zerren - und gingen dabei durchaus brutal zu Werke.

Klimaschützer blockieren Straße, Autofahrer üben Selbstjustiz

Laut mehreren Beobachtern vor Ort war die Stimmung der blockierten Autofahrer sehr aggressiv. Auf mehreren Videos im Netz ist zu sehen, wie sie ihre Autos verlassen und versuchen die Klimaschützer von der Straße zu schubsen. Ein Mann im beigen Mantel schubst dabei einen Aktivisten um, zwei andere in schwarzer Jacke schleifen Aktivisten am Schlafittchen über die Straße.

Gegenüber dem KURIER stellte eine Polizeisprecherin klar, dass das Verhalten der Autofahrer „nicht legitim“ sei, egal wie ärgerlich die Blockade in dem Moment gewesen sein mag. Die Straße im Notfall auch mit Zwang zu räumen sei einzig und allein Aufgabe der Polizei. Die Videos und Bilder würden nun ausgewertet und geprüft. Ob sie strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, ist noch unklar.

Kurze Zeit nach dieser versuchten Selbstjustiz rückte dann aber auch schon die Polizei ein. Die Beamten versuchten es zunächst mit Überzeugungsarbeit, mussten die Aktivisten dann aber doch von der Straße tragen. Insgesamt seien an der Ausfahrt Kurfürstendamm seien sechs Aktivisten von der Fahrbahn gezogen worden, dazu fünf weitere an der Ausfahrt am Messegelände. Fünf der Aktivisten hatten sich auf der Fahrbahn festgeklebt.

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Der Mann im beigen Mantel schubste die Person in der orangenen Jacke um.
Der Mann im beigen Mantel schubste die Person in der orangenen Jacke um. Volkmar Otto

Eine Blockade-Aktion wurde von der Polizei verhindert

Eine weitere Aktion am Hohenzollerndamm sei von Einsatzkräften verhindert worden, teilte die Polizei mit. Dennoch kam es laut Verkehrsinfozentrale zu einem langen Stau in Richtung Wedding.

Hinter den Blockaden steckt die Initiative „Aufstand der letzten Generation“, die ihre Aktionen unter dem Slogan „Essen Retten - Leben Retten“ zusammenfasst. Sie fordern ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung und eine Agrarwende, um die Treibhausgase aus der Landwirtschaft zu senken. Seit etwa zwei Wochen blockieren sie immer wieder Straßen und Autobahnen. Vor allem in Berlin, aber auch in Hamburg und München.

Die Aktivisten sprechen von zivilem Ungehorsam gegen die dramatische Klimakrise und eine drohende Hungersnot. „Ja, wir lassen uns wegtragen, wir lassen uns festnehmen, wir setzen uns der Wut der Autofahrer aus, denn das ist kein Vergleich zu der Klima-Hölle, die uns erwartet“, sagte der 72-jährige Ernst Hörmann laut Mitteilung der Aktivisten bei der Demo am Freitag zuvor.

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Hinter den Aktionen stehen einige der jungen Leute, die vor der Bundestagswahl wochenlang in Berlin im Hungerstreik waren. Vordenker sind der 22-jährige Henning Jeschke und die 24-jährige Lea Bonasera, die damals zum Schluss sogar Flüssigkeit verweigerten und so ein Gespräch mit dem damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz erstritten.

Der Protestforscher Dieter Rucht geht davon aus, dass sich die Klimabewegung weiter radikalisiert, auch wenn einige Mitglieder bremsen, wie Rucht sagt. Und Aktivist Tadzio Müller warnte im „Spiegel“ sogar vor einer möglichen „grünen RAF“. Die „letzte Generation“ sieht ihre Protest als gewaltfrei, doch ihre Ansagen sind lautstark. „Bin JETZT zurück im Widerstand auf der Straße!“, twitterte Bonasera am Freitag.