Einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Berlin: das Autobahndreieck Funkturm neben dem ICC (links)
Einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Berlin: das Autobahndreieck Funkturm neben dem ICC (links) Foto: Imago/Joko

Ein paar Jahre werden noch vergehen, bevor die Bagger starten. Doch sicher ist, dass dann eine schwere Zeit auf die Autofahrer zukommen wird. „Sie müssen mit erheblichen Belastungen rechnen“, sagte Andreas Irngartinger am Dienstag. Der Ingenieur ist Bereichsleiter bei der Deges, die für den Bund und die Länder Autobahnprojekte plant und verwirklicht.

Eines der größten Vorhaben ist der Umbau des Dreiecks Funkturm. Nördlich davon betreut die Deges aber noch weitere Projekte entlang der Stadtautobahn: So wird die Rudolf-Wissell-Brücke neu gebaut und die Autobahn A111 bis weit nach Tegel saniert. Nun teilte die Deges mit, dass die drei Großprojekte gleichzeitig realisiert werden und eine kilometerlange Kette von Baustellen entstehen wird. Und das bedeutet laut Irngartinger: „Wir werden um erhebliche Verkehrsbehinderungen nicht herumkommen“ – voraussichtlich acht Jahre lang.

„Eine Operation am offenen Herzen“: So hat der ADAC das Bauvorhaben, das im Schatten des ICC stattfinden wird, einmal bezeichnet.

In den vergangenen 55 Jahren ist das Dreieck Funkturm in Charlottenburg, an dem die Avus auf den Stadtring stößt, zu einem der wichtigsten Knotenpunkte Berlins herangewachsen. Seit Anbeginn hat sich der Verkehr verzehnfacht, auf 230 000 Kraftfahrzeuge pro Tag, wie Andreas Irngartinger berichtete.

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Der wachsende Verkehr hat die insgesamt 1,9 Kilometer langen Fahrbahnen und die 25 Brücken verschlissen. „Die Infrastruktur ist über die Maßen sanierungsbedürftig. Aber sie kann nicht mehr saniert werden“, so der Bereichsleiter. Ein Umbau, der im Grunde ein Neubau ist, wird vorbereitet.

Nach dem aktuellen Stand soll das Planfeststellungsverfahren, an dessen Ende die Genehmigung steht, nun Ende des kommenden Jahres beginnen. „Frühestens 2023 ist mit ersten vorbereitenden Bautätigkeiten zu rechnen“, sagte Projektleiter Burkhard Pott. Im Jahr darauf soll es dann richtig losgehen: „Für 2024 rechnen wir mit dem Beginn des Straßen- und Brückenbaus.“ Die Fertigstellung des neuen Autobahndreiecks wird für 2032 erwartet – „frühestens“, wie Pott betonte.

So soll das Dreieck Funkturm aussehen, wenn es fertig ist.
So soll das Dreieck Funkturm aussehen, wenn es fertig ist. Computersimulation: Deges

„Planungsprämisse ist, dass die Zahl der Fahrstreifen während der Bauarbeiten erhalten bleibt“, sagt Andreas Irngartinger. Das gelte auch für die Projekte Rudolf-Wissell-Brücke und A111. Trotzdem werden die Baustellen in den Verkehr eingreifen: „Gerade am Dreieck Funkturm wird es viele Provisorien geben.“ Dann werden die Fahrzeuge über „Behelfsautobahnen“ geleitet – dort gehe es langsamer voran. Um die Lage rund um die Anschlussstelle Kaiserdamm zu entspannen, werde dort während des Baus ein Einbahnstraßenring eingerichtet.

Diskussionen mit Anwohnern und Politikern haben das Großprojekt bereits verzögert. Zwar konnten die Planer einen Wunsch im Frühjahr erfüllen: Die neue Anschlussstelle Messedamm, die sich künftig auf der Avus befinden wird, wurde auf den Plänen von der Siedlung Eichkamp abgerückt. Der Siedlerverein Eichkamp hatte gegen das Ursprungskonzept protestiert. 

Kosten könnten steigen

Ein anderer Streitpunkt ist allerdings geblieben – und er könne auch nicht beseitigt werden, hieß es am Dienstag. Bürger bemängeln, dass sieben Zu- und Abfahrten entfallen. Dadurch würden nicht nur die verbleibenden Anschlussstellen Messe- und Kaiserdamm, sondern auch die dorthin führenden Straßen stärker belastet.

Deren Anlieger wären die Leidtragenden. „Aus Sicht der Betroffenen (Bezirk, Messe, Anwohner) berücksichtigt die gegenwärtige Planung die Interessen der Stadt nicht ausreichend“, heißt es in einem Brief an die Fraktionen des Abgeordnetenhauses. „Die zentrale Forderung ist es, je eine Ein- und Ausfahrt vom Stadtring zur Halenseestraße/Messedamm aufrechtzuerhalten.“

Doch die Deges bekräftigte, dass es in dieser Hinsicht bei der Planung bleibt. „Da besteht für uns kein Handlungsspielraum“, sagte Andreas Irngartinger. Die jetzigen Zu- und Abfahrten seien derzeit das größte Verkehrssicherheitsproblem in diesem Bereich, sekundierte Burkhard Pott. „Sie schränken die Leistungsfähigkeit ein und tragen zu einer Unfallhäufung bei. Wir können diese Defizite nicht wieder herstellen.“ Während zweier „Themenwerkstätten“, zu denen sich mehr als 300 Bürger angemeldet hatten, wollen die Planer am Dienstag und Mittwoch den Stand des Projekts erläutern.

Corona hat das Vorhaben bisher kaum beeinträchtigt, hieß es. Die Kosten könnten sich aber noch ändern, sagte Projektleiter Pott. Derzeit beziffert er sie auf 295 Millionen Euro. Aber dabei werde es voraussichtlich nicht bleiben. In den nächsten Monaten werde die Kalkulation angepasst.