Startklar zur Premierenfahrt. Doch nur rund ein Dutzend Fahrgäste ist an Bord des Eurocity 57.
Startklar zur Premierenfahrt. Doch nur rund ein Dutzend Fahrgäste ist an Bord des Eurocity 57. Foto: Berliner Kurier/Volkmar Otto

Normalerweise sehen Premieren anders aus: mit vielen Gästen, Reden, einer Feier. Doch wegen Corona war auch im Berliner Hauptbahnhof alles anders, als dort am Sonntag erstmals nach sechs Jahren der „Wawel“ wieder ins Rollen kam. „Wawel“: So heißt die prachtvolle Krakauer Burg – und der Eurocity-Zug, der Berlin nun erneut mit Breslau, Kattowitz und Krakau verbindet.

Pünktlich um 10.37 Uhr fuhren die Lok und die sieben Wagen, unter ihnen ein Speisewagen, von Gleis 11 ab. Doch es waren nur ein paar inoffizielle Feiergäste gekommen – und rund ein Dutzend Reisende.

Lesen Sie auch: In Berlin einschlafen, in Paris aufwachen>>

Der Neustart fiel in eine denkbar ungünstige Zeit. Am Sonntagvormittag, als der Eurocity 57 in Richtung Osten aufbrach, einigten sich Bund und Länder auf weitere Beschränkungen – und den erneuten Aufruf, von nicht zwingend notwendigen Reisen abzusehen.

„Der Zug kann zunächst nicht für rein touristische Zwecke genutzt werden“, warnte der Senat. Doch es gilt das Prinzip Hoffnung: „Nach dem Ende der Einschränkungen steht der ‚Wawel‘ allen Reisenden als schnelle und komfortable Verbindung nach Südpolen zur Verfügung.“ Fragt sich nur, wann das so sein wird.

Auch wenn eine Maske getragen wird: Bund und Länder raten von allen nicht zwingend notwendigen Reisen ab.
Auch wenn eine Maske getragen wird: Bund und Länder raten von allen nicht zwingend notwendigen Reisen ab. Foto: Berliner Kurier/Volkmar Otto

Trotzdem herrschte Freude an Gleis 11. „Schön, dass dieser Zug wieder fährt“, sagte Peter Cornelius vom Fahrgastverband Pro Bahn Berlin-Brandenburg. Jürgen Murach, Mitarbeiter der Senatsverkehrsverwaltung, war dabei, als sich der alte „Wawel“ 2014 zum letzten Mal auf den Weg machte. „Kein schöner Tag“, sagt er. Fernbusse und Flugzeuge, deren Betreiber dank Steuervorteilen ebenfalls günstiger kalkulieren konnten, hatten dem Zug den Garaus gemacht. Auf maroden Gleisen war der Zug zuletzt viel zu lang unterwegs. Sein Nachfolger braucht nach Breslau vier Stunden und 13 Minuten, nach Krakau sieben Stunden und 14 Minuten.

Alexander Kaczmarek wundert sich. „Der Fahrplanwechsel an diesem Sonntag hat den Berlinern einen Halbstundentakt nach Hamburg beschert, und es gibt jetzt auch mehr Direktverbindungen von Berlin nach Bonn. Doch man interessiert sich nur für den Zug nach Krakau“, sagt der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Berlin. Doch auch er war zur Premierenfahrt gekommen.