Der Bahnhof unter dem BER-Flughafen
Der Bahnhof unter dem BER-Flughafen imago/Rüdiger Wölk

Es wird wieder gereist, am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) steigen die Passagierzahlen. Doch ausgerechnet jetzt ist das Zugangebot zum neuen Airport der Hauptstadt-Region ausgedünnt worden. „Endlich gibt es wieder mehr Flugziele, und die Menschen wollen in den Urlaub fliegen. Aber derzeit fahren weder der Flughafenexpress FEX, noch der RE7, noch die RB14 zum Flughafen“, sagt Matthias Winkler aus Spandau, der am Dienstag zum BER fuhr, und ärgert sich. „Das ist unhaltbar.“

Die S-Bahn verkehrt zwar wie gewohnt – doch die braucht deutlich mehr Zeit als der schnelle Regionalverkehr. Und dann sind da noch die Intercitys der Linie Rostock–Dresden, die ebenfalls den neuen BER-Bahnhof ansteuern. Sie halten in Berlin am Gesundbrunnen, am Hauptbahnhof sowie am Südkreuz und dürfen zum Flughafen auch mit BVG- sowie anderen Tickets des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) genutzt werden. „Allerdings fahren diese Züge nur alle zwei Stunden“, so Winkler.

Ein Blick ins Internet zeigt, dass dieser Zustand einige Zeit lang andauern wird. So fällt der Flughafenexpress FEX, der laut Fahrplan regulär vom Berliner Hauptbahnhof 30 Minuten und vom Ostkreuz sogar nur 15 Minuten zum neuen unterirdischen Bahnhof unter dem BER-Terminal 1-2 braucht, bis zum späten Abend des 18. Juli aus. Grund sind laut Bahn „Arbeiten am Gleis in Grünau“.

Auch Pendler sind von den Bauarbeiten betroffen

Die Züge der Regionalexpresslinie RE7, die zwischen Dessau und Wünsdorf-Waldstadt verkehren, fahren bis zum Mittag des 18. Juli nicht zum neuen Flughafenbahnhof. Hier sind Weichenbauarbeiten der Grund. Diese Züge werden umgeleitet und halten in dieser Zeit am Bahnhof BER – Terminal 5, der Station am früheren, seit Februar geschlossenen Flughafen Schönefeld. Dort müssen die Passagiere den Bahnsteig wechseln, um mit der S-Bahn zum neuen BER-Bahnhof weiterzufahren – umständlich.

Die RB14, die aus Nauen und Falkensee im Landkreis Havelland kommt, fährt sogar bis zum 30. Juli nicht zum Flughafen, wie die Bahn im Internet mitteilte. Die stark genutzte Linie endet solange in Spandau, wo am Ostkopf des dortigen Bahnhofs acht Weichen erneuert werden. „Damit fällt auch eine Verbindung, die von vielen Pendlern genutzt wird, innerhalb von Berlin weg“, sagt Winkler.

Fahrgastverband Pro Bahn fordert mehr direkte Züge Berlin-Cottbus

Wie berichtet ist die direkte Bahnverbindung von Berlin in den Spreewald ebenfalls unterbrochen – bis zum 10. September. Südlich von Königs Wusterhausen wird ein fünf Kilometer langer Streckenabschnitt, der durch mooriges Gebiet verläuft und sich als instabil erwies, neu gebaut. Die Bahn hat einen Schienenersatzverkehr eingerichtet. Nicht nur Pendler, sondern auch viele Berliner Ausflügler sind betroffen. So hat sich zum Beispiel die Reisezeit zwischen Berlin-Alexanderplatz und Lübbenau mehr als verdoppelt: von bisher 53 auf mindestens knapp hundert Minuten.

Außerdem setzt die Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG) Direktzüge ein, die zwischen Berlin und Cottbus ohne Halt verkehren und die Baustelle umfahren. Doch es gibt nur zwei Fahrten pro Tag – zu wenige, wie nun bemängelt wird.

„Eine Baumaßnahme, die nun vollständig auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen wird“, bemängelte der Fahrgastverband Pro Bahn am Dienstag. „Die aktuelle Streckensperrung bedeutet für zahlreiche Pendler deutlich längere Reisezeiten und umständliche Reisewege.“ Peter Cornelius, Vorsitzender des Landesverbands Berlin-Brandenburg, bezeichnete dieses Ersatzkonzept als „völlig unzureichend“. „Bei der vorangegangenen Streckensperrung zwischen Königs Wusterhausen und Lübbenau vor zehn Jahren wurde ein zweistündlicher Direktverkehr für den RE2 auf der Umleitungstrecke über Finsterwalde angeboten“, hieß es. Die Züge hielten unterwegs in Calau und waren dort optimal auf Anschlüsse von und zu den Zügen Richtung Lübbenau und Senftenberg ausgerichtet.

Der Fahrgastverband forderte, den Umleitungsverkehr der ODEG auszuweiten und mehr direkte Regionalexpresszüge zwischen Berlin und Cottbus einzusetzen. „Unsere Mindestforderung ist die Verlängerung der Montag bis Freitag verkehrenden fünf Züge des RE5 Berlin–Finsterwalde bis Cottbus mit Halt in Calau“, so Pro Bahn. „Die Züge des RE5 haben mehrmals am Tag im Bahnhof Finsterwalde eine längere Aufenthaltsdauer von fast zwei Stunden, ausreichend Zeit für die Verlängerung. Außerdem sollten diese Züge in für den Ausflugsverkehr passenden Zeitlagen auch am Wochenende angeboten werden, mit Anschluss Richtung Spreewald.“