Verkehrssenatorin dafür

Kommt in Berlin etwa eine Helmpflicht für Radfahrer?

In Berlin gibt es immer mehr Radfahrer, viele von ihnen fahren ohne Helm durch den Hauptstadtverkehr. Die Verkehrssenatorin würde das gerne ändern.

Teilen
Wird in Berlin eine Helmpflicht für Radfahrer eingeführt? Die Verkehrssenatorin wäre zumindest dafür.
Wird in Berlin eine Helmpflicht für Radfahrer eingeführt? Die Verkehrssenatorin wäre zumindest dafür.Jürgen Ritter/imago

Beim Thema Fahrradhelm scheiden sich auch in Berlin die Geister: Die einen setzen auf Sicherheit und tragen einen Helm, die anderen verzichten auf den Kopfschutz – oft aus Eitelkeit oder Bequemlichkeit. Dabei sind die Fallzahlen von Verkehrsunfällen mit Radfahrern in Berlin erschreckend hoch. Deshalb wird in der Hauptstadt jetzt auch das Dauerthema Helmpflicht für Radfahrer wieder angesprochen.

Berlins Verkehrssenatorin will Fahrradhelmpflicht

Die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) befürwortet eine Helmpflicht für Radfahrer. Das betonte sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: „Die Helmpflicht wäre ein sinnvoller Beitrag für mehr Verkehrssicherheit.“ Je häufiger und schneller man auf dem Fahrrad unterwegs sei, umso besser könne ein Helm „vor schweren Verletzungen schützen“. Mit dieser Einstellung steht Schreiner nicht allein da: Auch Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) hatte sich erst am Montag für eine Fahrradhelmpflicht ausgesprochen.

Manja Schreiner (CDU) will eine Fahrradhelmpflicht für Berlin.
Manja Schreiner (CDU) will eine Fahrradhelmpflicht für Berlin.Christophe Gateau/dpa

Doch so einfach können die Verkehrsminister ihre Wünsche für Berlin und Brandenburg nicht durchsetzen: Eine Helmpflicht könnte nur auf Bundesebene geregelt werden, nicht für ein Bundesland allein. Vorerst müssen Helmgegner also nichts befürchten.

Warum gibt es noch keine Fahrradhelmpflicht?

Dass es in Deutschland noch keine Helmpflicht gibt, hat vielfältige Gründe. Einer davon: Die Idee hat nicht genug Unterstützer! Viele Radfahrer lehnen einen Fahrradhelm aus Komfortgründen ab – zum Beispiel, weil er die Frisur zerstört. Diese Begründung mag bei einem so ernsten Thema zwar etwas oberflächlich erscheinen; trotzdem muss sie in die Überlegungen, eine Pflicht zum Helm einzuführen, einbezogen werden.

Das zweite Hauptargument gegen eine Helmpflicht brachte jetzt ein Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) vor: „Bei der Einführung einer Helmpflicht geht die Nutzung des Fahrrads zurück, wie Zahlen zum Beispiel aus Kanada belegen.“ So könne die Verkehrswende nicht gelingen, meinte er. Tatsächlich zeigen verschiedene Studien aus anderen Ländern auf, dass weniger Menschen nach der Einführung einer Helmpflicht für Fahrradfahrer auf das Rad steigen: Die Zahlen variieren zwischen zehn Prozent und 40 Prozent weniger Radlern!

Das Problem: Für diese Menschen würden die positiven Wirkungen des Radfahrens entfallen – etwa die Bewegung. Dadurch könnte beispielsweise das Herzinfarktrisiko in der Gesellschaft wieder steigen. Außerdem freut sich natürlich auch die Umwelt über jeden Radfahrer.

Das dritte große Argument in der Debatte: Mit einem Helm auf dem Kopf könnten sich viele Radfahrer deutlich sicherer und geschützter fühlen – aus diesem Grund könnte sich deren Risikobereitschaft erhöhen. Dadurch würden am Ende aber keine Unfälle vermieden werden.

2022 sind im Berliner Straßenverkehr 7450 Fahrradfahrer verunglückt.
2022 sind im Berliner Straßenverkehr 7450 Fahrradfahrer verunglückt.Gerd Engelsmann

Sollte man einen Helm tragen? So viele Fahrradunfälle gibt es in Berlin!

Völlig klar: Die Verkehrsverwaltung empfiehlt aus Gründen der Verkehrssicherheit, einen Schutzhelm zu tragen. Gerade in Berlin sollte sich jeder Radfahrer überlegen, ob er sich nicht besser gegen mögliche Kopfverletzungen schützen sollte. Immerhin gehören Stürze und Unfälle mit dem Fahrrad in der Hauptstadt zum Alltag! Regelmäßig gibt es Schlagzeilen, dass ein Pkw- oder Lkw-Fahrer mal wieder einen Radfahrer übersehen hat.

Auch die Zahlen belegen: In Berlin in einen Fahrradunfall zu geraten, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich! So hat Statista erhoben: Im Jahr 2022 sind im Berliner Straßenverkehr ganze 7450 Fahrradfahrer verunglückt – das waren deutlich mehr als im Vorjahr. Zehn der Verunglückten sind infolge des Unfalls verstorben.

Tipp für Helmmuffel

Wer keine Lust hat, einen handelsüblichen Fahrradhelm zu tragen, könnte vielleicht auf die folgende Option zurückgreifen: den Airbag fürs Fahrrad! Auch in Berlin sieht man immer mehr Radfahrer mit dem ulkigen Halsschlauch umherflitzen.

Zur Erklärung: Bei der Helm-Alternative handelt es sich um eine Art Halskrause, die einen Airbag beinhaltet. Wie das funktioniert? Wenn der Fahrer aus dem Gleichgewicht kommt und fällt, soll der Airbag dank seiner Sensoren auslösen – und den Kopfbereich mit einem sicheren Kissen schützen. 

So sieht ein ausgelöster Fahrrad-Airbag aus.
So sieht ein ausgelöster Fahrrad-Airbag aus.Stefan Zeitz/Imago Images

Doch der ADAC warnt: Der Airbag-Helm schützt nicht bei jedem Unfallszenario! Eine Kollision mit beispielsweise einer Lkw-Tür oder einem Lkw-Spiegel würden die Sensoren nicht unbedingt rechtzeitig erkennen. Was ebenfalls gegen die Helm-Alternative spricht? Die Airbags sind sehr schwer und außerdem teuer: Die günstigste Variante gibt es erst ab 300 Euro zu kaufen.