Wer soll das bezahlen?

Drama um das Deutschlandticket: Berlin kritisiert Finanzierungsplan!

Der Bundesverkehrsminister will den Bund das Deutschlandticket bald nicht mehr bezahlen lassen – Berlin und Brandenburg üben jetzt scharfe Kritik.

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Wer soll das Deutschlandticket bezahlen? Um diese Frage streiten sich aktuell Bund und Länder.
Wer soll das Deutschlandticket bezahlen? Um diese Frage streiten sich aktuell Bund und Länder.Hannes P. Albert/dpa

Alle lieben das Deutschlandticket! Kein Wunder: Für 49 Euro mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchs ganze Land fahren, ist wirklich ein guter Deal. Den nutzen auch viele – rund elf Millionen Menschen haben seit Mai 2023 bereits ein Abo abgeschlossen. Doch eine perfekte Lösung ist das Deutschlandticket nicht, denn: Die Frage der Finanzierung sorgt für Streit!

Bisher war es so geregelt, dass Bund und Länder sich die Mehrkosten für das vergünstigte Ticket teilen. So sollte es bis 2025 weitergehen. Doch vor ein paar Wochen kündigte der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) an, dass der Bund mittelfristig aus der finanziellen Pflicht genommen werden soll. Wer sich jetzt tierisch darüber aufregt? Ute Bonde. Sie ist die Geschäftsführerin vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg.

Hat der Verkehrsminister sein Versprechen gebrochen?

Via RBB ärgert Bonde sich jetzt: „Herr Wissing, der Bundesverkehrsminister, war derjenige, der das Deutschland-Ticket für 49 Euro eingeführt hat, und die Länder haben dann gesagt: ‚Okay, wir tragen die Hälfte der Kosten mit.‘ Der Bund kann nicht eine Partnerschaft eingehen und sich nach vier Monaten aus dieser Partnerschaft wieder herausstehlen. Das geht nicht. So verhält man sich nicht.“ Harte Worte von der VBB-Chefin!

Während die Mehrkosten im Jahr 2023 noch „gerecht“ zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werden sollen, möchte der Bundesverkehrsminister in den Folgejahren sparen – das wären immerhin rund zwei Milliarden Euro, die der Bund nicht mehr beisteuern würde.

Bonde stichelt weiter: „Diese zwei Milliarden sind irgendwie sehr zufällig genau die Summe, die der Bund eigentlich beitragen müsste, um das Deutschland-Ticket für 49 Euro weiter anbieten zu können ...“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing steht in der Kritik, was die Finanzierung des Deutschlandtickets angeht.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing steht in der Kritik, was die Finanzierung des Deutschlandtickets angeht.Britta Pedersen/dpa

Verkehrsminister wehrt sich entschieden: Lügt die VBB-Chefin?

Doch Volker Wissing lässt sich die Vorwürfe der VBB-Chefin nicht gefallen – und schlägt mit ebenso harten Worten zurück: „Frau Bonde schwindelt“, betont er am Montag gegenüber dem RBB24 Inforadio.

Doch was meint er damit? Laut Wissing gebe es längst eine Vereinbarung mit den Ministerpräsidenten und der Bundesregierung, was die Finanzierung für 2023 und 2024 angehe. Diese Absprache sei auch Ute Bonde bekannt. Daher halte er es für eine „etwas ungewöhnliche Vorgehensweise von der VBB, solche Dinge in die Welt zu setzen“.

Mehr Gegenwind für Wissing

Aber die VBB-Chefin ist nicht die Einzige, die sich über die Pläne des Bundesverkehrsministers aufregt! So beteuert Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU): „Es kann nicht sein, dass die Länder für eine Idee des Bundes künftig auf den Mehrkosten sitzen bleiben sollen.“

Um den ÖPNV attraktiv zu machen, brauche es in erster Linie ein gutes Angebot, so Beermann. Dafür müsse der Bund „endlich“ die Mittel an die Länder erhöhen, damit die deutlich mehr Leistungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen und mehr in die Infrastruktur investieren könnten.

Auch die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner kritisiert den Bundesverkehrsminister Wissing.
Auch die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner kritisiert den Bundesverkehrsminister Wissing.Christophe Gateau/dpa

Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) weist die Kritik des Bundesverkehrsministers ebenfalls zurück. Auch sie fordert, die 50:50-Finanzierung müsse weiterhin Grundlage sein: „Dafür werde ich mich einsetzen. Ich denke, da kann ich auch ganz klar davon ausgehen, dass meine Länderkollegen sich dafür einsetzen werden, weil natürlich muss auch jeder seinen Anteil an Mehrkosten, die immer automatisch durch Energie, Personalkosten etc. auftreten, weiterhin dann tragen.“

Droht dem Deutschlandticket das Aus?

Doch was heißt dieser Streit jetzt für die Zukunft des Deutschlandtickets? Wer wird am Ende blechen? Könnte das beliebte Abo frühzeitig wieder abgeschafft werden? Diese Fragen stellen sich jetzt viele Fahrgäste. Bisher gibt es leider keine klaren Antworten. Man sollte das 49-Euro-Ticket wohl einfach genießen, solange es angeboten wird.

Auch auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) werden die neuesten Entwicklungen zum Thema Deutschlandticket fleißig diskutiert. Ein User ätzt: „Das war doch klar, dass das auf Dauer niemand bezahlen will! Die werden uns das Abo wieder wegnehmen und ich werde nicht überrascht sein.“ Ein weiterer jammert: „Bitte lasst uns das Deutschlandticket! Autos sind so teuer geworden, Bahn kann sich auch bald kein Mensch mehr leisten.“