Dank Corona: Neue S15 kommt erst Ende 2021 ins Rollen
Von vielen Berlinern unbemerkt, entsteht im Zentrum ein zweiter Nord-Süd-Tunnel. Nächsten Sommer sollte der Betrieb beginnen. Doch daraus wird nichts.

City-S-Bahn? Was ist das denn? Kaum ein Berliner weiß, dass mitten in Berlin seit zehn Jahren eine neue S-Bahn-Trasse gebaut wird. Nun zeichnet sich ab, dass es länger dauern wird, bis zwischen Gesundbrunnen und Hauptbahnhof die ersten Züge mit Fahrgästen fahren. Die neue Linie S15 geht erst im letzten Quartal 2021 in Betrieb, teilt die Bahn auf Anfrage mit. Schuld daran ist Corona.
Es geht um ein Verkehrsprojekt im Verborgenen – das aber wichtig für die Stadt sein wird, wenn nach Corona die Fahrgastzahlen wieder in die Höhe gegangen sind. Um Kapazitäten zu schaffen und neue Verbindungen zu ermöglichen, entsteht im Zentrum nach und nach eine zweite Nord-Süd-S-Bahn. Die Trasse vom Nord- zum Südring soll auch dazu dienen, den Umsteigeknoten Friedrichstraße zu entlasten und die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs zu verbessern.
Der erste, 3,9 Kilometer lange Abschnitt ist seit 2010 im Bau. Er führt vom Ringbahnhof Wedding nach Süden und taucht kurz vor dem Hauptbahnhof in einen Tunnel ab. Ein Abzweig zum S-Bahnhof Westhafen gehört dazu.
Nördlich der Invalidenstraße entsteht im Untergrund ein 75 Meter langer Behelfsbahnsteig, von dem aus die Passerelle (Fußgängerbrücke) unter dem Hauptbahnhof barrierefrei per Aufzug erreichbar ist. Er wird die vorläufige Endstation der neuen Linie S15 sein, die Gesundbrunnen im Zehn-Minuten-Takt mit dem Hauptbahnhof verbindet. Auf dem ersten Teilstück der Nord-Süd-Route sollen vier-Wagen-Züge des neuesten S-Bahn-Typs verkehren. Es sind Vertreter der Baureihe 483/484, die am 1. Januar erstmals eingesetzt werden soll.
„Die Strecke ist im Sommer 2021 fertig“, sagte der Bahnsprecher. Das heiße aber nicht, dass dann sofort der Fahrgastbetrieb beginnen kann. „Es folgt das übliche Prozedere, also Abnahmefahrten, Probebetrieb und Erlangung der Streckenkenntnis durch die Triebfahrzeugführer“, hieß es. Absehbar sei: „Der Abnahmeprozess bis zur Aufnahme des Zugbetriebes mit Reisenden gemäß Fahrplan wird sich voraussichtlich Corona-bedingt bis in das vierte Quartal 2021 verschieben.“ Die Pandemie hat dazu geführt, dass Firmen Projekte verschieben und zeitweise mit verminderter Kapazität arbeiten mussten, so ein DB-Mitarbeiter. Das wirke sich aus. Spätestens zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2021 soll es auf der neuen Strecke losgehen, heißt es. Mal sehen, ob es klappt.