Erklärungsversuch vom Psychologen: Darum tragen immer weniger Menschen Masken in Berlins Bussen und Bahnen
Eigentlich gilt noch immer die Pflicht zum Tagen einer FFP2-Maske, doch immer weniger halten sich daran.

Ja, sie gilt noch: die allgemeine Pflicht, in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske zu tragen. Ganz konkret ist in den Berliner S- und U-Bahnen das Tragen einer FFP2-Maske vorgeschrieben, schließlich ist der ÖPNV ein Ort, der nicht nur freiwillig aufgesucht wird, sondern den Menschen nutzen müssen, um von A nach B zu kommen – das gilt auch für Risikogruppen und ihre Kontaktpersonen. Und doch sinkt offenbar (nicht nur) in der Hauptstadt die Bereitschaft, weiterhin eine Maske zu tragen.
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Laut BVG ist diese seit Mai dramatisch gesunken. Nur noch 70 bis 80 Prozent würden eine Maske tragen, teilten die Verkehrsbetriebe mit. Doch warum ist das so? Dieser Frage hat sich der RBB versucht mit Stephan Grünewald zu nähern. Den 61-Jährigen könnten aufmerksame Zuschauer aus der Talkshow mit Markus Lanz kennen, wo er immer wieder zu Gast ist. Grünewald ist Psychologe und leitet das Rheingold-Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen. Das forschte zuletzt auch zur Corona-Pandemie. Bis Juni 2021 saß Grünewald auch im Expertenrat Corona in NRW.
Psychologe: Darum tragen immer weniger Menschen Masken im ÖPNV
Dass immer mehr Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Tragen von Masken verzichten, führt er auf verschiedene Dinge zurück. Da sei beispielsweise der Sommer, der für Unbeschwertheit stehe und in dem man eben Krieg, Energiekrise und Corona ausblende. „Man trägt T-Shirts und kurze Hosen – und will auch seinen Mund nicht gern bedecken“, so Grünewald. Dass nach Impfungen, mehreren Mutationen und einem ganz anderen öffentlichen Fokus die „unmittelbare Bedrohung“ nicht mehr so gegeben sei wie zu Beginn der Pandemie, tue ihr übriges.

Die Unbeschwertheit sei aber nur bei einem Teil der Menschen ohne Maske ein Grund, bei anderen sei es schlicht und einfach ein „Statement“, so Grünewald. „So kann man sich und der Welt demonstrieren, dass man von den Corona-Regeln nichts hält und dass man sie für nicht mehr notwendig erachtet“, erklärte der Psychologe dem RBB. „Diese Menschen wollen anecken.“
Psychologe: Maskenverweigerer wollen andere Menschen motivieren
Zudem sei das Nichttragen einer Maske auch ein Erkennungszeichen, die andere Menschen veranlassen soll, ihre Maske auch abzunehmen oder gar nicht erst aufzusetzen. Diese Effekte seien vor allem in dem Lager derer zu beobachten, die die Maske von Beginn an nicht als Schutzinstrument, sondern als „Maulkorb“ erlebt hätten.
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Dennoch glaubt Grünewald, dass im Herbst und Winter wieder mehr Menschen bereit sein werden, im ÖPNV eine Maske aufzusetzen, schlicht weil die Situation eine andere, weniger unbeschwerte sei. „Da trägt man Handschuhe, Schal und Mütze. Da gilt ein ganz anderer Dresscode. Da passt auch die Maske rein“, sagt er.