Ein neuer Lokführer für die Berliner Verkehrspolitik
Der neue Abgeordnete kennt sich mit der Verkehrsproblematik zwischen Berlin und Brandenburg nicht nur durch den erlernten Beruf, sondern auch als gebürtiger Uckermärker aus.

Die Berufsbezeichnung in der Liste der neuen Berliner Abgeordneten fällt auf: Lokführer steht da unter dem Foto von Mathias Schulz (36, SPD). Mit ihm hat das am Donnerstag erstmals zusammengetretene neue Abgeordnetenhaus jetzt einen Verkehrsexperten, der sich unmittelbar mit den Problemen des Personenverkehrs in und um die Hauptstadt auskennt. Dass er zusätzlich Jurist ist, kann da nur helfen.
„Ich kann gleich zwei Erfahrungen einbringen“, meint Schulz, der als direkt gewählter Weddinger Kandidat neu ins Parlament eingezogen war. Denn er ist nicht nur Eisenbahner, sondern weiß als gebürtiger Uckermärker, dass die Verbindungen zwischen Berlin und Brandenburg ausbaufähig sind.
Im Verkehrsausschuss und im Ausschuss Bund/Europa, der für die Kontakte mit Brandenburg zuständig ist, will Schulz dafür eintreten, dass der Verkehr zwischen der Innenstadt und den Außenbezirken, aber auch zwischen den Bundesländern so organisiert wird, dass er auch genutzt wird. Insgesamt müsse die Kooperation besser werden, weil man beim Verkehr, aber auch bei der Energie und der Wasserwirtschaft „der Großraum Berlin nicht zu denken ist“.

Was das Bahnangebot nach Brandenburg angeht, müssten die Taktverbindungen verbessert, die Frequenz der Züge erhöht werden: „Ein Zug, der nicht fährt, kann niemanden mitnehmen. Die Verbindungen müssen so gut werden, dass man beispielsweise in Oranienburg gar nicht auf die Idee kommt, nach Berlin mit dem Auto zu fahren.“
Schulz, der in Berlin meist mit dem Rad unterwegs ist, sein Auto in aller Regel stehen lässt, sieht neben der Verbesserungen für Radfahrer als ein wichtiges Ziel, endlich zu klären, was Berlin sich für die stillgelegte Stammbahn zwischen Berlin und Potsdam vorstellt. Die Noch-Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) hatte sich noch nicht festgelegt, ob man sie als S- oder als Regionalbahn wiedererrichtet soll. Der neue Abgeordnete ist der Auffassung, es solle eine Regionalbahn sein.
Sein Faible für die Bahn rührt aus frühester Kindheit: „Schon mit sechs Jahren wollte ich Lokführer werden.“ Und es blieb dabei: Er machte nicht Abitur, sondern schloss die Schule in der Uckermark mit der 10. Klasse ab. In Berlin begann er 2001 die Lehre, wurde dann im Regionalverkehr der DB eingesetzt, unter anderem auf der Verbindung nach Rostock.
Allerdings suchte er dann 2005 das Weite: Seinerzeit stand die Bahnprivatisierung im Raum, und die Aussichten seien nicht gut gewesen. Er machte das Abitur nach und studierte in Potsdam Jura. 2006 war er in die SPD eingetreten - naheliegend, weil er zuvor Jugendvertreter im Betrieb und Mitglied der Eisenbahnergewerkschaft EVG war.Neben dem Abgeordnetenmandat wird er weiter im Bundesverkehrsministerium arbeiten, wo er in der Abteilung für Eisenbahnpolitik tätig ist. Dann allerdings in Teilzeit.